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Ein neues Gesicht zeigt sich Düsseldorfs Kunstlandschaft. Erstmals in Deutschland zeigt die Felix Ringel Galerie Aquarellzeichnungen und Installationen des israelischen Künstlers Roy Mordechay (Jg. 1976).

Mordechay machte sich bisher mit komplexen Installationen, Objekten, Gemälden und Aquarellzeichnungen in der israelischen Kunstszene einen Namen. Unlängst waren seine Arbeiten, Aquarelle wie Installationen, auf der diesjährigen Art TLV (Tel Aviv Biennale), im Israel Museum in Jerusalem und im Petah Tikwa Art Museum zu sehen. In Düsseldorf präsentiert er verschieden formatige Aquarellzeichnungen aus einer seiner ersten Serien (Zoom-Zoom), zudem Ergebnisse seines Düsseldorf-Aufenthalts im Sommer 2009 sowie kürzlich in Tel Aviv entstandene Arbeiten.

Mordechays Bilderwelten entsprechen dem Lebensgefühl der jüngeren israelischen Generation. Er nutzt die Film- und Comic-Ästhetik, greift auch die Formensprache von Sport und Werbung auf. Er stellt in seiner Arbeit ein Ideal von Männlichkeit in Frage, indem er Schwäche und Fragilität seiner oftmals versehrten Antihelden formuliert. Der Künstler stülpt in seinen Arbeiten stets sein sehr privates inneres Auge nach außen und breitet seine eigene Mythologie vor dem Betracher aus.

Einer seiner ersten Aquarellserien, die Zoom-Zoom-Serie, zeigt zarte Flugwesen mit Knochen, Flughäuten und staunenden Augen. Durch die Bildräume schwebend, erscheinen sie wie Kreuzungen zwischen einem Archäopterix und Science-fiction-Kreaturen. Angeregt wurde Mordechay zu dieser Serie durch Besuche im Naturhistorischen Museum in Chicago, wo die Besucher zum Betrachten der teilweise winzigen Exponate eine Lupe erhielten, mit der sie die ausgestellten Objekte heranzoomen konnten.

Die im Sommer 2009 in Düsseldorf geschaffenen Arbeiten greifen die Zoom-Zoom-Motive auf. Mordechay entwickelt die Mensch/Tier/Pflanze-Mischwesen weiter und siedelt sie an zwischen King Kong-Figuren und verkitschten Buddha- und Superman- Darstellungen, wie man sie von Jahrmärkten kennt. Sie wirken wie mythologische Figuren des 21.Jahrhunderts.

Die letzten unlängst entstandenen Arbeiten widmen sich mehr denn je den Ausprägungen der israelischen Gesellschaft. Die jetzt in Tel Aviv entstandene Figur des »Kaktusmanns«, eine Weiterentwicklung Mordechays sensibel anmutenden Bodybuilder-Serie über Araber, ist ein moderner Sisyphos, der einem in den Straßen von Tel Aviv oder am Strand der jungen Metropole begegnen könnte. Es ist der Tsabar oder Sabre, das Kaktus auf arabisch und hebräisch bedeutet. Diese Bezeichnung ist der Ausdruck für in Israel geborene Kinder jüdischer Einwanderer, also für den modernen Israeli: Außen stachelig, aber innen weich und süß.

Der vitale Charakter von Mordechays Bildwelten wirkt zunächst fröhlich. Dennoch liegt in ihnen etwas Explosives, es werden Mauern, Zäune und Berstendes thematisiert. Mordechay ist kein politischer Künstler, dennoch spielen viele seiner Arbeiten auf die politische Situation in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten an, mit dem Zustand der Angst und Bedrückung auf beiden Seiten, der unter einer fragilen Oberfläche zutage tritt. Die Themen Verletzbarkeit und Krieg schwingen häufig mit, »mental«, wie Mordechay selbst sagt, ohne dass sie direkt angesprochen werden.

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Roy Mordechay