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Die Galerie Jesco von Puttkamer freut sich Bernd Immingers erste Einzelausstellung Niemand kann mit Gerten in ihren Räumen zu präsentieren.

Ein schwarzer, mittelalterlicher Brunnen „Der letzte Brunnen – Unheil in tausend Meilen Umkreis“, die einzelnen Steine aus einfachen Materialien, aufeinandergeschichtet, steht in einer Ecke des Raumes. Darüber ein violett verschmierter Eimer. Nur schwer lässt sich über die hohe Brunnenmauer in den Abgrund in eine Videoprojektion blicken: Ein fuchsartiges Wesen entsteigt aus dem sich auf der Wasseroberfläche spiegelnden Mondschein, in den Händen hält es viele lange Zöpfe, ein Kampf mit sich selbst und den räumlichen Grenzen beginnt. Hinter dem Brunnen an die Wand gelehnt: dicke Bambusstämme, verhängt mit beigefarbenem Samtstoff, an der Wand schwarz bemalte Papier-bahnen und ein gewaltiger dicker Bund Zöpfe.

An anderer Stelle im Raum ein überdimensionierter Schlitten mit einem weiß verschmutztem grossem Paket auf dem Rücken. Alles steht etwas windschief, fast zerbrechlich, grob zusammengebaut, da. An der Hinterseite des Schlittens sieht man im Inneren des Pakets eine Videoprojektion: Ein anderes Wesen mit glühenden blauen Augen agiert in einer dunklen, vom Mondschein erhellten Umgebung. Mit grosser Intensität führt es eine rituell wirkende Handlung durch, dessen Sinn im Verborgenen bleibt.

Das Reich, in das uns Bernd Imminger mit seinen Gemälden, Installationen und Videos führt, ist verspielt, unberechenbar und ein wenig unheimlich, wie ein altes Volkslied. „Niemand kann mit Gerten“, niemand kann mit Schlägen erziehen, sang Walther von der Vogelweide. Das Lied fiel Bernd Imminger beim Malen wieder ein. So wie Kinder sich nicht gern ihre Phantasien austreiben lassen, schon gar nicht mit Schlägen, scheint es unmöglich bei der Betrachtung der Werke Immingers, nicht zu phantasieren. Aber nicht nur kindliche Angstträume werden hier herauf-beschworen, wie in der Installation: vielleicht ist dies der letzte Brunnen mit reinem Wasser, der nach einer schrecklichen Naturkatastrophe übrig geblieben ist. Reliquien, wie die Zöpfe, die auf dem Bambus drapiert sind, erinnern an die Jagd. Bringt der Schlitten vielleicht die letzte Essensration für die vom Unheil Befallenen, oder bedeutet er die letzte Möglichkeit für einige wenige dem Unheil zu entkommen? Ist der Brunnen vergiftet oder wohnt ein Geist in ihm?

Bernd Immingers Bilder sind auf dickem Papier, aufgespannt auf selbstgebaute Holzrahmen, gemalt. Ihre magische dunkle Erscheinung zieht den Blick an. Immer mehr Farben treten aus dem dunklen, matten Grundklang hervor. Die Lichtstimmung der Bilder wirkt wie kurz bevor es hell wird, oder kurz bevor es dunkel wird. Einzelne genauere und ungenauere Dinge zeigen sich, immer in der Spannung zwischen Gegenständlichem und Ungegenständlichem. Die Farben und Formen wachsen aus vielen Farbschichten hervor und beginnen zu erzählen. An einer Stelle wieder der Brunnen, oder ein Mann mit einer Katze, auf den Dachfirst seines Hauses zeigend, an dem ein großer Katzenkopf prangt, oder eine zuammengekauerte Frau im Schnee, umringt von einem Quadrat aus Fußspuren; doch lösen sich die beginnenden Versatzstücke der Geschichten immer wieder auf, reißen plötzlich ab – die Farbe drängt sich in den Vordergrund, weist die Dinge in ihre Grenzen und strahlt.

Bernd Imminger setzt Volkstümliches, heimelig anmutendes, wie Winterlandschaften neben immer wieder auftauchende Symbole, wie die Katzenköpfe und Brunnengeister, die eine Vorahnung auslösen, gleich einem aufkommenden Sturm mit ungeahnten Kräften. Hieraus entsteht die Spannung, welche Unberechenbarkeit, vage Stimmungen aber auch etwas Lichtes, etwas im Umbruch oder Aufbruch begriffenes erzeugt.

Ganz gleich in welcher Form er sich ausdrückt, immer gibt Bernd Imminger den Dingen seine ganz eigene Intensität und Erscheinungsweise. Seine Themen entspringen unterschiedlichsten Kulturen und agieren in seiner Arbeit ganz selbstverständlich miteinander, wobei unklar bleibt, ob diese Ge-schehnisse vielleicht tausend Jahre in der Vergangenheit liegen, im Hier und Jetzt oder in der Zukunft. Gemeinsam ist seiner Malerei, seinen Installationen und Videos eine beginnende Erzählung, die einer scheinbar „logischen“ Handlung folgt, um ganz plötzlich abzureißen, das Was zu verneinen, um einfach zu sein.

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