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Die Ausstellung "Das nomadische Kriterium" zeigt Installationen, Skulpturen und Fotografien einer sich in beständigem Aufbruch befindlichen Lebenswelt. Diese ist geprägt von der Gleichzeitigkeit unterschiedlichster Räume und Realitäten – das Verbindende ist deren Sprache. Der in Berlin lebende Olaf Holzapfel gehört zu einer neuen Generation von bildenden Künstlern, die diese Räume des Übergangs entdecken und definieren, die das einfache Substantielle im Alltag dieses transformatorischen Lebens suchen. Wie bewegt man sich durch architektonische Räume in Megastädten, wie navigiert man durch den Cyberspace, wie sind die Verknüpfungen, welche Signale und Zeichen leiten unsere Wahrnehmung? Der Künstler bearbeitet diese Themen mit einer eigenwilligen, komprimiert verdichteten und konzeptionellen Bildsprache. Das Zusammentreffen verschiedener Realitätsebenen, zwischen denen wir uns alltäglich bewegen, findet in seinen Werken stets in einem bestimmten Zwischenraum der Unschärfe statt und verdeutlicht den fließenden Übergang von einer flachen, zeichenhaften Welt in den Raum und umgekehrt. Er befragt damit auch das Bild unseres Körpers, seiner Innen- und Außenwahrnehmung, die wir oft gleichzeitig empfinden. Holzapfels Skulpturen bestehen aus Acrylglas, Blech oder Weich-PVC und sind mit ihren eingefrorenen Faltungen und Deformationen Zwitterwesen zwischen organischen und geometrischen Strukturen. Seine Installationen aus ineinander verschachtelten und verschnürten Hartpappen konstruieren labile Architekturen und Behausungen. Im Zentrum der Ausstellung in der Galerie im Taxispalais, die die erste österreichische Präsentation des Künstlers ist, steht die Installation "Unterschlupf". Olaf Holzapfel hat die matrixhafte, landschaftliche Form eigens für die Räume und mit Bezug zu Innsbruck entworfen. Sie fügt sich ein in eine Reihe von Arbeiten, in denen er sich mit temporären Squatterarchitekturen und räumlichen Matrixen auseinandersetzt. Ausgehend vom virtuellen Raum als Status Quo, der alle Lebensbereiche durchdringt, schafft er mit seinen Werken physische Entsprechungen. Sie treten in der Ausstellung etwa als skulpturale, sich aneinanderreihende "Domes" auf, die in Anlehnung an die Hippiearchitekturen und deren universalistischen Raumideen der zeitgenössischen nomadischen Existenz Ausdruck verleihen und zugleich als abstrakte Modelle für ein soziales Miteinander fungieren. Weitere Skulpturen mit Titeln wie "Passant" oder "Aufenthalt" stellen Fragen nach der gegenseitigen Bedingtheit zwischen (körperlicher und mentaler) Bewegung, statischer Form und der Wahrnehmung von Zeit.

Pendants bilden hierzu großformatige Digitalbilder – "Archive" – mit sich überlagernden Gitterrastern. Das Moment der Gleichzeitigkeit lässt diskontinuierliche, geheimnisvolle Bildräume entstehen, die sich auf Vorgänge wie Waren- und Informationsaustausch, Speicher und Transfer beziehen und Gedankenräume zwischen Leere und Überfülle eröffnen. Olaf Holzapfels Werke sind unmittelbar in der Gegenwart verankert und mit brisanten Fragestellungen verknüpft, wie seine Fotoserie "Nakano Sakaue" anschaulich darlegt, in der er den zeichenhaften Koordinatensystemen und Bewegungsstrukturen von Menschen in einer Megapolis nachgeht.

Olaf Holzapfel wurde 1969 in Görlitz geboren, lebt und arbeitet in Dresden und Berlin. Er studierte von 1996–2001 an der Hochschule der Bildenden Künste Dresden, 2001/2002 am NID in Ahmedabad/Indien, 2002 an der Columbia University New York, hatte 2006–2008 eine Gastprofessur an der Kunstakademie Karlsruhe inne und lehrt seit 2008 als Gastprofessor an der Hochschule der Bildenden Künste Hamburg. Ausstellungen (Auswahl): 2009 Max Wigram Gallery, London; Palais de Glas, Buenos Aires; 2008 Galerie Hussenot, Paris; Anton Kern Gallery, New York; Kunstmuseen Krefeld, Museum Haus Lange; 2007 Johnen + Schöttle Galerie, Köln; Galerie Sabine Knust, München; Galerie Gebr. Lehmann, Dresden; 2006 Galerist, Istanbul; 2005 Martin Gropius Bau, Berlin; Johnen Galerie, Berlin.

Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr entstanden.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im DuMont Verlag.