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Im Oktober 1990 löste sich die DDR in einer sich vergrößernden BRD auf. Das Filmmuseum der DDR bekam, nach einer neuen Leitung, im Sommer 1990 zuerst einen neuen Namen: Filmmuseum Potsdam. Bald wurden alle Abteilungsleitungen neu besetzt: wie die Direktion mit einer Ostdeutschen, was in der Nachwendezeit höchst ungewöhnlich war. Die gemeinsamen Anstrengungen des Teams richteten sich darauf, die Gefahr des Untergangs abzuwehren und die Chance zu einer Rundumerneuerung zu suchen. Sie kam, als eine komplette Innenraumsanierung des Marstalls durchgesetzt werden konnte, denn nun wurde 1992 auch der Abriss der DDR-Ausstellung zur deutschen und ostdeutschen Filmgeschichte unausweichlich und die Finanzierung einer neuen Dauerausstellung gelang. Seit 1991 vorbereitet, wurde die zweite Ständige Ausstellung des Filmmuseums in Potsdam nach Abschluss der Bauarbeiten zu Jahresbeginn 1994 eröffnet.

Die Geschichte der Babelsberger Filmproduktion – Lokalgeschichte und deutsche Kulturgeschichte zugleich –, das war sicher, würde im Mittelpunkt der Schau stehen. Nach verschiedenen Konzeptvarianten entschied sich die Projektleiterin und Direktorin Bärbel Dalichow zugunsten einer konsequent subjektiven, thematisch gegliederten Struktur. Filme aus verschieden Zeiten sollten nicht chronologisch gezeigt und erst recht nicht nur vordergründig politisch bewertet werden.

Je ein Filmregisseur und ein Szenenbildner – alle beteiligt an Filmen in Babelsberg – konzipierten gemeinsam einen Bereich. So entstanden acht Themenräume: „Nimm dich in acht vor blonden Frauen... – Diven und Musik” „Die Sekunde Leben – Film und Wirklichkeit” „Anders, fremd, verboten – Künstler kontra Studio” „Gewalt und Krieg”, „Märchen, Mythen und Legenden” „Wer zuletzt lacht ... – Komödien” „Unsre Fahne flattert uns voran ... – Propaganda” „Liebe, Leidenschaft, Sex”

Unter anderem waren die Regisseure Rainer Simon, Ulrich Weiß, Andreas Kleinert und Helma Sanders-Brahms für je einen oder auch zwei Räume zuständig. Sie arbeiteten mit Szenenbildnern wie Lothar Holler, Günther Petzold, Klaus Winter und Ester Ritterbusch zusammen. Die Filmwissenschaftler des Museums, so die Sammlungsleitein Elke Schieber, sorgten dafür, dass prägende Filme und der Bezug zu Studiogeschichte und Politik angemessen berücksichtigt wurden.

Die Räume auf zwei Etagen unterschieden sich gestalterisch stark voneinander: ein vom Studio Babelsberg gebauter Parcours voller Überraschungen. Obwohl damals computergestützte Informationsterminals noch viele Kinderkrankheiten hatten, entschloss man sich dazu, sie zu integrieren, um den Erwartungen an Informationen über die 2000 Filme aus Babelsberg und die Künstler, die sie gemacht hatten, gerecht zu werden. In dieser Ausstellung gab es weit mehr originale Stücke zu sehen, als in der ersten Dauerausstellung, darunter Kostüme, Fotos und Totenmasken berühmter Schauspieler, filmtechnische Geräte, Dokumente, Szenenbildentwürfe, Drehbücher und Filmausschnitte.

1998 musste die Ausstellung von 750 m² auf 460 m² im Obergeschoss reduziert werden, weil das Untergeschoss des Marstalls für die opulente Wechselausstellung „Romy Schneider” gebraucht wurde.

Weil inzwischen eine umfangreiche Sammlung zu Filmen und Leben von Hans Albers angekauft worden war – gebunden an die Bedingung, sie auch zu zeigen – fielen ausgerechnet die Bereiche „Liebe” und „Komödie” weg. Am Ende des Rundgangs betrat der Besucher nun einen Hans-Albers-Raum voller originaler und einmaliger Ausstellungsstücke.

Die Anmutung der inszenierten Ausstellung, die einen Spagat zwischen populären und künstlerisch bedeutenden Filmen versuchte, gefiel den Besuchern (im Laufe der zehn Jahre zählte das Museum wieder Hunderttausende) auch in der verkleinerten Form, obwohl die Museumsmacher selbst längst Lust auf Neues hatten – vermutlich, weil sie einen Kontrast zum modisch-coolen Zeitgeist und den zugehörigen Ausstellungskonzepten der 90er Jahre bot.

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Filmstadt Babelsberg
2. Ausstellung im Filmmuseum Potsdam, 1994 bis 2003

Künstler:
Rainer Simon, Ulrich Weiß, Andreas Kleinert, Helma Sanders-Brahms.