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Die Galerie Wilma Tolksdorf zeigt Camouflage, bisher unveröffentlichte Fotografien der kanadischen Künstlerin Lynne Cohen aus den Jahren 1971-2004. Lynne Cohen wurde jüngst ausgezeichnet mit dem kanadischen Governor General's Award in Visual Arts and Media Arts sowie dem Preis des Conseil des Arts et des Lettres. Weitere Ausstellungen der letzten Zeit fanden in der National Gallery of Canada in Ottawa, im Musée de l'Elysée Lausanne und im Haus Wittgenstein Wien statt.

Camouflage beschäftigt sich mit der Frage nach der Definition des Raumes durch die darin enthaltenen Elemente. Zwei Faktoren bestimmen im Wesentlichen Lynne Cohen's Ansatz: Erstens ihre Faszination von Innenräumen, die wie vorgefundene Installationen wirken und zweitens die konsequente Abwesenheit von Menschen. Die Räume wirken autark - in sich geschlossene Einheiten, die zwar vom Menschen geschaffen wurden, sich aber auf eine beunruhigende Weise zu verselbständigen scheinen. Hier liegt genau der Punkt, an dem Lynne Cohen ihre Sichtweise entfaltet. In ihren frühen Arbeiten findet sich eine extreme Nähe zum Raum, ohne Hinweise darauf, wie er betreten oder verlassen werden könnte. Dadurch entsteht eine starke visuelle Oberflächenspannung. Im Kontrast dazu steht räumliche Offenheit in ihren späteren Arbeiten. Die subtile Irrealität ihrer Innenräume wird durch Nähe und Distanz definiert.

In diesen Räumen losgelöst vom Raum- und Zeitkontinuum entstehen Empfindungen, die durch ihre kompakte Geschlossenheit deutlich an Klarheit gewinnen. Was offen gezeigt und was angedeutet wird, in welchem Ausschnitt und von welcher Entfernung aufgenommen, bestimmt den Klang des Gefühls. Das Schwarzweiß destilliert es noch stärker. Es lassen sich konzeptuelle, indirekt soziopolitische und auch humorvolle Tonlagen feststellen. Der Titel Camouflage ist nicht nur die sinngemäße Fortführung der militärmetaphorischen Betitelung ihrer Serien - nach Occupied Territory und No Man's Land eine dritte Metapher für technisierte und reglementarisierte Räumlichkeit -, sondern auch inhaltlich ein Hinweis auf die sich verschiebende Wahrnehmung eines Raumes parallel zu seiner jeweiligen Darstellung.

Zu Camouflage ist ein Katalog bei Point du Jour, Cherbourg erschienen.

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Lynne Cohen
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