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Schnellstrassen und verlassene Plätze, urbane Kulissen, die gleichzeitig Vorlage und Lebensraum für die beiden Künstler Wesley Willis und Ingo Giezendanner bilden. Beide teilen sich das Interesse für städtische Szenerien und übertragen diese mittels des Mediums Zeichnung in ihrer eigenen Weise auf Unterlagen wie Papier, Karton oder Ausstellungswände.

Einem Undergroundpublikum ist der Name Wesley Willis längst durch seine Musik vertraut. Neben der musikalischen Tätigkeit fertigte der 2003 verstorbene US-Künstler tausende Zeichnungen über seinen Wohnort Chicago an. Die immer wiederkehrenden Motive, die mit Kugelschreiber, Farb- und Filzstift gearbeitet sind, zeigen eindrücklich Chicagos Architektur und das Pulsieren der Midwest-Metropole. Die charakteristische Skyline, das Seeufer, sowie die gedrängten Freeways mit sich stauenden Lastwagen sowie uniforme Fast-Food-Lokale faszinieren Willis und werden zu einer intimen Sichtweise auf das amerikanische Grossstadtleben verarbeitet. Die Kunst Halle zeigt nun erstmals eine umfangreiche Rückschau mit Schwerpunkt auf Stadtansichten.

Ingo Giezendanner (*1975) hingegen ist ein Flaneur. Er benutzt die Zeichnungskunst, um das soziale Umfeld und die Eindrücke seiner Reisetätigkeiten als Weltenbummler festzuhalten. Meist in schwarz-weiss gehalten, erinnern seine Arbeiten an eine Comicstrip Ästhetik. Durch den Gebrauch von verschiedenen Techniken und Formaten versucht er zudem, das Medium der Zeichnung zu erweitern. Aus Einzelbildern können so auch Video-Animationen entstehen. Für die Ausstellung in der Kunst Halle nimmt sich Giezendanner der Stadt St. Gallen an: Er produziert eine Zeicheninstallation, in der er mehrere Bilder von Plätzen und Strassen zu einem Stadtporträt kombiniert. Daraus ergibt sich ein Blick auf die Ostschweizer Metropole, die keine repräsentative Wiedergabe von Postkartenmotiven wie Dom und Stiftsbibliothek sein will. Er zeichnet vielmehr unbeachtete Plätze und Strassen in der präzisen Sprache des stillen Beobachters auf, die normalerweise der Aufmerksamkeit der Passanten entgehen.

Die vibrierenden Ansichten Wesley Willis eröffnen im Zusammenwirken mit Ingo Giezendanners klaren, fest umrissenen schwarz-weiss Zeichnungen ein eindringliches Wechselspiel. Dadurch werden Kontraste und Differenzen sichtbar, die einen Einblick in die obsessive Arbeit mit dem Medium Zeichnung ermöglichen. „WW vs. GRRRR“ zeigt aber auch eine Haltung gegenüber dem Stadtleben auf, die sich nicht nur in der Frage nach Vergleichbarkeit von zwei künstlerischen Positionen, deren Wurzeln in der Subkultur gründen, erschöpft. Sie soll ausserdem die Frage nach gängigen Ausstellungspraxen der Kunstinstitutionen stellen und diese auch hinterfragen.

Kuratiert von Giovanni Carmine.

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WW vs. GRRRR
Wesley Willis / Ingo Giezendanner
Kuratiert von Giovanni Carmine