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Die um den Mythos Atlantis entwickelten Staatsideen sind Thema der Rohkunstbau -Ausstellungen 2009 und 2010. Angelehnt an den antiken philosophischen Streit um den Idealstaat geht die traditionsreiche Ausstellungsinstitution für ortsbezogene, zeitgenössische Kunst in das Jubiläum ihres 15-jährigen Bestehens. Unter Referenz auf das mythische Atlantis, das zuerst von dem Philosophen Platon in seinen Dialogen erwähnt wird, soll 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs die Suche nach verborgenen Geschichten und neuen Identitäten unternommen werden. Hidden Histories - New Identities verweist so im Untertitel der Ausstellung auf die jüngste europäische Geschichte. Das Scheitern des real-existierenden Sozialismus, basierend auf den sozialistisch-kommunistischen Staatsideen, die ursprünglich eine Idealgesellschaft schaffen sollten, war spätestens mit dem Fall der Berliner Mauer für jedermann offensichtlich. Zugleich war es aber eben auch der Beginn einer neuen europäischen Identität.

Platon hat in seinen Schriften die Idee eines Atlantis bemüht, um sein Gesellschaftsmodell anschaulich zu machen. Daraus entspann sich unter den Philosophen Platon, Sokrates und Aristoteles alsbald ein Diskurs über egalitäre und elitäre Staatsideen. Dieses Streitgespräch wird Rohkunstbau thematisch aufnehmen. Und so beschäftigt sich die Ausstellung in 2009 mit den egalitären Ideen des Aristoteles und wird 2010 mit Atlantis II die elitären Staatsideen eines Platon in den Blick nehmen. Das Theorem des idealen Inselstaats ist über Jahrhunderte hinweg mit unterschiedlichsten Gedanken zu Verlorenem und Wiedergefundenem, zu Identität und Freiräumen, zu Auflösung und erneuter Formung in philosophischer aber auch politischer Hinsicht aufgeladen worden. Rohkunstbau ist in seinem Bemühen um einen Diskurs dazu Teil eines europaweiten Netzwerks mit Veranstaltungspartnern in Griechenland, Bulgarien, der Slowakei und Italien nebst einer Plattform zur Biennale in Venedig.

Zehn Künstler aus Deutschland und Osteuropa wurden eingeladen, sich mit ortsbezogenen Arbeiten Gedanken zu diesem Themenkomplex zu machen. Schloss Marquardt bei Potsdam hält zu solch einer Auseinandersetzung reichlich Material bereit. Es liegt am Rande der Potsdamer Schlösserlandschaft, die als Sinnbild einer humanistischen Ideallandschaft gelesen werden kann und gleichzeitig die Narben von Krieg und europäischer Teilung bis heute offen zeigt. Verfall und Neuanfang, Untergang und Wiedererstehen - all jene Gegensätze treffen in dem preußischen Arkadien aufeinander. Das Schloss selbst hat eine weit zurückreichende Geschichte. Prominentester Besitzer war General Hans Rudolph von Bischofswerder (1714 - 1803), ein enger Vertrauter von König Friedrich Wilhelm II. und zugleich überzeugter Rosenkreuzer. In architektonischer Hinsicht ist der Bau vor allem durch An- und Umbauten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts geprägt, als er in bürgerliche Hände gelangte. Carl Meyer von der Firma Krupp ließ ihn ab 1878 im Stil des Neobarock und der Neorenaissance umbauen und Louis August Ravené, Berlins erster bedeutender privater Kunstsammler, stockte ihn ab 1912 auf und baute den Westflügel an. Der verlassen-morbide Charme des neohistoristisch überladenen Interieurs und die malerische Lage am Schlänitzsee laden nun, wie damals im Ur-Rohkunstbau, abseits der üblichen Wege wieder ein zu ortsbezogener, zeitgenössischer Kunst am besonderen ländlichen Ort.

Rohkunstbau, die traditionsreiche Ausstellungsinstitution für ortsbezogene, zeitgenössische Kunst, feiert in diesem Jahr das Jubiläum seines 15-jährigen Bestehens.

Die teilnehmenden Künstler sind:

MARTIN ASSIG - Deutschland, Malerei / Zeichnung / Skulptur ROBERT BARTA - Tschechien / Deutschland, Installation / Objekt DENNIS FEDDERSEN - Deutschland, Skulptur / Installation / Zeichnung GREGOR HILDEBRANDT - Deutschland, Malerei / Objekte / Installation SABINE HORNIG - Deutschland, Skulptur / Installation / Fotografie LISA JUNGHANß - Deutschland, Video / Fotografie / Textcollage ŠEJLA KAMERIĆ - Bosnien-Herzegowina, Fotografie / Video / Performance KATARZYNA KOZYRA - Polen, Performance / Video / Fotografie DEIMANTAS NARKEVIČIUS - Litauen, Film / Video THOMAS SCHEIBITZ - Deutschland, Malerei / Bildhauerei / Fotografie

Künstlerischer Leiter: Dr. Arvid Boellert Kurator: Mark Gisbourne

Ort: Schloss Marquardt, Hauptstraße 14, 14476 Potsdam - Marquardt

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XVI. Rohkunstbau
ATLANTIS I
Hidden Histories - New Identities
Ort: Schloss Marquardt / Potsdam
Künstlerischer Leiter: Arvid Boellert
Kurator: Mark Gisbourne

Künstler: Martin Assig, Robert Barta, Dennis Feddersen, Gregor Hildebrandt, Sabine Hornig, Lisa Junghanss, Sejla Kameric, Katarzyna Kozyra, Deimantas Narkevicius, Thomas Scheibitz