press release only in german

02.06.2022 - 07.08.2022

Selbstähnlich: Cihan Cakmak & Moshtari Hilal

Künstlerinnen: Cihan Cakmak, Moshtari Hilal
Kuratorin: Mariam Kamiab

Mit Selbstähnlich: Cihan Cakmak & Moshtari Hilal zeigt basis e.V. Fotografien, Zeichnungen, Video- und Soundarbeiten der zwei Künstlerinnen erstmals gemeinsam in einer Ausstellung. Beide lassen ihre eigene Existenz mittels ihres Körpers, ihrer Erfahrungen und ihren Familienbiographien in ihr Werk einfließen.
Sie widersetzen sich damit gesellschaftlichen Normen, thematisieren Ungleichheiten, Zugehörigkeiten sowie Machtverhältnisse und hinterfragen Stereotype von Weiblichkeit und Schönheit. Die subjektiven Erfahrungen und Ansätze ihrer Arbeiten erlauben so auch die Auseinandersetzung mit kollektiven Erfahrungen und gesamtgesellschaftlichen Strukturen. Auch wenn das Künstlerinnensubjekt in ihren Selbstporträts ganz augenscheinlich im Zentrum der Arbeit steht, tritt in der Gesamtheit der Werke das Persönliche hinter größere Fragestellungen von Fremd- und Selbstbestimmung zurück.

In ihren seriellen Fotografien beschäftigt sich Cihan Cakmak mit den Thematiken von Unterdrückung, Freiheit, den daraus entstehenden Emotionen und dem selbstbestimmten Leben. Durch ihre sensible Bildsprache macht sie deutlich, dass die Inszenierung bei ihr selbst und den Porträtierten nicht zwangsläufig unabhängig und selbstgewählt stattfindet. So ist beispielsweise die Inszenierung von Anderssein vielmehr Ergebnis und Notwendigkeit für den Umgang mit Ausgrenzung, bedingt durch Rassismus, Sexismus, patriarchale Systeme und Klassismus. Das Künstlerinnensubjekt, mit allen Facetten der Verfremdung und Wandelbarkeit, setzt Cakmak stets in Beziehung zum Kollektiven der Gruppe. Sie verortet sich und ihre Erfahrungen etwa in Bezug zu anderen kurdischen Frauen, um so Stereotype und Repräsentation zu untersuchen und als Puzzlestücke einer kollektiven Identität zu hinterfragen. Dabei spielt sie – über das Zeigen, aber eben auch das Verbergen – mit der An- und Abwesenheit von Personen in ihrem Leben, aber auch mit deren Präsenz innerhalb der Gesellschaft.

Moshtari Hilal dient das Selbstporträt, ihre subjektiven Erfahrungen und Erinnerungen als Inspirationsquelle für ihre künstlerische Arbeit. Ihre Selbstporträts gehen über in Familienporträts und den Blick auf die Geschichte dieser Körper in unseren gesellschaftlichen und politischen Systemen. Ihre Zeichnungen setzen die eigene Bildsprache anstelle von stereotypen Darstellungen und hinterfragen so auch unsere Vorstellungen von Schönheit und Hässlichkeit. Versinnbildlicht wird dies oft durch das Motiv der Haare, die in den schwarzweiß- Bildern in ihrer Linienführung besonders hervortreten. Dunkle und starke Körperbehaarung gilt gesellschaftlich als unzivilisiert und unhygienisch und wird zum Hassobjekt moderner Vorstellungen von Weiblichkeit. Während diese Haare in der Realität oft entfernt werden, fügt sie Moshtari Hilal den Körpern in ihren Zeichnungen bewusst in feiner Detailarbeit hinzu. Sie schafft so Darstellungen, die ihr in der Repräsentation von Menschen in den Medien und Bildern fehlten – jedes gezeichnete Haar und jede Linie tritt an die Stelle zensierter und assimilierter Geschichten und Leben.

Trotz der medialen Unterschiede nähern sich Cihan Cakmak und Moshtari Hilal im Rahmen der Ausstellung einander an. Auf inhaltlicher und motivischer Ebene lassen sich Überschneidungen der Details erkennen wie etwa das Spiel mit halbtransparenten Stoffen. Auch medial sind sich die beiden Künstlerinnen ähnlicher als es zunächst scheinen mag. So lösen sich in der Ausstellung die Grenzen der Arbeiten – von den Selbstporträts hin zu Videoarbeiten – auf. Letztlich verdeutlicht dieses Verschwimmen der künstlerischen Positionen, dass die individuellen Ansätze sowohl für sich als subjektive Empfindungen und Erkenntnisse stehen als auch in einen übergeordneten Kontext gesellschaftlicher Erfahrungen eingebettet werden können.

Begleitend zur Ausstellung findet ein Rahmenprogramm bestehend aus Panel, Vortrag und öffentlichen Führungen statt.
7. Juli, 19 Uhr: Panel mit Karosh Taha, Moshtari Hilal und Cihan Cakmak
21. Juli, 19 Uhr: Vortrag von Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan

Mit freundlicher Unterstützung von Hessische Kulturstiftung und Kulturamt Stadt Frankfurt am Main.