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Kaiser Wilhelm Museum

ZIDANES MELANCHOLIE

Kuratoren: Konstantin Adamopoulos, Holger Nickisch

Künstler: Julia Horstmann, Shannon Bool, Kevin van Braak, Anno Dijkstra, Holger Nickisch, Zlolt Mesterhazy, Rolland Pereszlenyi, Thomas Lenden

Eröffnung: 18. Mai 2008, 11:30 Uhr, Kaiser Wilhelm Museum

ZIDANES MELANCHOLIE betitelt ein modellhaftes Ausstellungsprojekt, das mit neuen Arbeiten von sieben internationalen Künstlern multimedial im Innen- und Außenraum die Institution Museum ortsspezifisch befragt und erprobt. Anlass ist die unmittelbar bevorstehende mehrjährige Schließung des Kaiser Wilhelm Museums zwecks Sanierung. Im Zentrum der künstlerischen Auseinandersetzungen stehen die Geschichte des Kaiser Wilhelm Museums, die Einbettung des Museums in den Kontext der Stadt Krefeld und die herausragende Sammlung zeitgenössischer Kunst der Kunstmuseen Krefeld. Dabei geht das Projekt von der Behauptung aus, dass die innerstädtische Aufmerksamkeit für das Museum als kulturell identitätsstiftender Ort noch verstärkt werden kann. Künstlerisches Handeln soll das Wissen um die Geschichte des Hauses und seine Programmatik auch einem kunstfernen Publikum vermitteln. Die Sanierung und der damit verbundene, zeitlich begrenzte Zustand einer „funktionslosen“ Baustelle bilden eine markante Zäsur in der Historie des Museums, die ein Atemholen vom alltäglichen Ausstellungsbetrieb erlaubt.

Sie bietet Gelegenheit für eine rückblickende Analyse und eine vorausschauende Perspektive. In diesem Spannungsfeld begegnen sich die Kuratoren des Ausstellungsprojektes, Konstantin Adamopoulos (Köln) und Holger Nickisch (Amsterdam), die beide Mitglieder der deutsch-niederländischen Kuratorenplattform sind. Für Krefeld haben sie einen exemplarischen Dialog entwickelt und junge Künstler eingeladen, mit ihren Beiträge in einzelnen Ausstellungsräumen auf Werke aus der Sammlung zu reagieren oder im benachbarten Stadtraum des Kaiser Wilhelm Museums performativ zu agieren. Die unterschiedlichen Aktionen und Präsentationen eröffnen einen eigenständigen, überraschenden Zugang zum Kaiser Wilhelm Museum. So ermöglicht ZIDANES MELANCHOLIE den Besuchern das Museum neu zu erkunden und das Vertraute aus ungewöhnlichen Perspektiven zu erleben. Das Kaiser Wilhelm Museum zeigt sich als ein Ort, der facettenreiche und durchaus auch ambivalente Begegnungen ermöglicht.

Künstler

Julia Horstmann (Berlin) thematisiert mit einer Installation, einer Wandzeichnung und Scherenschnitten das Gebäude des Kaiser Wilhelm Museums und dessen Geschichte. Sie entwirft ein Modell der Museumstreppe, in dem schmale hölzerne Stellwände den Aufgang zur Sammlung erschweren und die Treppenarchitektur beeinflussen.

Shannon Bool (Berlin) greift ebenfalls mit Rauminterventionen in die Struktur des Museums ein. So nutzt die Künstlerin für die Präsentation ihrer Malerei die vorhandenen Sonnenschutzrahmen vor den Fenstern des Kaiser Wilhelm Museums. In einem Raum stellt sie eine Paraventarbeit auf, in einem anderen ein stelenförmiges Objekt aus Messing und poliertem bzw. vernickeltem Alu, das die Decke mit dem Boden verspannt. Shannon Bool schafft Dialoge zwischen ihrer Arbeit, der Sammlung und dem Museum als Ausstellungsort.

Kevin van Braak (Amsterdam) positioniert seine Skulptur Scala im Eingangsbereich des Museums. Die spiralförmige Wendeltreppe aus Sperrholz verkörpert das Modell einer nicht mehr existierenden Freitreppe, die ehemals Bestandteil eines italienischen Erholungskomplexes aus der Mussolini Ära war. Einerseits entwickelt der Künstler damit eine autonome Skulptur; andererseits hebt die Arbeit auf das problematische Verhältnis von Kunst und (Macht-)Architektur ab.

Anno Dijkstra (Amsterdam) faszinieren die Inkunabeln der medialen Bildmaschinerie und deren „prägenden“ Einfluss auf unsere Erinnerungen und Erwartungen. Im Maßstab 1:1 führt Dijkstra die zweidimensionalen Fotos in eine dreidimensionale Körperlichkeit zurück und schafft damit eigenwillige Arbeiten in einem geradezu monströsen Realismus. Für das Kaiser Wilhelm Museum inszeniert Dijkstra mehrere solcher Bildassemblagen. Gemäß seiner Praxis, den Ausstellungsort kurzfristig als Atelier zu nutzen, installiert der Künstler seine Arbeit unter den neugierigen Blicken des Publikums.

Holger Nickisch (Amsterdam) baut in der Grünanlage vor dem Haupteingang des Museums eine begehbare und funktionstüchtige „Schutzhütte“ aus massivem Holz auf, die unter dem Titel ME/folly so auch bereits in Amsterdam und Berlin präsentiert wurde. Für die Dauer des Eröffnungswochenendes bespielen die drei niederländischen Künstler Dijkstra, Nickisch und van Braak mit zwei Gastkünstlern performativ und filmisch die Hütte. Gleichzeitig dient sie als Basislager spotartiger Interventionen im Stadtraum. Kevin van Braak, Anno Dijkstra, Zlolt Mesterhazy (Ungarn) und Rolland Pereszlényi (Ungarn) verwirklichen die Aktionen im öffentlichen Stadtraum zusammen mit Krefelder Künstlern. Diese Interventionen sprechen den Passanten und Flaneur an, um Neugierde auf das Projekt ZIDANES MELANCHOLIE zu wecken. Ein eigens eingerichteter Projektraum im Kaiser Wilhelm Museum informiert mit dokumentarischen Fotografien des Künstlers Thomas Lenden über die temporären Aktionen. Darüber hinaus ist hier u.a. das Keramikmodell zu ME/folly zu sehen.