press release

Eröffnung: Sonntag, 12. Juni um 17 Uhr

Mit dem Tod von Hilla Becher am 10. Oktober 2015, acht Jahre nach dem ihres Lebens- und Arbeitspartners Bernd Becher (1931–2007), beginnt für die Photographie eine neue Zeitrechnung. Das gemeinsam von Bernd und Hilla Becher geschaffene Werk, das bereits seit Jahrzehnten eine unumstößliche Größe darstellt, ist nun gänzlich in die Geschichte der Kunst und Photographie eingegangen. Die Ausstellung Der typologische Blick versteht sich als Hommage an Hilla Becher, um auch ihr in besonderer Weise zu gedenken, um ihr für ihren unermüdlichen und inspirierenden Einsatz für die Photographie als Medium zur Erfassung und Erfahrung von Wirklichkeit zu danken.

Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur hat dazu neben Max Becher und Andrea Robbins – Sohn und Schwiegertochter von Bernd und Hilla Becher, die gleichfalls photographisch arbeiten –, die Künstlerkollegen aus der ehemaligen Studentenschaft der Klasse Becher an der Kunstakademie Düsseldorf eingeladen, einen Beitrag aus ihrem künstlerischen Schaffen zu zeigen. Die Resonanz war einhellig zustimmend.

Hilla Becher, die 81 Jahre alt geworden ist, besitzt über alles hinaus die Sympathie und Anerkennung der jüngeren Photographen. Zwar hatte Bernd Becher zwischen 1976 und 1996 den offiziellen Lehrauftrag an der Kunstakademie übernommen, doch da das Künstlerpaar immer unter beider Autorenschaft arbeitete, war ihr Rat fast ebenso gefragt wie seiner. Hilla Becher kam zudem zugute, dass sie in jungen Jahren eine Photographenausbildung absolviert hatte und schon 1958, als sie an der Kunstakademie in Düsseldorf wie Bernd Becher in der Klasse für Typographie von Walter Breker studierte, eine Werkstatt für Photographie eigens eingerichtet hatte und leitete.

Greift der Titel der Ausstellung den Begriff des Typologischen auf, so ist dies der theoretische und visuelle Ausgangspunkt für ein von Bechers konzeptuell angelegtes photographisches Werk, das konzentriert ist auf das Formenvokabular von Industrie- und Zweckbauten – auf „Anonyme Skulpturen“ – und das ein enormes Potenzial unterschiedlicher Aspekte beinhaltet. Es entfaltet sich daraus eine große Bandbreite von verwandten, inhaltlichen und formal-ästhetischen Fragestellungen, die nachfolgende Generationen weiter bearbeiten und in neuen, eigenen Photographien und Sequenzen transformiert abbilden. Die dokumentarische Photographie hat sich durch das Schaffen von Bernd und Hilla Becher vollends emanzipiert und hat sich als geradezu unerschöpfliche Quelle künstlerischen Schaffens bewiesen.

Seit 1996 verband die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur mit Bernd und Hilla Becher eine enge Kooperation und Arbeitsgemeinschaft, die sich auf die Werkerschließung der Dokumentation gesamter Anlagen bezog. Unter anderem sind vor diesem Hintergrund mehrere Publikationen und Ausstellungen zwischen 1997 und 2014 entstanden. So bewahrt die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur heute ein für das Lebenswerk repräsentatives Konvolut von Originalabzügen und -negativen von Bernd und Hilla Becher in ihrem Bestand; ein insbesondere neben dem August Sander Archiv hochrangiger Sammlungsbereich, der weiterhin im Abgleich mit anderen Sammlungen und weiteren Themenfeldern erforscht und der interessierten Öffentlichkeit kontinuierlich zugänglich gemacht wird. So werden auch in der aktuellen Ausstellung Photographien von Bernd und Hilla Becher aus dem institutionellen Bestand zu sehen sein.

Die Ausstellung beginnt am Sonntag, 12. Juni um 17 Uhr mit einer feierlichen Eröffnung. Des Weiteren sind Künstlerführungen und Künstlergespräche sowie ein Vortrag über das Werk von Bernd und Hilla Becher geplant. Die 94-minütige Filmdokumentation Die Fotografen Bernd und Hilla Becher, 2010/11, von Marianne Kapfer komplettiert das Rahmenprogramm.

Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Im Mediapark 7, 50670 Köln,
Tel.: 0221/888 95 300, E-Mail: photographie( at )sk-kultur.de, www.photographie-sk-kultur.de, Ausstellung geöffnet täglich außer mittwochs, 14 -19 Uhr

Mit Photographien von Bernd und Hilla Becher, Max Becher und Andrea Robbins sowie Boris Becker, Laurenz Berges, Natascha Borowsky, Wendelin Bottländer, Frank Breuer, Susanne Brodhage, Ralf Brueck, Götz Diergarten, Volker Döhne, Chris Durham, Elger Esser, Claudia Fährenkemper, Anna Ferrer, Bernhard Fuchs, Ulrich Gambke, Edith Glischke, Claus Goedicke, Andreas Gursky, Candida Höfer, Axel Hütte, Manfred Jade, Jörg Paul Janka, Christof Klute, Matthias Koch, Christian Konrad, Yoonjean Lee, Katharina Mayer, Ralph Müller, Thomas Neumann, Simone Nieweg, Tata Ronkholz, Martin Rosswog, Thomas Ruff, Jörg Sasse, Heiner Schilling, Nina Schmitz, Stefan Schneider, Kris Scholz, Josef Schulz, Sigune Siévi, Christine Sommerfeldt, Daniela Steinfeld, Thomas Struth, Birgitta Thaysen, Petra Wunderlich, Andrea Zeitler