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Die Ausstellung beleuchtet den spielerischen Gehalt der Kunst und das Potenzial der Verbindung von Kunst und Spiel in einem größeren kunsthistorischen Rahmen. Faites vos jeux! zeigt, dass das spielerische Denken und eine experimentelle Haltung wesentliche Aspekte der Kunst des 20./21. Jahrhunderts sind. Das Spiel bietet die Chance, sich auszuprobieren und neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Die generelle Verbindung von Kunst und Spiel besteht darin, dass beide auf einem eigenen Spielfeld mit selbst gesetzten, und immer wieder neu interpretierten Grenzen und Regeln agieren. Der Künstler ist so nicht nur ein ergebnisorientiert handelnder homo faber, sondern vor allem ein kreativ das Feld seiner Möglichkeiten ausschöpfender homo ludens.

Die spezifischen Verbindungen von Kunst und Spiel bilden zugleich die Leitkategorien für die Auswahl der Werke in der Ausstellung: Regelbezug und Regelverletzung, das Aufstellen neuer Regelsysteme, das Erkunden des Wechselspiels von Zufall und Notwendigkeit; die Bricollage, der Einbezug von Kinetik und das Einrichten von Versuchsanordnungen; das Erproben von Handlungsstrategien; das Potenzial der Kindheit mit seiner Entdeckungslust; das Rollenspiel. Das heißt, es geht auch darum, Handlungsspielräume bereit zu stellen. Die damit verbundene Erweiterung des Kunstbegriffs propagieren schon zu Anfang des 20. Jahrhunderts die Dadaisten und Surrealisten, die mit Sprach- und Zeichenspielen, Collage, Rollenspielen und Performances, Satire und Persiflage künstlerische Konventionen zersetzten und ihr Publikum unmittelbar ansprechen. Die Idee des »offenen Kunstwerks« führt diese Tendenz zur Entgrenzung in den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts fort, hier sind besonders die Werke und Aktionen der mit Fluxus und Intermedia verbundenen Künstler zu nennen. Das Publikum wird nun im Sinne einer Verbindung von Kunst und Leben noch stärker involviert und zum Mitspielen aufgefordert. Die Werke werden interaktiv ausgerichtet. Diese Ansätze wirken bis in die heutige Kunstproduktion fort, wo das partizipative Element einen besonderen Stellenwert hat.

„Nicht alle Künstler sind Schachspieler, aber alle Schachspieler sind Künstler“ sagte Marcel Duchamp einmal. Das Spiel Schach ist eines der Leitmotive der Ausstellung. Besonders hinweisen möchten wir auf zwei interaktive Projekte. Zum einen hat die Fluxus-Künstlerin Takako Saito das Konzept für ein „Klangschach“ entwickelt, das von Kindern aus Kursen der Jugendkunstschule am Tag der Eröffnung, am Sonntag, 12. Februar ab 15 Uhr, hergestellt und gespielt wird. Hier werden die Schachfiguren nicht visuell in ihren personifizierten Rollen unterschieden, sondern es wird das Gehör zur Unterscheidung gefordert.

Das zweite Projekt ist Roland Stratmanns „Gemischtes Doppel“. Ein unter die Decke gespanntes Schachbrett mit hängenden Fahnen-Figuren verändert die Spielkonstellationen von Tag zu Tag. Die Korrespondenzschachpartie wird von zwei Teams bestritten: Kuba/USA gegen Israel/Marokko. Diese ungewöhnliche Spielkonstellation setzt sich über politische Grenzziehungen hinweg und erweitert das strategische Spiel zu einem kommunikativen Ereignis. Schachbegeisterte können die Partie auf dem Webserver der International Correspondence Chess Federation (ICCF) verfolgen: http://iccf-webchess.com/

„Faites vos jeux!“ zeigt Arbeiten von: Hans Arp, Gustavo Artigas, Hugo Ball, Hans Bellmer, Alighiero Boetti, Christian Boltanski, Monika Brandmeier, George Brecht, Marcel Broodthaers, John Cage, Alexander Calder, Lygia Clark, Stefan Demary, Marcel Duchamp, Öyvind Fahlström, Robert Filliou, Fischli & Weiss, Raoul Hausmann, Hannah Höch, Carsten Höller, Laurel & Hardy, Zbigniew Libera, Axel Lieber, George Maciunas, René Magritte, Paul McCarthy, Meret Oppenheim, Tony Oursler, Takako Saito, Arnold Schönberg, Kurt Schwitters, Cindy Sherman, Roman Signer, Roland Stratmann, Jean Tinguely, Stephen Wilks, Tomma Wember.

Die Ausstellung wurde kuratiert von Nike Bätzner, Berlin, in Zusammenarbeit mit Eva Schmidt, Museum für Gegenwartskunst Siegen.

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