press release only in german

Eröffnung: Freitag, 21. November 08 um 19:30 Uhr 21:00 Uhr Schattenspiel von Julia Horstmann und Ulla von Brandenburg zu Virginia Woolfs "Die Wellen"

Das Verhältnis des Menschen zu seinem Schatten stellt sich seit jeher als ein widersprüchliches dar. Zwar macht der Schatten jede Person erst zu einem vollständigen Menschen, wie die Geschichten Hans Christian Andersens "Der Schatten" oder "Peter Schlehmils wundersame Geschichte" von Adelbert von Chamisso zeigen, jedoch ging von diesem lautlosen Begleiter auch immer eine Bedrohung aus. Besonders spürbar wird dies in den bis heute gebräuchlichen Redewendungen wie beispielsweise „ein Schattendasein führen“, „einen Schatten haben“ oder „über seinen eigenen Schatten springen“. Aus kulturgeschichtlicher Sicht handelt es sich bei dieser Lichterscheinung um etwas Böses, das es zu kontrollieren gilt und dessen Macht gefürchtet wird, denn immerhin ist der Schatten unlöslich mit Personen und Gegenständen verbunden. Mit anderen Worten: Er benötigt zwangsläufig einen Träger. Dabei bleibt er jedoch gleichzeitig wesenlos und immateriell, also ungreifbar. In der Tiefenpsychologie steht der Schatten für das Abgründige, das Verdrängte. Und in Platons Höhlengleichnis dient er gar als Metapher für die Manipulierbarkeit des Menschen, für dessen eingeschränkten Blick und das Gefangensein in bekannten Strukturen. Es sind also zahlreiche Bedeutungen, die diesem physikalischen Phänomen eines temporären, lokalen Lichtmangels, das durch Auftreffen von Lichtstrahlen auf einen lichtundurchlässigen Körper entsteht, zugeschrieben werden. Auch auf künstlerischer Ebene findet die Beschäftigung mit dieser Erscheinung bereits seit Jahrhunderten statt. Erst durch Schattierung entstehen auf der Leinwand Räumlichkeit wie Plastizität und auf die Umrandung der Schattensilhouette des Geliebten der Tochter des Butades gründet sich laut antiker Überlieferung sogar die Entstehung der Gattungen der Skulptur und der Malerei. Im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Licht ging konsequenterweise auch das künstlerische Arbeiten mit dem Schatten einher. Seit den 90er Jahren bildet er verstärkt einen festen Bestandteil im künstlerischen Schaffen. In der Ausstellung "Zweimal hat ihn niemand gesehen" im Künstlerhaus Bremen werden der Schatten als Thema der Gegenwartskunst sowie seine Aufnahme in die künstlerische Formensprache fokussiert. Dabei sind Werke versammelt, unter ihnen zahlreiche Neuproduktionen, die sich auf formaler Ebene mit dieser ephemeren Erscheinung beschäftigen und so die zahlreichen Charakteristika des Schattens beleuchten.

Die Ausstellung wird gefördert von der Heinz A. Bockmeyer Stiftung und der Waldemar Koch Stiftung.

only in german

Zweimal hat ihn niemand gesehen
Kuratorin: Stefanie Böttcher

Künstler: Hans-Peter Feldmann, Ceal Floyer, Hreinn Fridfinnsson, Ingo Gerken, Julia Horstmann, Verena Johanna Müller, Wolfgang Plöger, Albrecht Schäfer