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Die DZ BANK Kunstsammlung stellt in ihrer aktuellen Ausstellung analoge Techniken in den Mittelpunkt

Die aktuelle Ausstellung der DZ BANK Kunstsammlung „ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT DER FOTOGRAFIE“ zeigt im ART FOYER vom 8. Juni bis 27. August 2016 rund 60 Arbeiten von 15 internationalen Künstlern, die mit analogen Techniken und chemischen Prozessen in der Fotografie experimentieren und deren Ergebnisse nicht selten Unikate sind.

Vertreten sind Arbeiten von Darren Almond, Dieter Appelt, Jeff Cowen, Alexander Endrullat, Torben Eskerod, Raphael Hefti, Karl Martin Holzhäuser, Timo Kahlen, Jürgen Klauke, Astrid Klein, Maix Mayer, Floris M. Neusüss, Helena Petersen, Barbara Probst, Thomas Ruff, Katharina Sieverding und Susa Templin.

Die ausgestellten Werke zeigen eine enorme Vielfalt an technischen Herangehensweisen, die zur Weiterentwicklung der künstlerischen Fotografie beigetragen haben. Die Experimente reichen von kameraloser Fotografie über die Ausreizung des Farbspektrums mit Hilfe von Filtern bis hin zur Unterbrechung des Entwicklungsprozesses oder zum Auftrag der Entwicklerflüssigkeit mit dem Pinsel in der Dunkelkammer. Auffallend dabei ist, dass sich vermehrt wieder Künstler der Generation nach der Einführung der digitalen Fotografie den handwerklichen Techniken zuwenden.

Die Vielfältigkeit der Techniken stellt die Schau in unterschiedlichen kunsthistorischen Genres und vier Themenbereichen vor: „Abstraktion“, „Landschaft“, „Porträt“ und „Die Kamera als Raum“.

Bereits der von Dieter Appelt (*1935, Niemegk) gewählte Titel „Die Schatten erinnern an nichts“ deutet darauf hin, dass seine abstrakten Bilder auf nichts außer sich selbst verweisen wollen. Sogenannte objets trouvés, also gefundene Gegenstände, hat er auf Drehscheiben gelegt, um sie in Bewegung mit einer hohen Belichtungszeit aufzunehmen.

Künstler wie Gottfried Jäger (1937, Burg) und Karl Martin Holzhäuser (1944, Gardelegen) vertreten die „Generative Fotografie“ als weiteren Aspekt der abstrakten Fotografie. Ihre Arbeiten beziehen sich nicht mehr auf eine Referenz in der Wirklichkeit, sondern generieren sich aus Lichtzeichnungen auf Fotopapier in der Dunkelkammer.

So verdanken sich die Lichtmalereien – Luminogramme – von Karl Martin Holzhäuser einer von ihm selbst konstruierten Apparatur, einem sogenannten „Lichtpinsel“. Dabei entstehen komplexe Zeichenstrukturen, die mit Zeitdaten betitelt sind.

Ohne Kamera ist auch die serielle Arbeit „Pyrographie“ von Helena Petersen (*1987, München) entstanden. Die Mündungsfeuer einer Schusswaffe haben in einem abgedunkelten Schießstand die Fotopapiere belichtet und darauf zugleich Abriss- und Schmauchspuren hinterlassen.

Bei den Bildern von Raphael Hefti (*1978, Biel, Schweiz) dienen die leicht entzündlichen Sporen des Schlangenmooses Lycopodium als Lichtquelle zur Belichtung des Fotopapiers in der Dunkelkammer. Bei der Entzündung der Sporen kommt es zusätzlich zu kleinen Explosionen, die ihrerseits Licht ausstrahlen und ebenso wie bei Helena Petersen Licht- und Brandspuren hinterlassen.

Jeff Cowen (*1966, New York, USA) bevorzugt Schwarz-Weiß-Aufnahmen und wurde durch seine Fotocollagen bekannt, in denen er fotografische, zeichnerische und malerische Ausdrucksformen experimentell miteinander verknüpft. So verstreicht er beispielsweise die Entwicklerflüssigkeit mit dem Pinsel auf seine Silbergelatineabzüge anstatt sie darin einzutauchen.

Die Werkgruppe „andere Portraits“ 1993/94 von Thomas Ruff (*1958, Zell am Harmersbach) ist mithilfe eines Fotomontagegeräts entstanden, das früher auch zur Herstellung von Phantombildern benutzt wurde. Damit lässt der Künstler jeweils zwei Porträts junger Menschen zu einem Bild verschmelzen, das er abfotografiert und als Vorlage für einen Siebdruck verwendet. Mit seiner Bildmanipulation fordert Ruff den Betrachter dazu auf, fotografische Eingriffe jeglicher Art zu hinterfragen.

Jürgen Klauke (*1943, Cochem) greift für seine Fotoarbeiten „The Big Sleep“ auf die Durchleuchtungsgeräte der Sicherheitskontrolle an Flughäfen zurück. Die vom Monitor abfotografierten Bilder werden im Fotolabor auf Ilfochrome-Papier entwickelt. Die Farbgebung der bildnerischen Resultate wird durch Solarisationen, Überlagerungen, Negativ-Schichtungen und ein abschließendes Siebdruckverfahren generiert.

Auch bei einem Fotogramm handelt es sich um eine Direktbelichtung ohne Kamera. Floris M. Neusüss (*1937, Remscheid) gilt als der erste Künstler, der zweieinhalb Meter große Ganzkörperfotogramme hergestellt hat. Die Personen liegen während der Belichtung so auf dem Fotopapier, dass sie auf dem Fotogramm „Tanz“ aus dem Jahr 1965 zu tanzen scheinen.

Dem Thema der Kamera als Raum nehmen sich Darren Almond (1971, Appley Bridge, Lancashire, England), Alexander Endrullat (1985, Jena), Barbara Probst (1964, München) und Susa Templin (1965, Hamburg) auf ganz unterschiedliche Weise an. Das Wort „Kamera“ leitet sich ursprünglich vom lateinischen „camera“ ab, bedeutet also Kammer, ein kleines Zimmer oder Gehäuse. Es geht daher um den abgebildeten Raum, um die Kamera als Raum, in dem das Bild entsteht, aber auch um das Fotolabor selbst.