press release only in german

Das Museum Boijmans Van Beuningen organisiert in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Wien eine große Ausstellung mit dem Werk des nigerianisch-englischen Künstlers Yinka Shonibare (London, 1962). Installationen, Fotografie und Malerei sind Teil der Ausstellung, welche vom 21. Februar bis einschließlich 25. April 2004 zu sehen sein wird. Yinka Shonibare erfreut sich in den letzten Jahren einer zunehmenden internationalen Bekanntheit mit seinen Tableaux Vivants von in African Print gefassten historischen Gestalten. Wenngleich typisch afrikanisch, stammen diese Stoffe aus Fabriken in Helmond und Manchester. Die faszinierende Herkunft dieser Stoffe erstreckt sich über die koloniale Geschichte in Niederländisch-Ostindien bis hin zum Handel, den holländische Kaufleute in Westafrika betrieben. Das Besondere daran ist jedoch, dass das Tragen dieser African Prints oder Dutch Wax-Stoffe durch die Westafrikaner als Ausdruck des afrikanischen Stolzes gesehen werden muss. Indem er diese 'afrikanischen' Stoffe auf vielfältige Weise in seinem Werk anwendet und in diesem Rahmen auf die westliche (Kunst)Geschichte verweist, stellt Shonibare Fragen wie: Was ist kulturelle Identität, welches ist das Erbe der kolonialen Vergangenheit und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander?

Auch in den fotografischen Werken, die Shonibare herstellt, spielt er mit dem Rollentausch zwischen Klasse und Kaste, zwischen Schwarz und Weiß. In der Serie Diary of a Victorian dandy zum Beispiel erscheint ein schwarzer Dandy, umgeben von weißen Bediensteten. Shonibare führt uns auf humorvolle Weise vor Augen, wie der europäische Wohlstand mit der imperialistischen Ausbeutung überseeischer Gebiete verbunden ist.

Multikulturelle Gesellschaft Eines der Werke, die auf der Ausstellung zu sehen sein werden, ist The Swing (2001), hergestellt nach einem Gemälde des französischen Malers Fragonard aus dem 18. Jahrhundert. Hier ist die Hautfarbe der Dame hellbraun anstelle der von Fragonard verwendeten Pfirsichhaut. Sie ist verführerisch, jedoch überreif und trägt ein wollüstiges Gewand mit afrikanischem Motiv. Wie auch bei anderen seiner Werke, fehlt der Kopf. Die Figur hat etwas von einer Modellpuppe, was die Austauschbarkeit der Identität unterstreicht. Auf spielerische, humoristische und visuell verblüffende Weise stellt Shonibare mit seinem Werk wichtige Probleme der heutigen multikulturellen Gesellschaft zur Diskussion. Diese prickelnde Ambivalenz ist für ein breites Publikum faszinierend. Biografie Yinka Shonibare wurde in London (1962) geboren, zog im dritten Lebensjahr nach Lagos, Nigeria. Als typisches Kind einer post-kolonialen britischen "Upper-class"-Erziehung mit nigerianischem Hintergrund landete Shonibare Anfang der achtziger Jahre im tosenden Londoner Kunstleben. Hier wurde er sich der Diskrepanzen zwischen Hintergrund, Erziehung und täglicher Realität bewusst. Er begann mit Werken, in denen er typisch westliche Kunstvorstellungen einer sogenannten nicht-westlichen Formensprache gegenüberstellte. Auffallend ist die überschwängliche Visualität von Shonibares Werk, in welchem ästhetische Verlockung eine ebenso wichtige Rolle spielt wie die dem Werk zugrundeliegenden Ideen.

Yinka Shonibare nahm in den vergangenen Jahren an wichtigen internationalen Kunstausstellungen wie der Biennale von Venedig (2001) und der Documenta in Kassel (2002) teil. Auch stellte er in Dutzenden von Museen an anderen Orten der Welt aus. Sein Werk findet sich in wichtigen Kollektionen in Europa und den Vereinigten Staaten. Die Ausstellung im Museum Boijmans Van Beuningen ist seine erste Einzelpräsentation in den Niederlanden. Bereits im Jahre 2001 waren dort Arbeiten von ihm auf der Ausstellung 'Unpacking Europe' zu sehen.

only in german

Yinka Shonibare
Skulpturen und Fotografien