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Zu den Erfindungen unserer modernen Gesellschaft gehoören Urlaub und Tourismus. Am liebsten zweimal pro Jahr wollen die meisten Menschen ihre eigene Heimat für eine gewisse Zeit mit einem exotischen oder utopischen Ort tauschen. Exotisch, weil es in der Ferne immer irgendwie 'anders' ist. Utopisch, weil es nie dem eigentlich Gewünschten entspricht. Zum Glück steht eine funktionierende Tourismusindustrie zur Verfuügung, um alles nach Wunsch verlaufen zu lassen.

Mit seiner Ausstellung „on tour“ eignet sich Stefan Beuchel die Mechanismen und Methoden des Reisens an und transformiert sie auf eine konzeptuell-plastische Weise, die sich ironisch mit dem Thema auseinandersetzt. Obwohl schon in früheren Arbeiten des Künstlers parallele Gedanken auftauchen, gibt es mit dieser Ausstellung eine neuartige und vielschichtige Artikulation. Mittels Kulissen entwickelt Stefan Beuchel ein 'environment', das die simulacra des Tourismus dekonstruiert. Der Künstler konfrontiert den Betrachter (und auch Tourismus hat immer mit Betrachten zu tun) mit seinen eigenen Wahrnehmungsmechanismen und Integrationstechniken. Architektonische Körper werden zu zweidimensionalen Stellwänden. Sprache wird hier als eine Folge von Wörtern dargestellt, mit denen man auch noch sein Essen bestellen kann. Im Zentrum der Arbeit Lektion 1 steht eine begehbare Simulation von typischen Orten, die in Sprachlernbüchern das Umfeld für die Dialoge bilden. Die großformatigen Kulissen erzeugen in ihrer Gesamtheit verschiedene Blickwinkel und Raumeindrücke.

Anweisungen zum Fotografiert-Werden ist eine Bestandsaufnahme typischer Stellungen von Fotografierten. Nicht das fotografische Endprodukt, sondern die Umstände seiner Entstehung sind von Bedeutung. Al Bar bezieht sich auf den Prozess des Erlernens einer Sprache. Audio- Lernkassetten sind derart verändert und komprimiert, dass sich die Lerndauer auf ein Minimum von ca. fünf Minuten verkürzt. Dabei entsteht der akustische Eindruck einer belebten Bar. Passend zu den Hörprogrammen gibt es mit Sehenswürdigkeiten bestickte CD-Tragetaschen und T-Shirts.

Mit dieser Ausstellung „on tour“ macht Stefan Beuchel das eigentliche Reisen zur Sehenswürdigkeit. Er erweitert Reiseerlebnisse zu einer fast grotesken Erscheinung. Neben der Übernahme von Tourismusvokabular ist diese Arbeit zugleich eine kritische Befragung, wie wir in unserer globalisierten Gesellschaft mit dem anderen umgehen. Sage mir, wie du reist, und ich sage dir, wer du bist. Pressetext

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Stefan Beuchel - on tour