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Für die kommende Ausstellung des mini salon wird der Stuttgarter Künstler Martin Schmid eine verkehrstechnische Lärmschutzwand in die Wohnungsgalerie einziehen. In ihrer Abmessung von gut sieben Metern wird sie der Außenwand zur lauten Landsberger Strasse in ihrer Gesamtlänge von innen vorgeblendet. Die Höhe von zwei Metern lässt gerade noch einen Blick durch die Oberlichtfenster zu, so dass ein Teil des Himmels und der Dachlandschaft zu sehen ist. Der Besucher wie auch der Inhaber der Galerie als sein Bewohner wird von diesem partiellen Ausblick geteased, der Blick in den eigentlich interessanten Straßenraum bleibt ihm jedoch verwehrt.

Der Einbau einer schallreduzierenden Wand in die bereits mit Schallschutzfenstern ausgestatteten Wohnung gleicht einer absurd-ironischen Geste. Sie lenkt den Blick des Ausstellungsbesuchers auf ein Phänomen, dass ihm von Schnellstraßen, Autobahnen und Zugstrecken her bekannt ist. Das Reduzieren lästiger und gesundheitsschädlicher Emissionen bringt es mit sich, dass den betreffenden Verkehrsteilnehmern der wesentliche Teil des Reisepanoramas verweigert wird. Ein ursprünglicher Begriff des Reisens reduziert sich tendenziell auf die zweckmäßige "Ver-transportung" des Passagiers. Auch umgekehrt wird für die Anrainer solcher Verkehrsanlagen ein Blick auf die Passanten verhindert. Ein Teil dessen, was in einer vormals erträglicheren Abwicklungsform das "Leben" eines Ortes ausgemacht hat, wird der Wahrnehmung und dem Bewusstsein entzogen. Kommunikation wird vereitelt.

Auch stellen Lärmschutzwände in ihren originären urbanen oder ländlichen Situationen häufig ein Gestaltungsproblem dar. Als standardisiertes Industrieprodukt sehen sich Planer immer wieder mit der Herausforderung konfrontiert, einer kilometerlangen Serialität Monotonie und Trostlosigkeit austreiben zu wollen. Nur führen die "kreativen" Entwürfe in der Praxis häufig zu noch weniger überzeugenden Lösungen. Mit der Dislozierung sorgt die Arbeit aber auch für eine veränderte Wahrnehmung eines Gegenstandes, der jedermann sehr vertraut scheint, dessen üblicher Wahrnehmungsmodus ansonsten stark von Unnahbarkeit und Geschwindigkeit geprägt ist.

Mit seiner Intervention im mini salon macht sich Martin Schmid in minimalistischer Manier die Ästhetik eines technischen Produktes zu nutze. Der Einbau lässt sich mit dem vormodernen Wandbild in Beziehung setzen, wie er auch als skulpturaler Eingriff in den Wohn- und Galerieraum gesehen werden kann. An der Schnittstelle zwischen Innen- und Außenraum fungiert er als Barriere sozialer Kommunikation. Die Arbeit antwortet zudem der vorhergehenden Arbeit Eva Weinmayrs am gleichen Ort, die den Lärm der verkehrsreichen Landsberger Strasse mittels Mikrofon und Verstärker in die Wohnung leitete.

Die Ausstellung wird ermöglicht durch die großzügige Unterstützung der K. Schütte GmbH, Ganderkesee und dem Kulturreferat der LH München

Pressetext

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Martin Schmid - (Einbau einer) Lärmschutzwand