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Berlin steht in diesem November ganz im Zeichen der 20-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Istanbul: zahlreiche Ausstellungen nehmen hierauf Recours. Mit Bildern von Tayfun Erdoğmuș, einem der international tätigen, in Istanbul lebenden Künstlers wollen wir unseren eigenen Beitrag hierzu leisten.

Elke Judith Wagner arbeitet seit Ende der 70er Jahre ausschließlich mit dem Werkstoff Beton bzw. Steinguß. Zentraler Gedanke im plastischen und zeichnerischen Werk ist ein mehr-schichtiges, dialogisches Prinzip

Ihre Plastiken leben aus dem Gleichgewicht von Kontur und Volumen, beinhalten gleichermaßen Zufall und genau Definiertes, das sich im Prozess einer organischen An-Verwandlung zu einer durchdachten Gestalt, zu energetischen Formen entwickelt. Ihre Plastiken sind dem traditionellen bildhauerischen Entstehungsprozess des Antragens und Abtragens verpflichtet; sie münden in eine fast analytische Position.

Die unprätentiös wirkende Form der Körper ist elementar, rudimentär, oft fragmentarisch, zugleich aber auch von großer optischer Leichtigkeit, die fast gegensätzlich zum Wissen um das Gewicht des Materials zu stehen scheint.

Durch die Farbigkeit der Skulpturen entsteht ein – scheinbares - Gefühl der Leichtigkeit und des beinahe Spielerischen. Erst bei genauerem Betrachten scheint die Materialität des pigmentierten Betons ein eigenes Gewicht in der Wahrnehmung zu bekommen. Dieses begonnene Wechselspiel der sinnlichen Erlebens setzt sich fort: die biomorph anmutenden Formen und Volumina wecken Assoziationen unbestimmter Art, entziehen sich jedoch jeder Erklärung oder Deutung, sind niemals beschreibend. Sie erinnern an Bekanntes und bleiben dennoch eigen und warten auf Entschlüsselung. Sie verweisen auf die komplizierte Gleichzeitigkeit verschiedener Realitäten: auf das Element der „Leere“ zwischen den Einzelkörpern einer Skulptur, die das Spiel von Außenhaut und Innenkörper umreißen als offenes, dynamisches in unabsehbarer Entwicklung begriffenes Beziehungsgeflecht. Oder auch: in einer eigenen Schwingung das Umkreisen des Nichts, der verdichteten körperlichen Präsenz im Raum.

Elke Judith Wagner, 1953 in Koblenz geboren, studierte Bildhauerei an der Hochschule der Künste Berlin. Diverse Stipendien und Auszeichnungen. Sie lebt heute bei Neuruppin/Brbg und in Berlin Sie ist als freie Bildhauerin sowie im architekturnahen Bereich von"Kunst am Bau" in Konzeption und Realisierung tätig.

In der türkischen Kunst existiert über viele Jahrhunderte eine alte Tradition der Abstraktion, ausgehend von der Kalligraphie und des Arabesken. Aufbauend auf diesem Wissen um philosophisch-astronomisch-mathematische Zusammenhänge, um die lange Tradition der Pflanzenornamentik und der suggestiven Kraft des Ornamentes entstehen seine Bilder in einem arbeitsintensiven Vorgang über 3 bis 5 Jahre: getrocknete und gepresste Blüten und Blätter, die zusammen mit feinen Liniengefügen und minimal und exakt gesetzten Zeichen in viele übereinandergelegte Lackschichten eingearbeitet werden. Mit der Nüchternheit eines Naturforschers, ohne Perspektive, ohne Darstellung von Licht und Schatten, ohne ornamentale Zitate. Einem orientalischen Garten vergleichbar, der Verschlüsselung einer sinnlichen Welt. Und derart die Wahrnehmung einer solchen Arbeit als mentalen Prozess erfahrbar macht, einer Entkörperlichung, der das Denken letztendlich auf den Betrachter selbst lenkt.

Tayfun Erdogmus gelingt es, eine alte künstlerische Tradition wieder neu zu beleben und in eine moderne, eigene visuelle Sprache zu überführen, die vielschichtig und dennoch präzise ist und zugleich dem Betrachter einen intuitiven Zugang ermöglicht. Er steht hier zusammen mit einigen der international bekannten Künstler, die zeigen, wie es aus einer Tradition heraus - die sowohl östliche wie auch westliche Quellen hat – möglich ist, interkulturelle Verschiedenheit und Ähnlichkeit zu diskutieren, indem eine abstrakte Sprache gewählt wird, und wie zugleich das scheinbar Abstrakte mit reicher Bedeutung aufgeladen werden kann.

Tayfun Erdogmus, 1958 in Isparta/Türkei geboren, studierte in Istanbul, lebte Anfang der 80er Jahre als DAAD-Stipendiat für 3 Jahre in Berlin. Er arbeitet heute vorwiegend in Istanbul und ist als als freischaffender Künstler und als Professor für Malerei an der Marmara-Universität/Istanbul tätig.

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Elke Judith Wagner, Tayfun Erdogmus
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