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LERCHENFELD II
10.05.2018 - 12.06.2018
Eröffnung: 09.05.2018 19:00 Uhr

„LERCHENFELD II“ zeigt junge Kunst

Die Ausstellungsreihe "Lerchenfeld" wurde vom Kunstverein Schwerin vergangenen Sommer erstmals initiiert. Das Format zielt darauf ab, aus der Vielgestaltigkeit aktueller Kunstproduktion heraus, einzelne individuelle und vielversprechende Positionen junger Künstlerinnen und Künstler vorzustellen. Präsentiert werden Arbeiten von zehn Studierenden und Absolventen der Hochschule für Bildende Künste Hamburg aus dem Bereich Malerei, Bildhauerei, Fotografie, Video und Performance.

Zwischen Skulptur und Malerei bewegen sich die Arbeiten von Astrid Kajsa Nylander. Die Leinwand ist für sie nicht nur Bildträger, sondern wird als Teil der textilen Welt untersucht, als Material, das eng mit der weiblich konnotierten Herstellung textiler Stoffe und Produkte verbunden ist. Auch durch die Beziehung des Stoffes zum Körper verfügt das Material für die Künstlerin über eine aktuelle Relevanz. Gegenständliches – wie Knöpfe, Blumen, Spinnweben, Nägel, Textausschnitte und Kritzeleien – sind als Chiffren zu verstehen, deren Symbolik sich für eine alternative Lesart öffnet.
Die Arbeitsweise von Daniel Jasser hingegen steht in der Tradition der Freskomalerei. Seine raumgreifenden Bildkonstellationen erscheinen als Bruchstücke rätselhafter, abstrakter Malereien. In den Räumen des Kunstvereines Schwerin hat er mit Lehm und Farbpigmenten eine auf die Architektur bezogene Wandmalerei gestaltet.

Vielfältig erscheinen auch die gezeigten skulpturalen künstlerischen Positionen. Zwischen archäologischen Fundstücken und Science Fiction, zwischen Reitsportbedarf und High Fashion geht die Arbeit von Wiebke Schwarzhans Fragen von Fragilität und Gewaltförmigkeit nach. Von der ursprünglichen Funktion freigestellt, werden Disziplinierungsgeräte aus dem Pferdesport zu Accessoires, die als Porzellanabgüsse zu einem zerbrechlichzarten Dasein verdammt sind.
Unsere täglichen Bewegungen im öffentlichen Raum, die durch bewusste und unterbewusste Entscheidungen beeinflusst werden, interessieren Shira Lewis. Die Dinge, die in diesem öffentlichen Raum angeordnet sind, funktionieren wie Imperative, die uns eine direktive Handlung vorgeben. Mit der in Schwerin gezeigten Arbeit hat sie sich, in einem individualisierten Herstellungsprozess, die Form von Straßenpollern angeeignet, die im Ausstellungsraum eine Verschiebung ihrer Funktion erfahren.
Die formal zunächst minimalistisch anmutenden Objekte von Noémi Barbaglia folgen – als sogenannte ‘potenzielle poetische Objekte‘ – einer Kombination selbst definierter bildhauerischer sowie lyrischer Regeln. Die Künstlerin bildet ein Bezugsfeld, auf dem eine Skulptur als Dichtung vorstellbar wird oder andersherum. Ihre formal geschlossenen Objekte transportieren ein Potenzial, dass sie mit einem Mund vergleicht, bei dem die Grenze zwischen Innen und Außen unklar wird, sobald man ihn öffnet (um zu Sprechen).
Anthropologische Fragen stehen mit den Arbeiten von Espen Hagedorn im Raum. Unaufdringlich und feinfühlig stellt er die Dichotomie von Technik und Natur dar als eine gefühlte Diskontinuität und verbunden mit der Frage nach einer Selbstverortung des Menschen zwischen technisierter Lebenswelt und Naturbegeisterung.

Aktuelle gesellschaftliche sowie soziokulturelle Fragen werden im Rahmen der Ausstellung außerdem von Positionen aus dem Bereich der zeitbezogenen Medien angeschnitten.
Unsere, mit gesellschaftlichen Verhältnissen verbundenen Wahrnehmungs- und Bewertungsmechanismen illustriert Daniel Hopp mit seiner Videoarbeit „(1) Problem weniger“. Die Ästhetik der Videoarbeit lässt den Betrachter zwischen der Beobachtung der Darstellungsweise und der gedanklichen Verarbeitung des dargestellten gesellschaftlichen Problems hin und her springen. Auf diese Weise entsteht eine Verschränkung von Schauen und Selbstbetrachtung.
Für seine Videoarbeit „Umlauf“ behält Jáno Möckel konstant eine Kameraeinstellung bei: den aus der Ich-Perspektive nach unten, auf umherlaufende Füße, gerichteten Blick. Durch eine maßstabsgetreue Projektion auf den Boden nimmt der Betrachter die Perspektive der Kamera an. Mit „Umlauf“ (engl. ‘Orbit‘) überträgt Jáno Möckel diese Idee auf eine potenzielle Übernahme der eigenen Blickperspektive durch Satelliten in der Erdumlaufbahn.

Filmische Mittel, wie ein überbelichtetes Fenster, vor dem sich die Protagonisten im Dunkeln abzeichnen, greift Linda Lebeck in ihrer Fotoserie „Between Frames“ als konstruierendes Motiv auf. In ihrer Arbeitsweise steht die Suche nach einem Umgang mit Bildern im Mittelpunkt. Über eine distanzierte Bildsprache können das Ungesehene, als auch das Lesen fotografischer Zeichen in den Vordergrund treten.