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LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS?
11. APRIL 2024 – 2. FEBRUAR 2025
ERÖFFNUNG: 9. April 2024, 18–22 Uhr
KÜNSTLERINGESPRÄCH: 9. April 2024, 18:30 Uhr
  Mit LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS? richtet die Julia Stoschek Collection die erste Einzelausstellung der Medienpionierin Lynn Hershman Leeson in Düsseldorf aus und präsentiert die Künstlerin erstmals im Rahmen der Sammlung.

Ausgegend von der zentralen Arbeit The Electronic Diaries of Lynn Hershman Leeson 1984–2019 (1984–2019), einer epischen Sechskanalvideoinstallation, beschäftigt sich die Ausstellung mit der Konstruktion von Wahrheiten durch Selbstreflexion sowie über medial vermittelte Bilder. Neben diesem Schlüsselwerk sind zudem interaktive und Mixed-Media-Installationen wie Paranoid (1968 – 2022) und CyberRoberta (1996), sieben Fotocollagen der Phanton Limbs– Serie und die Videoarbeiten Seduction of a Cyborg (1994) und Shadow Stalker (2018 – 2021) zu sehen, die sich mit der Gewalttätigkeit des eigenen Blickes beschäftigen: Was heißt es, etwas oder jemanden anzusehen? Was heißt es, im Gegenzug angesehen zu werden?

Vor genau vierzig Jahre begann Hershman Leeson an The Electronic Diaries zu arbeiten. Mit einer geborgten Videokamera gefilmt, stellten die Electronic Diaries für sie eine Möglichkeit dar, Kontrolle über die eigene Biografie wiederzuerlangen. Vor dem Hintergrund der Weltpolitik setzt sich die Künstlerin darin mit persönlichen Erfahrungen von Missbrauch und Krankheit sowie dem Verhältnis von Technologie und dem Selbst auseinander. Zwischen verschiedenen Zeitrahmen und Perspektiven hin und her springend, entfalten sich vor den Augen der Betrachter*innen multiple und machmal gegenläufige Personae. Sie repräsentieren die Künstlerin selbst und münden am Ende in der Frage, wie viel von dem, was wir auf unseren Bildschirmen zu sehen bekommen, überhaupt wahr ist. Hershman Leeson bringt dabei die Diskrepanz zwischen dem realen und dem Medienbild zum Vorschein: „Wir sind zu einer Gesellschaft, die vor den Bildschirmen verharrt, geworden – verschiedene Bildebenen und somit verschiedene Ebenen des Verständnisses verhindern, dass wir die Wahrheit erfahren.“ Weiter gibt sie in den Electronic Diaries zu Protokoll, „dass die Wahrheit fast nicht auszuhalten und zu viel ist, um damit klar zu kommen – so auch mit unseren Gefühlen. Also beschäftigen wir uns mit den Dingen über den Umweg der Replikation, durch Kopien, Bildschirme und Simulationen, durch Faksimiles sowie Fiktion und Faction“. Liest man diese Zeilen vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Medienlandschaft, so klingen sie um so wahrer. LYNN HERSHMAN: ARE OUR EYES TARGETS? wird von einer Screening-Reihe begleitet, die Lynn Hershman Leesons Filmwerken und Dokumentationen gewidmet ist, darunter Conceiving Ada (1998), Teknolust (2002), !Women Art Revolution (2010) und Tania Libre (2017), die jeden ersten Donnerstag im Monat stattfindet.

Kuratorin: Lisa Long
Assistenzkuratorin: Line Ajan