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Coniunctio
Lorenza Diaz, Natalia Peredvigina, Noemi Pfister, Andrea Wolfensberger
2. Sept. – 29. Okt. 2023
Vernissage: Fr, 1. Sept. 2023, 18 – 21 Uhr

«Coniunctio» ist ein aus der lateinischen Sprache entliehener Begriff, der Verbindung, Zusammenhang, Geselligkeit, Freundschaft oder Verwandtschaft bedeuten kann. Die vier Künstlerinnen beschäftigten sich in ihren Werken auf ihre jeweils eigene Art mit diesem Thema. So geht es bei Andrea Wolfensberger bei ihren neuesten Arbeiten um Netzwerke und Geflechte, die aus Myzelien, den fadenförmigen Zellen eines Pilzes entstehen. Die Künstlerin Noemi Pfister wiederum ist in ihrer Malerei stets an Zusammenhängen und Beziehungen interessiert, indem sie sich an Werken der Kunstgeschichte oder Elementen aus der Populärkultur bedient. Lorenza Diaz widmet sich für diese Ausstellung der Überlagerung von Aussen- und Innenraum und hat dabei eine Panoramaansicht in die Natur in malerischer Weise in den Ausstellungskontext verlegt. Und die in der Schweiz gestrandete russische Künstlerin Natalia Peredvigina unternimmt kleine Interventionen aus Textil, welche die Werke der drei weiteren Künstlerinnen und die Räumlichkeiten der Kunsthalle Palazzo wie visuelle Konjunktionen verbinden. Die Ausstellung versteht sich als Plädoyer für ein Miteinander statt ein Gegeneinander und ist konzipiert als offene Versuchsanordnung, um unsere Sinne für Zusammenhänge und Verbindungen zu sensibilisieren.

Lorenza Diaz
In den Gemälden und Wandbildern von Lorenza Diaz wird Gegensätzliches miteinander vereint. Bei ihren Werken scheint es, dass Himmel und Erde, Wasser und Luft, Sanftheit und Härte oder fester und gasförmiger Zustand ineinander verschmelzen und zu einer Einheit werden. Lorenza Diaz kreiert dabei eine räumliche Tiefe, die uns als Betrachtende einlädt, ins Bild einzutauchen und sich von der bildinternen Dynamik tragen zu lassen. Die Bilder können durch ihre räumliche Anordnung Assoziationen von Landschaften wecken, ohne dass jedoch ein existierender Ort erkennbar ist. Vielmehr sind es an Landschaften angelehnte Stimmungsbilder, die wir mit eigenen Projektionen füllen können. Die Bilder entstehen in einem langen Prozess des Auftragens und wieder Wegwischens, wobei die Werke langsam wachsen und immer mehr an Ausdruckskraft gewinnen. Meist sind die Bilder in dunklen Farben gehalten, was eine geheimnisvolle Atmosphäre vermittelt. In der Kunsthalle Palazzo wird Lorenza Diaz für den ersten Raum ein neues grossformatiges Bild schaffen, das von einigen kleinformatigen Werken begleitet wird. Für den gangartigen Ausstellungsraum schafft sie eine panoramaähnliche Ansicht in eine dschungelartige Landschaft. Durch das Aufspannen einer meterlangen Leinwand und die wiederholte perspektivische Darstellung wird der räumliche schmale Ausstellungsraum erweitert und eine Illusion von Weite und dichter Natur erzielt. Auch Boden und Decke werden chromatisch in die räumliche Wahrnehmung einbezogen, so dass visuell der ganze Raum in die illusionistische Naturdarstellung integriert wird.

