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Die Galerie Ruth Leuchter zeigt vom 18. Juni bis zum 6. August 2005 unter dem Titel „young art düsseldorf” Arbeiten von sechs Künstlern. Gemeinsam ist ihnen ein biographisches Detail: sie waren Absolventen oder sind Studenten der Düsseldorfer Kunstakademie. Gemeinsam ist fünf von ihnen aber vor allem, dass sie die Malerei als spezifisches künstlerisches Medium nutzen und deren narrativen und formalen Möglichkeiten zu erweitern versuchen. Nur Kirsten Hinkler arbeitet vor allem mit dem Video als Medium.

Kirsten Hinkler (1971) zeigt drei Videos, von denen zwei zeichnerische und malerische Mittel in die komplexen Rhythmen der filmischen Erzählung integrieren. Der Animationsfilm „Les Amours de la pieuvre” (Das Liebesleben der Kraken) nutzt einerseits geometrisch/ornamentale Formen und andererseits Comics, um ein fast wie von einem Metronom getacktetes Pulsieren zu erzeugen. Eine suggestive und geheimnisvolle Atmosphäre entsteht. „Dimensioni E Moduli” schneidet gegen die gefilmten Bilder der uns vertrauten Welt, Zitate minimalistischer Bilderfindungen und fragmentiert und verunsichert so die eingeschliffenen Seherfahrungen. „Walden” hat nicht nur den Titel mit Thoreaus zivilisationskritischem Experiment, das er in dem 1854 erschienenen Bericht unter dem Titel „Walden” beschrieb gemeinsam: es ist ein ironischer Kommentar zu den metaphysischen Hoffnungen, die Thoreau mit dem „natürlichen Leben” verband. In Kirsten Hinklers „Walden” sind alle Personen fast autistisch, bestimmt aber in einem nicht-heroischen Sinne einsam.

Ilka Meschke (1976) malt mit kontrollierter Vehemenz und sicherem Gefühl für die Kraft der Farben. Die Farbe erzeugt die Dinge auf der Bildfläche und belebt sie. Und wie die pastose Farbe, so führen auch andere Materialien ein integriertes und gleichzeitig eigenständiges Leben im Bildraum. Obwohl Ilka Meschke auf klassische Genres der Malerei zurückgreift (Akt, Landschaft und Portrait z.B.) lösen sich die Formen fast bis zur Abstraktion auf. Es bleibt das Licht und die haptische Qualität des Materials.

Jochen Mühlenbrink (1980) untersucht in seinen Arbeiten Flächenstrukturen. Der Rhythmus einer Fassade erzeugt flächige Farbmuster. Ein Bauzaun ist nicht anderes als die Grenze einer gelben Fläche. Der Himmel ist nur eine schmale Fläche auf der Leinwand. Ein eingerüsteter gotischer Dom ist kaum noch als Baukörper wahrnehmbar. Aber trotz dieser formalen Reduktion haben Mühlenbrinks Bilder immer auch eine starke erzählerische Substanz. Er zeigt menschenleere Orte, selbst wenn sie, wie die gemalten Wohnmaschinen Menschenmassen beherbergen. Obwohl man den Baukran sieht, sieht man niemanden der arbeitet. Es ist immer das Verborgene als mögliche Realität mitgemalt.

Julia Rüther (1974) löst die Dinge systematisch aus ihrem Kontext. Ein Brunnen steht in einem Nicht-Raum. Ein anderer Brunnen steht im Raum ohne passende Proportion. Ein „Teppich” füllt das Bild aus. Ein „Diadem” oder eine „Krone” steht frei in einer leeren Fläche. Ein Wohnraum, ein Fenster und Kleidungsstücke schaffen keinen identifizierbaren Ort. Die Objekte sind nicht Teil einer erkennbar realen Ordnung und haben doch als Dinge eine wuchtige Präsenz und konstruktive Ordnung.

Tim Trantenroth (1969) hat in seinen Wandbildern architektonische Strukturen imaginär erweitert. In seiner Serie über Krieg und Terror schafft er zur (strukturlosen) Wirklichkeit die Erzählung. Falluja, Baghdad, zerschossene Autos, zerbombte Städte, Trümmer, Geisterstätte, ausgebrannte Häuser, zerborstenes Metall sind zu Codes geronnene Icons. Wie Firmenlogos tragen sie Botschaften. Aber keine bestimmten. Geronnenes Blut, zerfetzte Menschen, Angst und Verzweiflung sind nicht visualisiert. Das Unbestimmte des Schreckens wird auch durch die Fantasie nicht bestimmbar. Trantenroths Bilder sind insofern hochpolitisch als sie die Offenheit des Verbrechens beschreiben. Indem er sich in den eher gestisch gemalten Bildern einem platten Kommentar verweigert spürt man nun inhaltliche Zurückhaltung wo man in seinen Architekturbildern formale Strenge beobachten konnte.

Eva Weymann (1971) arbeitet in vielen Medien. Sie entwickelt Set-Disigns für Filme. Sie fotografiert. Sie malt. Sie malt für Drehorte. Sie malt als Malerin. Ihre Malerei verfolgt nicht das Ziel einen formal engen Stil zu entwickeln, sondern sie bedient sich vieler Stile, weil verschiedene soziale Realitäten sich in verschiedenen Stilen ausdrücken. Die adäquaten Ausdrucksformen verschiedener binnenkultureller Milieus aufzugreifen und zu bearbeiten, macht die Arbeiten Eva Weymanns so vielgestaltig und ironisch. Als Pierre Bourdieu 1979 seine bahnbrechende Studie „La distinction. Critique sociale du jugement” veröffentlichte, waren die Unterschiede noch „fein”. Eva Weymann vermag inzwischen einen ganzen Kosmos von Unterscheidungen zu bebildern.

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young art düsseldorf
Kirsten Hinkler, Ilka Meschke, Jochen Mühlenbrink, Julia Rüther, Tim Trantenroth, Eva Weymann