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17.03.2023 – 13.05.2023
Opening: 17.03.2023 18-21 Uhr

GIBT ES DEN MOND, WENN NIEMAND HINSIEHT?

Thomas Arnolds, Claudia Bartholomäus, Michael Bauer, Franca Behrmann, Tim Berresheim, Fabian Bohnmann, Robert Elfgen, Sam Evans, Carl Hugo Hahn, Nschotschi Haslinger, Eden Nael Liedtke, Kalin Lindena, Patricia Martsch, Ulrich Pester, Ralph Schuster, Sarah Schmidtlein, Ugur Ulusoy, Marius Wezorke

Der Physiker Werner Heisenberg entdeckte 1949, dass Elektronenbahnen erst dann bestehen, wenn sie beobachtet werden. Dass ihr Kern, ihr Wesen also erst existiert, wenn es in Interaktion tritt.
Und dass der Blick allein, sei dieses Teilchen noch so klein, dessen Dasein besiegelt.
Die Beobachtung stellt eine unvermeidliche Beeinflussung dar, sie rechtfertigt folglich und beweist, bestimmt gar die physische Präsenz von allen Objekten und Subjekten, die sind.

Gibt es den Mond, gibt es die Welt, wenn keiner hinsieht? Gibt es irgendetwas, wenn es niemand betrachtet? Keiner, Niemand?
Für jetzt, für hier, für die Ausstellung, dieses Experiment, gehen wir zusammen davon aus, dass Existenzen nur wirklich sind, wenn sie jemand anschaut oder mit ihnen in Wechselwirkung tritt.
Dann verändern wir dadurch, dass wir beobachten, das Beobachtete selbst, geben jenem den Beweis zu sein. Das Beobachtete reagiert, wird auch zum Beobachtenden.
Es verändert uns. Vielleicht merken wir es nicht einmal. Doch es verändert auch uns.
Und dann bleibt es ein Teil von uns, unabhängig von Raum und Zeit.
Was wir gesehen haben, bleibt in unserem Geist. Ob wir davon wissen oder nicht.
Es bleibt und gibt schlussendlich auch uns den Beweis dafür, dass wir sind.

Und Materie ist schließlich die Manifestation von Geistigem. Künstlerinnen und Künstler fangen die geistigen Bahnen auf, lassen sie kreisen und in sich leben, und bringen sie bewusst und unbewusst in Gestalt, realisieren die Fantasie. Und wenn das real ist, was einst Gedanke war, dann haben Fantasie und Realität wohl den gleichen Ursprung. Die achtzehn künstlerischen Positionen in „Gibt es den Mond, wenn keiner hinsieht?“ führen uns zurück zu diesem Ursprung. Erklären uns auf der kleinsten möglichen Ebene, mit dieser Sprache, die Alle verstehen, wo Alles herstammt.
Verschränken wir uns mit dem vermeintlich Anderen, den Werken, sind wir durch ein unsichtbares Band mit ihnen verbunden. Und dann gibt es auch die Kunstwerke, wenn wir hinsehen. Und dann gibt es auch die Künstlerinnen und die Künstler, wenn wir hinsehen. Wenn wir uns ihre Werke ansehen.

Versuchen wir diese Positionen jedoch zu begreifen, bleiben wir stecken. Die Werke sind es, die uns durch Beobachtung ihre Wahrheit vermitteln, indem sie in unser System dringen. Surreales, Kritisches, Abgründiges, Märchenhaftes, Vertrautes, Fremdes, Unangenehmes und Beflügelndes begegnet uns in Form von Bildern, Skulpturen, Objekten und Installationen. Mannigfaltig wie die Existenzformen an sich, fordern uns die Werke in Verstand und Nicht-Verstand auf, in genau diese Beobachtung zu treten, um die es geht, und immer ging. Das große Chaos wird hier beschlossen durch ein Nadelöhr in einen Raum der Konfrontation kanalisiert. So können wir erahnen, was Dasein heißt. Wie wir selbst Alles und Nichts sind.

Und welche Macht uns zu eigen ist, die Werke zu beobachten. Unser Blick ist es, der intuitiv weiß, wie die Quanten der Opera zu beeinflussen sind. Hinsehen und Nichthinsehen definiert eine neue Wirklichkeit.

Schweift unser Blick noch so unbewusst, zufällig oder gewohnheitsbehaftet durch die Welt, so verstehen es die Kunstwerke, die Blicke zu fangen, im besten Fall zu halten. Deshalb erbringt Kunst die ihr eigene Potentialität, nicht auf flüchtige, sondern langfristige Weise unser Dasein zu transformieren.
Die Kunstwerke lassen uns fühlen, uns für uns beweisen, dass das Sein stets in Relation steht, nicht in der Leere existieren kann, sondern in den Beziehungen zu anderen Formen des Seins. Dass das Nicht-Sein nur etwas sein kann, das in der Stille des Ungedachten und Unbeobachteten nicht lebt.

So sollten wir danach streben hinzusehen, die Beobachtung nicht zu scheuen, und fluide zu sein, in dem was wir Körper nennen.
Flexibel zu sein, in dem, was wir als selbstverständlich und real anerkennen.