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Szenarien vordergründig pulsierender Metropolen, hinter deren Fassaden sich Einsamkeit, Leere und gepflegte Langeweile breit machen, wechseln in den Filmen des chinesischen Künstlers Yang Fudong mit Bildern entlegener Natur und meditativer Stille ab. Deplazierte Versatzstücke chinesischer Tradition vermischen sich mit heimatlosen westlichen Einflüssen zu einem Amalgam aus Liebe, Melancholie und Parodie. Die Filme Yang Fudongs dokumentieren die Spuren der rasanten politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung Chinas. Sie pendeln zwischen Intimität und Isolation, zwischen vordergründiger Sicherheit und stiller Unruhe.

Die Protagonisten in Yang Fudongs Filmen versuchen den Spagat zwischen einer buddhistisch-konfuzianisch geprägten Verinnerlichung, dem kulturellen Gedächtnis kommunistischer Zurichtung und der haltlosen Frenetik des modernen Kapitalismus. In die zwischen diesen Welten entstehenden Bruchstellen schleust sich Yang Fudong ein und versucht ihre Widersprüche mit Poesie, burlesk-komischen Elementen hervorzuheben und gleichzeitig zu befrieden. Formal und inhaltlich führt uns Yang Fudong in die Vergangenheit und ihre Traditionen von Zen, Kampfkunst und den ästhetischen Disziplinen der Poesie, Malerei und Kalligraphie zurück. Er überblendet sie mit der Gegenwart des desorientierten, isolierten Individuums, das in einer Umgebung der Repression, des schönen Scheins und der schrillen Oberfläche eines merkantilen Nützlichkeitsdenkens um seine Würde kämpft.

Die Kunsthalle Wien widmet Yang Fudong erstmals eine Werkschau mit Foto-, Film- und Videoarbeiten: Zu sehen sind u.a. City Lights (2000), Backyard. Hey! Sun is Rising (2000), Flutter, Flutter…Jasmin, Jasmin (2002), Closed to the Sea (2004) und zwei Teile des geplanten Fünfteilers: Seven Intellectuals in Bamboo Forest, Teil 1 (2003) und 2 (2004).

In Seven Intellectuals in Bamboo Forest zieht sich eine Gruppe junger Intellektueller und Künstler wie die legendären Weisen des 3. Jahrhunderts v. Chr. in die Einsamkeit der Wälder zurück, um über den gegenwärtigen Stand der Kultur zu reflektieren. Die Weisen verweigerten die korrupte Welt ihrer Regime, um sich der völligen Kontemplation und dem idealen Leben hinzugeben. Die jungen chinesischen Intellektuellen Yang Fudongs hingegen, begeben sich auf den heiligen Berg Huangshan, um in die Mystik und Stille einer wie verwunschenen Natur hineinzuhören und den eigenen Standpunkt innerhalb einer vom kapitalistischen Anpassungsdruck beherrschten Welt zu überdenken. Im 2. Teil ist dieselbe Gruppe in die urbane Umgebung verpflanzt und denkt über die Utopien eines authentischen Lebens nach.

Die Werke des 1971 in Peking Geborenen wurden u.a. 2002 bei der Documenta11 und 2003 anlässlich der 50. Biennale von Venedig (Chinesischer Pavillon und "Utopia Station") gezeigt. Im Februar 2004 zeigte das Museum of Modern Art, New York, drei Filme Yangs und im gleichen Monat wurde er für den Hugo Boss Price 2004 nominiert.

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