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Auszüge aus „Eclipsed Voices”, 10. März - 2. April 2010 Eröffnung: 9. März 2010, 19.00 Uhr Projektkuratorin: Basak Senova

Teilnehmende KünstlerInnen: Erhan Muratoglu Sala-manca Buchvorstellung: 9. März 2010, 19.00 Uhr

Die Ausstellung präsentiert zwei Arbeiten, deren Themen verschiedene Problembereiche sozialer, politischer, kultureller und wirtschaftlicher Aspekte unseres Alltags modifizieren. Jede Arbeit versucht auf zurückhaltende Weise, die örtlichen Realitäten zu verstehen, die uns umgeben und unsere Identität formen.

Die Definitionen von Freiheit, Sicherheit und der Existenz vervielfachen sich unter vertrackten Bedingungen. Während Unterdrückungssituationen von Hoffnungen, Leidenschaften und Träumen geprägt sind, war das Potenzial zur Implosion oder Explosion zu jeder Zeit in ihrer Existenz an sich eingeschrieben. Ein solches Potenzial stellt eine Art Widerstandsmechanismus gegenüber geistiger Okkupation dar. In dieser Hinsicht vervollständigt die Intensivität des Druckes durch die geistige Okkupation die Schaffung persönlicher Narrativa, weit entfernt von einem dominierenden System – und zwar auf jeder möglichen Ebene: politisch, territorial, räumlich, psychologisch, wirtschaftlich und sozial.

Durch die „vertraulichen” Narrativa können Leerräume im Strudel aufgezeichneter Geschichten generiert werden. Bei jeder Arbeit sind wir klar Zeugen solcher Narrativa auf unterschiedlichen verbalen und visuellen Ebenen. Gleichzeitig sind Aktionen wie Konfrontation, Integration und Adaptation nur durch diese flüchtigen und fragmentierten Erinnerungen möglich, da diese zeigen, wie die Verteidigungsmechanismen für „besetzte“ Leben konstruiert sind. In jedem Fall politischer und wirtschaftlicher Imposition und Repression sind Identitäten systematisch verloren gegangen und wurden fragmentiert. Auf persönlicher Ebene werden Identitäten mit einer Fragmentierung der Erzählungen und der unterbrochenen Temporalität multipler Realitäten neu konstruiert – als Auszüge aus dem Gedächtnis.

Zusammen mit den Arbeiten erscheinen dünne Publikationen, die zu den Installationen gehören und als Tagebücher der Projekte fungieren. Diese Tagebücher thematisieren den Versuch, ja sogar das Experiment an sich, einen Dokumentationsprozess zu dokumentieren. Durch die Überprüfung subjektiver Details über persönliche Narrativa für diese Bücher bildete sich schließlich eine weitere Ebene, auf der wir historische „Fakten” neu überdachten und nun ganz einfach in Frage stellten, was es heißt, eine Tatsache als „Tatsache” zu akzeptieren.

TEILNEHMENDE KÜNSTLERINNEN:

Erhan Muratoglu NIGAR Multimedia-Installation

Die Arbeit basiert auf einem beiläufigen Gespräch mit einer 94-jährigen Frau, die in jungen Jahren aus Bulgarien in die Türkei emigrierte. Ihre persönliche Sammlung von Fotografien enthält sehr unterschiedliche Hinweise über ihr Leben, während sie ihre fragmentierten, persönlichen Erinnerungen erzählt. „Nigar” unterlässt jedes eindringende Geschichtenerzählen, da Muratoglu merklich nicht die Absicht hatte, mit der gezeigten Person Intimität aufzubauen.Trotzdem erzeugen die aufrichtigen Erinnerungen faszinierende Verbindungen zur inoffiziellen und ungesagten Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Erhan Muratoglu ist ein interaktiver Designer und Digital-Künstler. Er ist auf Motion Graphics Design und Audio-Visual Design spezialisiert. Er studierte Industrie-Design (Bachelor of ID, Middle East Technical University) und Graphik-Design (MFA in Graphic Design, Bilkent University). Er hat in der Türkei, in Europa, dem UK und den US gearbeitet und seine computer-generierten Projekte ausgestellt. Auf Festivals wurden seine experimentellen Videos mit Preisen prämiert. Seit 1992 schreibt er über Design, Technologie, Kunst und die Medien für verschiedene Publikationen. Vor Kurzem war er Dozent in der Fakultät für Kommunikationsdesign an der Kadir Has Universität in Istanbul. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern von NOMAD, einer Vereinigung, die über Digitalkunst und -kultur arbeitet und sitzt außerdem im Organisationskomitee des ctrl_alt_del sound-art Projekts.

Sala-manca ELEPHANTS IN THE NIGHTS OF METUAL (ELEFANTEN IN DEN NÄCHTEN VON METULA) Multimedia-Installation

„Elefanten in den Nächten von Metula“ ist eine Multimedia-Installation, zu der Video, Digitaldias, Film, Animation und zwei Stimmen auf Jiddisch und Englisch gehören. Die Arbeit basiert auf Texten des jiddischen Poeten Avraham Sutzkever und behandelt die scharfen israelischen Kontrollmethoden gegenüber der Kultur der jiddischen Diaspora in den 50er Jahren – im Rahmen der Hegemonisierung einer neuen hebräischen Kultur.

„Elefanten in den Nächten von Metula“ setzt die Forschung über die Diskrepanz zwischen dem geschriebenen Brief (dem Text), seinem geäußerten Ausdruck, dem Körper und dem Icon, und über visuelle, kulturelle und klangliche Übersetzungen im elektronischen Bereich fort. Die SALA-MANCA GROUP ist eine Gruppe unabhängiger KünstlerInnen aus Jerusalem. Die Gruppe ist in unterschiedlichen Bereichen kreativ: Performance, Video, Installation & neue Medien seit 2000. Sala-mancas Arbeiten befassen sich mit der Poetik der Übersetzung (kultureller, medialer und sozialer), mit Text-, urbanen und Netzkontexten und mit den Spannungen zwischen Low Tech und High Tech Ästhetiken sowie mit sozialen und politischen Fragen.

Mit freundlicher Unterstützung von: BM:UKK ERSTE Foundation Stadt Wien - Kulturabteilung MA 7 Anadolu Kültür

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Erhan Muratoglu, Sala-Manca
Auszüge aus "Eclipsed Voices"
Kurator: Basak Senova