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Eröffnung: Donnerstag, 19. Juni, 19 Uhr

Die internationale Ausstellung "Soziale Diagramme" im Künstlerhaus Stuttgart vereint historische Dokumente und zeitgenössische künstlerische Projekte, die sich mit komplexen gesellschaftlichen Systemen befassen. Die in der Ausstellung vorgestellten Werke erforschen die Dynamiken sozialer Interaktionen. Sie fragen nach der Bedeutung gestalterischer Praktiken für die Funktionsweise sozialer Beziehungen. In welcher Relation stehen individuelle Bedürfnisse und die Organisation gemeinschaftlicher Räume? Was sind mögliche Funktionen von Autorschaft, von Informationen und von Machtverhältnissen in Gestaltungsprozessen?

Die Ausstellung gibt einen Einblick in die lebhaften methodischen Debatten, mit denen seit den frühen 1960er Jahren versucht wurde, die gesellschaftliche Entwicklung in zunehmend komplexen Modellen zu fassen. Zurzeit werden solche Ansätze wieder verstärkt von KünstlerInnen und GestalterInnen aufgegriffen, um damit die Funktion von Kommunikation und Kontrolle in gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen zu untersuchen. Die Ausstellung umfasst historische Architekturzeichnungen, Fotografien, Modelle und Videos aus den letzten 40 Jahren sowie Projekte aktuell arbeitender KünstlerInnen und ArchitektInnen.

Die Auseinandersetzungen mit Entwurfsmethodik, die im Zentrum der Ausstellung im Künstlerhaus Stuttgart stehen, stellten bereits seit den 1960er Jahren die Frage, wie belastbare Bezüge der gestaltenden Disziplinen zur Wirklichkeit konstruiert werden könnten. Die zunächst auf Wissenstransfer aus anderen Disziplinen gegründete Auseinandersetzung mit kybernetischen, systemtheoretischen und aus der Wirtschaft abgeleiteten Verfahren wurde bald einer radikalen Politisierung unterworfen. So betrafen spätere Forschungen vor allem die emanzipativen Potentiale direkter Beteiligungsverfahren.

Für das Ausstellungsprojekt "Soziale Diagramme" werden diese Ansätze und ihr Einfluss auf die künstlerische Produktion der Gegenwart im internationalen Maßstab untersucht und vorgestellt. Planungstheorie und Entwurfsmethodik werden dabei als diskursives Feld verstanden, von dem aus Annahmen über die Welt und ihre Repräsentation hinterfragt und spekulative Formen der Interpretation und der Kritik entwickelt werden können.

Beteiligte KünstlerInnen: Anja Abele, Can Altay, An Architektur/Mathias Heyden, Dexter Sinister/Steve Rushton, Marcius Galan, Ryan Gander, Ian Kiaer, Zoe Leonard, Karolin Meunier, Yorgos Sapountzis, Kateřina Šedá, Phillip Taaffe/Thierry Cheverny, Mirjam Thomann, Lan Tuazon, Stephan Willats

Historische Beiträge: Bruce Archer, Arch+, Lucius Burckhardt, Paul Davidoff, Design Methods Group, Emory Douglas, Richard D. Duke, Helga Fassbinder (Sanierungsgruppe Kreuzberg), Allan Feldt, Marc Fester und Nikolaus Kuhnert, Martin Geiger, Ruth Glass, John Habraken / SAR, Studienarbeiten an der Hochschule für Gestaltung Ulm (Dozenten: Bruce Archer, Horst Rittel, Anthony Froschaug, Hans Gugelot, Walter Zeischegg), John Chris Jones, Reiner Kallhardt, Martin Krampen, Helmut Krauch / Studiengruppe für Systemforschung, Projektgruppe Kommunikationstechnik Universität Stuttgart (Claus Dreyer, Harald Ortlieb, Andreas Strunk, Ulrich Bernhardt), Max Lock Centre, Wolf Reuter, Horst Rittel, Sanfte Strukturen, John FC Turner, Anthony Ward

Ausstellungsarchitektur: Andreas Müller. Kuratiert von Jesko Fezer und Axel John Wieder.