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Wer das Wesen der Farbe versteht, beherrscht sie. Seit über einem Vierteljahrhundert beschäftigt sich Zeki Arslan intensiv mit dem Phänomen Farbe und wir können sagen: er beherrscht die Kunst der Farbe.

Farbrichtung, Farbbewegung, Farbsymbolik bilden im Werk von Zeki Arslan einen Kreislauf, einen Kontext. Dieser Kreislauf unterscheidet sich inhaltlich fundamental von Werken der 1950er Jahre in den USA und Europa, wo Kunstrichtungen wie Abstrakter Expressionismus und Informel gut ein Jahrzehnt die Szene beherrschten. Heute sind diese Positionen historische, sind also keine zeitgenössische Kategorie mehr.

Zeki Arslan geht in seinen Werken vom Prinzip des All-Over aus. Dies meint, dass Farbformen und deren Reste sich über das ganze Bild verteilen, so dass das Bild keine traditionelle Mitte mehr hat. Es liegt in der Freiheit des Künstlers Oben, Unten, Rechts und Links miteinander zu vertauschen, um so eine konzeptuelle Malerei ganz entgegen unserer Sehgewohnheiten zu entwickeln. In diesem Sinne werden wir in den Werken Zeki Arslans einem Farbfließen gewahr. Die Farbe hat keinen statischen Charakter, sondern einen dynamischen, Bewegung wird zum Thema.

Weiterhin beobachten wir, dass diese Werke keine Rahmung weder im Inneren, noch im Äußeren haben. Das Farbgeschehen dringt über die Kanten hinweg und erreicht imaginäre Orte. Das Energiefeld des Bildes bezieht sein Äußeres mit ein.

Diese Bilder entstehen nicht in einem schnellen Prozess, auch wenn sie schnell gemalt zu sein scheinen. Allein der Gebrauch der Ölfarbe erlaubt keine Malartistik, denn sie muss Zeit haben zu trocknen. Zeki Arslan arbeitet daher an mehreren Gemälden und Bildthemen gleichzeitig und nimmt sich viel Zeit, seine Bilder zu vervollkommnen. Vielfältige malerische Prozesse nehmen wir wahr: die Bewegung des Pinsels, das Ziehen der noch nicht ganz trockenen Ölfarbe mit dem Rakel, das Übermalen schon geschaffener Farbschichten, letztlich das Zerstören von eindeutigen Formen zugunsten mikrostrukturell Flächenreste.

In der europäischen Vorstellung von Farbwirkungen, so wie dies durch Johann Wolfgang von Goethe durch seine Untersuchungen im 19. Jahrhundert uns übermittelt ist, nehmen die drei Grundfarben Rot, Gelb und Blau eine besondere Richtungsqualität ein. Rot ist die am mächtigsten nach vorne dringende Farbe, Gelb kommt in der Bedeutung gleich hinter Rot und Blau ist diejenige Farbe, die sich zurückzieht. Schaut man sich Zeki Arslans Gemälde einmal unter diesem Aspekt an, so wir man gewahr, dass diese Farbgerichtetheit hier nicht vorherrscht. Ein Rot kann sich durch malerische Brechungen ebenfalls zurückziehen, während ein Blau mächtig nach vorne drängen kann. Diese Beobachtung lässt Fragen nach dem Charakter dieser Malerei zu.

Die Antwort finden wir in dem Erkenntnisinteresse des Malers seiner eigenen Tradition gegenüber. In der alttürkischen und osmanischen Farbvorstellung steht das Blau für Osten, Rot für Süden, Schwarz für Norden und Weiß für die westliche Himmelrichtung. Zeki Arslans Gemälde sind also nicht primär gen Okzident orientiert, sondern zum Orient hin geöffnet. Daher gilt die Goethesche Farbästhetik in ihnen nur bedingt. Der Farbkosmos Zeki Arslans besitzt seine eigene Freiheit.

Diese Freiheit gewann Zeki Arslan auch durch seine Beschäftigung mit der Chaos-Forschung. Diese mathematisch-physikalische Theorie untersucht Systeme, bei denen beliebig kleine Veränderungen der Ausgangsbedingungen das Endergebnis so stark beeinflussen, dass sie nicht mehr beherrschbar wird. In Bilder übertragen bedeutet dies, dass geringe Veränderungen von Farbformen kleinere Farbwelten hervorrufen, die ihre eigene, chaotische Identität besitzen. Doch Vorsicht: Bilder sind keine physikalischen Phänomene! Zeki Arslans Übersetzung von Phänomenen der Chaos-Theorie ist eine rein analoge. Ihn interessieren Prozesse auf der Leinwand, die ihre eigene Atmosphäre haben.

In letzter Zeit malt Zeki Arslan gelegentlich auch Bilder, die das Thema Farbe ganz hinter sich zu lassen scheinen. Diese schwarz-weißen Werke verhalten sich kontrapunktisch zum Farbkosmos des Malers: sie halten inne, in ihnen pausiert die Farbe bis sie wieder losbricht.

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Zeki Arslan
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