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Galerie Volker Diehl freut sich, neue Arbeiten des jungen chinesischen Performance-Künstlers Zhang Huan zeigen zu können. Neben anderen Arbeiten zeigen wir seine Dokumentation der Performance My Boston vor dem Museum of Fine Arts, Boston, Massachusetts.

"Als ich jung war, sagte meine Mutter mir ständig: Du mußt hart arbeiten und studieren, sodass Du eine glänzende Zukunft haben wirst. Aber ich mochte nie Bücher lesen. Immer, wenn ich ein Buch las, schweiften meine Gedanken ab, und ich versank im Schlaf. Ich versuchte auf verschiedenste Art und Weise, mich zu konzentrieren und wach zu halten. Beispielsweise habe ich mir in die Hände gebissen, mir mit einem Stift ins eigene Fleisch gestochen oder im Winter meinen Kopf in ein Fass mit eiskaltem Wasser getaucht. Ich praktizierte also alte chinesische Redensarten. Ich vergaß auf der Stelle, was ich gelesen hatte, so las ich es wieder, konnte mich aber an nichts erinnern, und verstanden hatte ich sowieso nichts.

Später hatte ich eine großartige Idee. Jeden Tag riß ich eine Seite aus dem Buch und aß sie. Das Ergebnis war, dass ich nicht eine dieser Seiten verdauen konnte und sie deshalb genauso wieder ausschied, wie ich sie verschlungen hatte. Ich hatte viele Träume, in denen Bücher vorkamen. In einem dieser Träume entdecke ich, wie alle Bücher, die ich jemals besaß von einem kräftigen Windsturm durch die Luft gewirbelt werde. Plötzlich wechselt die Szene und die Bücher treiben im Fluß in Richtung Osten."

Bevor er 1999 nach New York zog, lebte er in Beijing, wo er zusammen mit anderen Künstlern die Gruppe „Beijing East Village“ gründete. Anfang der neunziger Jahre, im Klima der Post-Tienanmen-Ära, sah sich Zhang Huan, wie die meisten anderen Vertreter der künstlerischen Avantgarde Beijings genötigt, sich aus der Öffentlichkeit in private Räume und Ateliers zurückzuziehen, da seine experimentellen Performances, die exemplarisch die gesellschaftlichen und privaten Lebensumstände thematisierten, von staatlicher Seite als subversiv angesehen wurden.

Zhang Huan gelingt es, westliche Kunstgeschichte und traditionelle chinesische Kultur zu einem eigenständigen Hybrid zu vereinen.

In seinen Arbeiten reflektiert Zhang Huan die aktuelle, soziale, politische und kulturelle Situation. In einigen seiner Performances unterzieht er sich zum Teil extremen physischen Belastungen, um individuelle Grenzsituationen auszuloten.

Zhang Huan setzt überwiegend seinen eigenen Körper ein und involviert bei den Performances oftmals Personen vor Ort. Durch seine überspitzt theatralische Darstellungsweise gelingt es ihm, die Problematik kultureller Gegensätze zu visualisieren.

Pressetext

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Zhang Huan