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120 chinesische Künstlerinnen und Künstler – 500 Werke erstmalig in Deutschland Acht Städte an Rhein und Ruhr, neun Museen, rund 120 Künstlerinnen und Künstler – die bislang größte museale Bestandsaufnahme zeitgenössischer chinesischer Kunst weltweit ist in Nordrhein-Westfalen zu erleben. Im Sinne der Nachhaltigkeit des Europäischen Kulturhauptstadtjahres RUHR.2010 strebten Museen der Region auf Initiative der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. ein gemeinsames internationales Ausstellungsprojekt an. Mit „CHINA 8 – Zeitgenössische Kunst aus China an Rhein und Ruhr“ ist es nun gelungen, diese Idee zu realisieren. Wer mehrere Stationen dieser Ausstellung erleben möchte, tritt zugleich eine Reise durch das Ruhrgebiet an. Ab dem Feiertag Christi-Himmelfahrt, 14. Mai 2015, ist die Ausstellung für alle Besucher an allen Orten geöffnet.

Der Marler Ausstellungsschwerpunkt Video- und Klangkunst

Jedes Museum präsentiert entsprechend seiner Sammlungsgeschichte, den räumlichen Besonderheiten und der eigenen programmatischen Ausrichtung unterschiedliche Sparten der zeitgenössischen chinesischen Kunst: Im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl werden Video und Sound als Medium der „Angehaltenen Zeit“ zu erleben sein.

Die Themen der Ausstellung in Marl, mit denen sich die ausgewählten Künstler beschäftigen, sind äußerst vielfältig, sie reichen von videospezifischen Werken wie Video-Performances oder found-footage – Videos bis zu einer ironischen Interpretation gesellschaftlicher Phänomene wie den jährlichen schulischen Abschlussprüfungen (Yang Zhengzhong). „Die sich rasant ändernden Lebensbedingungen in der Arbeitswelt und im täglichen Leben sind für viele der gezeigten Videos zentral. Auf der einen Seite profitiert die junge Generation vom wirtschaftlichen Erfolg des Landes, auf der anderen quält sie sich mit der Frage, welche politischen, sozialen und moralischen Werte noch gelten und weiterhin eine verbindliche Bedeutung haben“ erläutert Kurator Georg Elben den gesellschaftlichen Hintergrund der ausgewählten Werke. Direkte politische Opposition wird vermieden, doch lassen sich viele Werke in ihrer intensiven, teilweise auch poetischen Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen als eine kritische Begleitung des zeitgenössischen Alltags lesen. Auch in der Videokunst gibt es eine intensive Beschäftigung mit der langen Geschichte und Philosophie Chinas. In Dao Gives Birth to One stellt der in Hong Kong lebende Hung Keung die Frage, wie das antike philosophische Konzept des Daoismus in unserer modernes Leben integriert werden kann, und die schwarz-weißen Monitor-Landschaften von Yang Yong Liang orientieren sich am Stil alter Kaligrafie, sind aber technisch sehr anspruchsvoll und erreichen ihre volle Brillanz erst auf höchstauflösenden Monitoren.

China war in den vergangenen Jahren eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Wirtschaftlicher Pragmatismus bei gleichzeitigem politischem Führungsanspruch der Kommunistischen Partei Chinas bestimmte das öffentliche Leben, und parallel dazu verbesserten sich die Lebensumstände vieler Chinesen deutlich. Die Einschränkungen im Politischen, die Rechtsunsicherheit, die Korruption, aber auch die ungezügelte Naturzerstörung standen auf der Negativseite, und in der Videokunst werden diese Themen vielleicht stärker bearbeitet als in den anderen künstlerischen Medien. Auch in auf den ersten Blick völlig auf die Natur konzentrierten Videos wie die in einer scheinbar paradiesischen Umwelt gefilmten Nachtsequenzen des 1987 geborenen Yi Lian, in denen heiße Quellen an einen Urzustand der Welt denken lassen, kommt beim Betrachten irgendwann der Verdacht auf, es sei vielleicht doch kein sauberes, sogar heilendes dampfendes Wasser, sondern die Dampfschwaden seien in Wirklichkeit giftige Dämpfe.

Kurator der Ausstellung im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl: Georg Elben, Direktor

Weitere Information unter http://www.china8.de