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Die Ausstellung mit dem Titel «Zoom in-Zoom out» skizziert Reisen, Hin- und Rückreisen, indem sie Mikro- und Makrowelten zeigt. Willkürliche Begegnungen entstehen, wie es der Zufall will. Zufälle und Resonanzen vervielfachen sich und erklingen schliesslich mit beredter Ausdruckskraft. Zwischen Zurückhaltung und ungezügelter Ausdruckskraft besitzt diese Ausstellung als gemeinsamen Nenner eine formelle Sprache, die von ihrem eigenen Träger losgelöst ist.

Als Kontrast zur üblichen Ausdrucksform des Mediums Fotografie scheinen die Nachtaufnahmen von Laurence Bonvin (Schweiz) das Innere einer Landschaft, in der die menschliche Anwesenheit ausradiert zu sein scheint, zu erhellen. Die Momentaufnahme und die Unmittelbarkeit destillieren eine völlige Immanenz, die paradoxerweise ein wirklichkeitsfremdes Universum zu personifizieren scheinen. Durch ihre nüchterne Sprache assoziieren die Bildeinstellungen ihrer Kompositionen heterogene Welten, Räume, in denen einzig die Lichter noch einen letzten Lebenshauch offenbaren, während die Schatten sich glutrot färben, sichtbar werden.

Bei Christine Ponelle (Frankreich) und Matthew R. Rogers (USA) verstärkt der sinnliche und elektronische Fluss der für diese Ausstellung komponierten Musik von Scott Powers (USA) – der Gruppe «The Residents» – eine sehr malerische Gestik. Die Rhythmen, die Formen und Farben einer expressiven Malerei schöpfen ihre Kraft und ihr Übermass aus einer desillusionierten Freiheit. Wenn sie den Raum verschliessen, dann deshalb, damit seine dreidimensionale Natur besser mit dem Träger der Malerei rivalisiert, die hier nicht nur über zwei Dimensionen verfügt, sondern auch noch über ihre verlorene Illusion.

Josep_Maria Martin (Spanien) realisiert gewöhnlich Werke, die man als «soziale ready-made» bezeichnen könnte. Der Künstler taucht den Zuschauer ein in Mikro-Utopien, die er mit Hilfe von Spezialisten zusammensetzt. In Mexiko gestaltete er für die Strassenkinder «Die Traumecke». In Barcelona und in Deutschland richtet er in einem Wohnwagen einen Telefondienst ein, der den ärmsten Quartieren zur Verfügung gestellt wird. In der Schweiz kompliziert sich die Frage. Abgesehen von ihrer Neutralität wäre die Schweiz auch ein Terrain, auf dem das Aushandeln und Verhandlung von Abkommen erscheint. Im Fri-Art versucht das «Haus der Verhandlung» die Schwäche eines Systems aufzuzeigen, das sich aus seinen eigenen Paradoxien zu nähren scheint.

Die Verwendung des Begriffs «Verhandlung» hat sich in allen Bereichen durchgesetzt, in der Wirtschaft, in der Politik, im Rechtswesen, im Sozialwesen oder wie in diesem Fall in der Kunst. in der internationalen Politik ist ein Friedensplan übrigens «verhandelbar». Verhandeln heisst nämlich, demokratisch zu sein, dem Anderen zuzuhören, ihn zu Wort kommen zu lassen und ihm das Recht zu geben, sich auszudrücken, jedoch mit dem Ziel, ungerechterweise seinen eigenen Interessen zu dienen. «Lokal denken und global handeln» wäre die Umkehrung des Begriffs. weitergetragen und propagiert im Namen einer unterdrückten Tradition. Man wird sich so der Ambivalenz dieses Begriffs bewusst und dessen, was ihm zu seiner Popularität verhilft, in einer Zeit, in welcher der Planet durch die Wirtschaft regiert und von einer immer aggressiveren Globalisierung beherrscht wird. Die Verhandlung ist sogar in die Privatsphäre eingedrungen und entwickelt sich allmählich zu einer typischen Beziehungsform zwischen zwei Menschen, wie wenn alles heute Gegenstand einer Verhandlung wäre. Aber zu welchem Zweck verhandelt man eigentlich? Der Künstler erklärt diese Idee der Verhandlung mit Hilfe eines vielgestaltigen Werkes. Er wird einerseits ein Haus im Schönbergquartier beziehen und dort Aktivitäten in Zusammenhang mit dem Thema durchführen, die während der Ausstellung auf dem Programm gesetzt werden. Zudem wird auf den Wänden von Fri-Art ein «Making of» projiziert, anhand dem die Entstehung dieses Projekts mitverfolgt werden kann.

Text: Sarah Zuercher Übersetzung : Daniela Meichtriy, Cormondrèche, Februar 2004 Pressetext

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Laurence Bonvin, Josep Maria Martin, Christine Ponelle & Matthew R. Rogers