short biography

*1958 in Denver / Colorado - 1981 in New York, Freitod Fotografie, Film, Publikationen

http://www.mariangoodman.com/artist/francesca-woodman

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Francesca Woodman, geboren am 3. April 1958 in Denver, war eine US-amerikanische Künstlerin, die Fotografien, Filme und Bücher schuf. Ihre Arbeiten wurden postum in großen Einzelausstellungen, unter anderem in Rotterdam, London und New York gewürdigt. Woodmans Werk kann nur ausschnitthaft betrachtet werden: von mehr als 10000 Negativen wurden bisher lediglich 120 Abzüge veröffentlicht.

Woodmans befasste sich in ihren Arbeiten mit der Thematik des Versteckens. Ihre kleinformatigen, in schwarz-weiß fotografierten Bilder, zeigen junge, meist nackte Frauen, die sich dem Blick des Betrachters auf verschiedene Weise entziehen: mal schreiten sie aus dem Bild, mal bedecken sie ihr Gesicht mit ihren Händen oder Papier. Durch den häufigen Gebrauch von Langzeit- und Doppelbelichtungen verzerrte Woodman Körper und Gesichter, lässt sie gespenstisch und schattenhaft erscheinen. Auch ihren zahlreichen Selbstporträts scheint Woodman entfliehen zu wollen: Eine ihrer frühesten Arbeiten zeigt sie als dreizehnjähriges Mädchen. Mit dem Auslöser der Kamera in der Hand sitzt sie mit ausgestreckten Beinen auf einer Bank, ihr Gesicht vollständig von ihren Haaren verdeckt. In ihren späteren Fotografien presst sie sich in kargen Räumen gegen Spiegel und Möbel, umwickelt ihren Körper mit Tapetenfetzen oder verbirgt sich hinter zerborstenen Türen. Sie passt ihren Körper der Umgebung an bis er mit ihr zu verschmelzen scheint. In den wenigen Porträts, in denen sie sich bekleidet fotografierte, verhüllte Woodman sich mit viktorianischen Kostümen oder bodenlangen Kleidern. Für die Serie 'Swan Song' (1978), ihre Abschlussarbeit an der Rhode Island School of Design, fotografierte sie ein leeres Zimmer aus verschiedenen Perspektiven. In jeder Einzelaufnahme durchbrach sie die vertikalen Linien des dunklen Dielenfußbodens durch eine horizontal platzierte weiße Bank. Woodman fotografierte sich zusammengekrümmt auf dieser Bank liegend, mit abgewandten Blick und toten Vögeln auf ihrem nackten Körper. 'Some Disordered Interior Memories' ist das einzige von Woodmans Büchern, das noch zu ihren Lebzeiten veröffentlicht wurde. Es zeigt Diagramme aus einem alten italienischen Geometriebuch, deren klare Ordnung sie durch Hinzufügen von Fotografien, handschriftlichen Notizen und Farbspritzern aufhob.

Woodmans Darstellung fragiler, verletzlicher Weiblichkeit, die zwanghaft in ihrer Umgebung aufzugehen scheint, wird häufig als Kritik an der gesellschaftlichen Rolle der Frau verstanden. Doch ihre Fotografien sind weniger feministisch-programmatisches Statement als vielmehr Ausdruck ihrer intensiven Auseinandersetzung mit der Flüchtigkeit der menschlichen Existenz. Francesca Woodman nahm sich mit 22 Jahren das Leben. Ihre Selbsttötung beeinflusste die Lesart ihrer Bilder, die als Spiegel ihrer seelischen Verfassung verstanden werden und denen fortan etwas Mysteriös-Tragisches anhaftet. Doch diese eindimensionale Interpretation verkennt die eigentliche künstlerische Leistung Woodmans: Mit dem fixierten Blick einer Kamera hielt sie den schwer greifbaren Schwebezustand zwischen anwesend sein und verschwinden fest. Sie thematisierte verschiedene Möglichkeiten der körperlichen Transformation im Raum, spielte mit Identität und Intimität. Die Tatsache, dass sie sich in den meisten ihrer Fotografien selbst ablichtete, ist dabei ihren eigenen Angaben zufolge vor allem dem Umstand geschuldet, dass sie schlichtweg immer verfügbar war.
Kristina Schulze, kunstaspekte 2011

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