short biography

Diane Arbus, geboren 1923 in New York, gestorben 1971 in New York (Selbstmord) fotografierte Außenseiter der Gesellschaft. Sie lehrte Fotografie an der Rhode Island School of Design in New York und nahm 1972 an der Biennale in Venedig teil.


Fotografie, Fotoporträts, Fotoreportagen für Magazine

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Die Fotografien von Diane Arbus zeichnen sich durch ihre unmittelbare räumliche und persönliche Nähe zwischen Fotografin und abgebildeter Person aus. Häufig sind ihre Gesichter close-up oder als Schulterstück zu sehen, gelegentlich auch so entfernt, dass die ganze Figur sichtbar ist, doch nie weiter als eine Raumlänge entrückt. Die Nähe zu ihren Figuren ist das Hauptanliegen der Künstlerin, um das Andersartige wie das „Allzumenschliche“ zu fokussieren. Die Menschen auf den Fotografien posieren in ihrer gewohnten Umgebung, seien dies das Wohn- oder Hotelzimmer, die Garderobe eines Nachtclubs oder die Liegewiese einer Nudistengemeinschaft. Die eingenommenen Positionen changieren in Emotionen auf der Skala von Gleichgültigkeit über Begeisterung bis hin zu Stolz und Exibithionismus. Starke Hell-Dunkel-Kontraste sowie die klare Abgrenzung von scharfem Vorder- und undeutlichem Hintergrund verstärken das irritierende Moment, das den „normalen“ Menschen eine surreale Note verleiht. Die „Identical Twins, Roselle, N.J.“ von 1966 erscheinen wie gespenstische, siamesische Zwillinge, der Junge mit der Spielzeuggranate (1962) grimassiert wie ein Geisteskranker. Die Teilnehmer des „Society Ball“ (1963) scheinen einem Horrorfilm entstiegen zu sein. Den Personen, die sich abseits der Sphäre der Normalität bewegen, schafft Diane Arbus eine Bühne, auf der diese den Facettenreichtum ihrer Existenz ausleben können. Drag Queens zeigen sich in ihren ganz persönlichen Lebenssituationen (A young man in curlers at home on West 20th Street, New York City, 1966) oder in Posen, die auf ihre Rolle als Halbweltcharakter anspielen (Seated man in a bra and stockings, New York City, 1967). Bardamen zeigen sich in geradezu spießigem Habitus und Stripperinnen geben sich abwartend. Diese Fotografie, die gleichermaßen dokumentarisch, voyeuristisch und wertfrei agiert, wird bereits früh gewürdigt. Arbeiten von Diane Arbus werden 1967 neben denen von Gary Winogrand und Lee Friedlander Teil der Ausstellung „New documents“ im Museum of Modern Art New York. Ihr Einfluss erreicht darüber hinaus nachfolgende und spätere Generationen von Fotografen, als sie Mitte der Sechziger Jahre an der Parsons School of Design, der Rhode Island School of Design, und The Cooper Union School of Art zu unterrichten beginnt. Während dieser Zeit entsteht die Serie „Untitled“ die Arbus von 1969 bis zu ihrem Tod 1971 beschäftigt und die eindringlichsten Arbeiten ihres Schaffens hervorbringt. Protagonisten sind die Bewohner von Heimen für geistig Behinderte, die, zumeist durch Masken anonymisiert, ihre Position in der Gesellschaft sowie die zueinander zum Ausdruck bringen. In dieser Serie kulminiert der unbedingte Wille zur Selbstdarstellung sowie die brutale Unmittelbarkeit, mit der der Betrachter an eine für ihn fremde Welt herangeführt wird.


Stephanie Zaar, kunstaspekte 2011

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