Natalia Peredvigina
Die aus Russland stammende Künstlerin Natalia Peredvigina ist auf Grund des Krieges in der Ukraine in der Schweiz gestrandet und kann im Moment nicht mehr nach Russland zurückkehren. In ihrer künstlerischen Arbeit hat sie sich mit Mikrointerventionen im Ausstellungsraum beschäftigt. Dies können kleine Eingriffe sein, oder kleine Objekte, die im Ausstellungskontext angeordnet werden und auf den ersten Blick nicht gleich sichtbar sind. Dabei arbeitet sie mit Fundstücken, die eingesammelt, präsentiert und arrangiert eine neue Sichtbarkeit und Bedeutung erlangen. In der Kunsthalle Palazzo wird Natalia Peredvigina in den Ausstellungsräumen zwischen den Werken der anderen Künstlerinnen kleine Interventionen vornehmen. Sie wird die Objekte im Vorfeld vorbereiten und Vorschläge für die Platzierung machen. Bei der Entscheidung, wo die Objekte definitiv platziert werden, können Noemi Pfister, Lorenza Diaz und Andrea Wolfensberger mitreden, so dass eine Interaktion zwischen den teilnehmenden Künstlerinnen entsteht. Die momentane Intention von Natalia Peredvigina ist, dass die Objekte in Weiss und Grautönen gehalten und in Textil gefertigt werden. So werden sie sich fast chamäleonartig an die architektonischen Gegebenheiten anpassen und auf den ersten Blick nicht gleich sichtbar sein.

Noemi Pfister
Noemi Pfister flechtet in ihren bildnerischen Werken ein Netz von Beziehungen. Die Inspiration für ihre Malerei nimmt sie von anderen Kunstwerken, wie auch aus der Populärkultur, der Mode, von Comics oder von Filmen. Sie verbindet diese verschiedenen Einflüsse zu eigenwilligen Arbeiten, die in der Komposition an altmeisterliche Werke erinnern, jedoch mit der Kleidung der Figuren und den im Bild auftauchenden Gegenständen an unsere gegenwärtige Zeit anspielen. Die zeitlich weit auseinanderstehenden visuellen Einflüsse werden miteinander verbunden und zu neuen Kompositionen zusammengefügt. So treffen Turnschuhe, Handys oder Pizzaschachteln auf romantisierende märchenhafte Landschaften mit überdimensionierten Pflanzen oder Himmelsreitern. Die in den Gemälden auftauchenden Figuren scheinen fiktiv und aus Erzählungen entsprungen zu sein. Ihre Körper erscheinen teilweise anatomisch verzogen und erinnern an Darstellungen der Zeit des Manierismus. Die Gesichter der Gestalten entziehen sich dabei der Realität. Ihr Antlitz nimmt maskenhafte Züge an, als ob sie etwas zu verbergen hätten und ihre wahre Identität nicht offenlegen wollen. Die von Noemi Pfister gesponnenen Verbindungen erzeugen leicht rätselhafte Bilder, die es zu entflechten und zu entdecken gilt. Sie können als offene Einladungen gelesen werden, eigene Verbindungen oder Bezüge zu knüpfen. Für die Kunsthalle Palazzo wird Noemi Pfister den Mittelteil der Ausstellung bespielen und mit ihrer Malerei einen figurativen Akzent setzen.

Andrea Wolfensberger
Andrea Wolfensberger hat sich in ihren Arbeiten wiederholt mit der Sichtbarmachung von Schallwellen beschäftigt und hat diese in unterschiedlichen Grössen und Materialien visualisiert. In der Ausstellung zeigt sie eine imposante Skulptur, die bis fast an die Decke reicht. Die Form ist die dreidimensionale Visualisierung und Überlagerung von zwei Graukranich Vogelrufen, die sich nun still aber körperlich präsent im Raum ausbreiten. Die Skulptur ist ehemals für eine Ausstellung in Worpswede in Deutschland geschaffen worden, wo die Kraniche auf ihrer alljährlichen Reise von Skandinavien nach Afrika einen Zwischenhalt machen und sich mit ihren Rufen ankündigen. In ihren jüngsten Arbeiten hat sich Andrea Wolfensberger mit Myzelien, den fadenförmigen Zellen eines Pilzes auseinandergesetzt. Pilzmyzelien funktionieren in der Natur als natürliches Netzwerk, in welchem mit elektrischen Signalen Informationen übertragen werden können. Es gibt Forschungen, die davon ausgehen, dass Pflanzen über solche Pilznetzwerke Informationen austauschen und miteinander kommunizieren können. Da sich diese Art von Kommunikation von der menschlichen wesentlich unterscheidet, ist sie noch schwierig fassbar und definierbar und es löst Kontroversen aus, inwiefern von Kommunikation gesprochen werden kann.