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„Neben dem Kino, das seine Karriere als alleinstehende Kunst fortsetzt, entfaltet sich ein zersplittertes und metaphorisiertes Kino, welches sich jenem Verwischen der Grenzen der Kunst widmet, das selbst zu einer Kunst wird.“

Jacques Rancière, Und das Kino geht weiter. Schriften zum Film, August Verlag, Berlin 2012 Die internationale Gruppenausstellung „Wörter als Türen – in Sprache, Kunst, Film" widmet sich dem gegenseitig durchdringenden Verhältnis von Schrift zu Kunst und Film. So inkongruent die Annäherungen der Räume von Kunst und Film scheinen, die eigentlich vor nicht allzu langer Zeit auch Zugang zu alternativen Wahrnehmungsformen boten, werden deren Diskurse von vielen Film- und Kunsttheoretikern nach wie vor fast durchgehend getrennt denn unter gemeinsamen Aspekten betrachtet, sowohl im Positiven (neu erwachendes Interesse an alten Film-Projektions- und Entwicklungstechniken), als auch im Negativen (etwa die zunehmende ästhetisierende Homogenisierung durch das HD Format).

Unter den inflationär beschleunigten Bedingungen der aktuellen Verbreitung, Produktion und Konsumation von Filmen auf mitunter unüberschaubar zahlreichen, abspieltauglichen Gadgets geht „Wörter als Türen – in Sprache, Kunst, Film" einen großen Schritt zurück. Die Ausstellung setzt vor der eigentlichen Produktion an, in der die grundlegende Konzeption des Films auf der Ebene von Schrift und Drehbuch im Wissen um die repräsentative Funktion von Sprache entwickelt wird. „Wörter als Türen – in Sprache, Kunst, Film" zeigt sich als Versuch, den Ausstellungsraum selbst als Projektionsfläche zu verstehen, um die materiellen und kulturellen Aspekte künstlerischer Produktion bewegter Bilder oder überhaupt deren Zustandekommen beleuchten zu können. Entlang künstlerischer Schlüsselpositionen von Frances Stark, Pierre Bismuth, David Lamelas, Mario Garcia Torres, und leisen, doppelbödigen cineastischen Hommagen von Sonja Gangl, Matthias Meyer, Michael Baers, kehren viele der gezeigten Arbeiten stets zur hierbei als neuralgisch empfundenen Frage zurück: Wie und ab wann beginnt ein Film, vom Wort aus gedacht?

In diesem Zusammenhang vertrackter wird es, wenn eine nur für einen Film „Am Anfang war das Feuer" (Originaltitel: „La Guerre du feu", Jean-Jacques Annaud, 1981) erfundene, noch dazu komplett unverständliche Sprache als Ausgang zur künstlerischen Untersuchung und Arbeit wie im Falle des Ausstellungsbeitrags von Christian Mayer dient. Wie sich Film, der sich von einer zelluloidbasierten Form zur digitalen Informationseinheit entwickelte, bzw. wie sich dessen Erinnerung generierende Betrachtung in eine Skulptur übertragen ließe, welche wiederum selbst neue imaginäre Filme produziert, interessiert Martin Ebner in seiner Arbeit „Film ohne Film". Wie denn generell die Wahrnehmungslinien zwischen Film-Betrachter/innen und Kunst-Zuschauer/innen verlaufen oder sich Unterschiede der Filmsprache der Bilder und der bildhaften Sprache der Worte, zwischen dem Schweigen in der Betrachtung eines Bildes und jenes Momentes, in dem sich die vornehmliche Bedeutung zwischen den Worten auflöst, b is hin als Film ohne Bild definieren, sind weitere wesentliche Kernfragen von „Wörter als Türen – in Sprache, Kunst, Film".

Ein Großteil der im Ausstellungskontext versammelten Arbeiten schafft neben einem fiktionalen Eigenleben zudem aktivierende Bezüge, die sich eben auch durch die gewünschte Mitarbeit der Betrachtenden immer wieder neu herstellen: Der Sinnspruch aus dem experimentellem Kurzfilm „Remedial Reading Comprehension" von Owen Land, einem Vertreter des strukturellen Films, gilt stellvertretend für die ganze Ausstellung: „This Is A Film About You... Not Its Maker."

Die Ausstellung wird von einer umfangreichen Publikation begleitet.