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17. February 2024 – 19. May 2024
Eröffnung: 16. February 18:00

You Me
Jill Mulleady and Henry Taylor

Mit Werken von Otto Dix, Marcel Duchamp und Käthe Kollwitz.

Jill Mulleady (1980 in Montevideo, Uruguay) und Henry Taylor (1958 in Ventura, USA) verbindet eine langjährige, enge Freundschaft und ihre absolute Hingabe an die Malerei. Die Duo-Ausstellung You Me ist Zeugnis einer Verbundenheit zweier Künstlerinnen unterschiedlicher Generationen und Herkunft, in der die expressive figurative Malerei und der stetige Rückbezug auf die Kunstgeschichte als gemeinsamer Nenner fungieren. Mulleady und Taylor zeigen in ihren Bildwelten Ambivalenzen auf, die unausweichlich in der Gegenüberstellung von Privatem und Öffentlichem sowie der Repräsentation von Körpern eine Positionierung der Betrachtenden zur Malerei einfordern. Der jeweilige künstlerische Zugang zu den verhandelten Themenwelten erscheint auf den ersten Blick widersprüchlich, doch es sind ebendiese Kippmomente sowie die kontinuierliche Aufforderung gängige Zuschreibungen, Codes und Denkmuster zu durchbrechen und neu zu besetzen, in denen ihre malerische Praxis zueinander findet. Die Ausstellung You Me betrachtet die Beziehung zwischen Malerin und Subjekt, Betrachtenden und Darstellung und letztlich zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten.

Jill Mulleadys neue Serie von sieben Gemälden fängt ein Interieur aus verschiedenen Perspektiven und Momenten ein und zieht die Betrachtenden in eine ortsspezifische Intervention in den Raum hinein. Die Glasskulptur verwandelt den achteckigen Raum des Pavillons in ein Panoptikum, in dem die Gemälde abhängig von der eigenen Position reflektieren und absorbieren. Beim Betreten dieser einseitig verspiegelten räumlichen Intervention wird es möglich, geschützt vor äußeren Blicken die Betrachterinnen beinahe voyeuristisch dabei zu beobachten, wie sie selbst Zeuginnen der sich darstellenden Szenen werden.

Ausgehend von traditionellen Räumen, reflektiert Mulleady die Bildgeschichten des weiblichen Akts in der Malerei und besetzt durch die Entwicklung ihrer eigenen ikonoklastischen Bildsprache neue Räume, die sich den Betrachtenden in ihren visuell fesselnden Malereien eröffnen. Die Bildoberflächen sind dabei von Kondensstreifen, Nebelschwaden, Körperfragmente und Lichtreflektionen durchbrochen. Die Gewalt prallt an Bettlaken ab, aufblitzende orangefarbene Lichter stören den Blick[i], ebenso wie Wassertropfen, in denen sich die Handlungen reflektieren und, die die Grenzen zwischen Subjekt und Umgebung so weit verwischen, bis die Formen und Körper mit dem architektonischen Raum selbst verschmelzen.

Henry Taylor bejaht und verwirft zugleich die Grundsätze der traditionellen Malerei sowie jede formale Zuweisung. Mit einer Kombination aus figurativer Malerei und Landschafts- und Historienmalerei ist Taylors umfangreiches Werk in den Gemeinschaften verwurzelt, die ihm am nächsten stehen, und wird oft durch historische oder popkulturelle Referenzen ergänzt. Taylors Praxis ist dabei von unterschiedlichen kunsthistorischen Strömungen beeinflusst, vom expressiven und politisch engagierten Werk des deutschen Malers Max Beckmann bis hin zu den visionären und kühnen figurativen Arbeiten des amerikanischen Künstlers Bob Thompson. Über die Grenzen der Leinwand hinaus schafft Taylor zudem Assemblage-Skulpturen, in denen er unterschiedliche Objekte stapelt und zusammenfügt, die auf alltägliche Routinen verweisen. Taylor bezeichnet diesen intuitiven Prozess als “Jagen und Sammeln“ und verbindet darin – ebenso wie in seiner Malerei – historische und zeitgenössische Referenzen.

Historische Arbeiten auf Papier von Otto Dix, Käthe Kollwitz und Marcel Duchamps treten in Konversation mit den denen von Mulleady und Taylor.

[i] Laura McLean Ferris, Mirrorworld, Essay, 2024

Besonderer Dank an Galerie Neu, Gladstone Gallery sowie Hauser & Wirth für die großzügige Unterstützung. Ebenso möchten wir uns bei den öffentlichen und privaten Leihgeber*innen für die Unterstützung bedanken.

Kuratiert von Lina Louisa Krämer
Projektassistentinnen: Ella Křivánek & Anaïs Nyffeler