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Der Kasseler Kunstverein zeigt vom 21. Mai bis 17. Juli 2005 die Ausstellung Wolfgang Kaiser/Pauline Kraneis. Die Kuratoren Bernhard Balkenhol und Barbara Heinrich luden zwei unabhängig voneinander in München und Berlin arbeitende Künstler zu einer Ausstellungspremiere, einem ersten gemeinsamen Ausstellungsprojekt in den Kasseler Kunstverein ein. Das Konzept der Ausstellung sieht vor, jedem sowohl einen eigenen Ausstellungsraum zur Verfügung zur stellen als auch die verbleibenden Räume für eine Begegnung – vielleicht sogar für gemeinsam neu konzipierte Arbeiten - anzubieten.

Wolfgang Kaiser (geb. 1965) platziert kleine Objekte, Schriftzüge oder Fotokopien an sorgfältig ausgewählte oder zufällig gefundene Orte. Das Fenster eines Wartehäuschens in München trägt die Aufschrift "Spital" und im Schnee der Kampenwand bei Aschau steht ein orangefarbener Aufsteller mit der schwarzen Aufschrift "MALTA". Alle diese Außenarbeiten verbleiben vor Ort, werden vom Künstler lediglich fotografisch dokumentiert und dann ihrem Schicksal überlassen. Neben solchen konzeptuellen aber auch sehr poetisch wirkenden Arbeiten werden im Kasseler Kunstverein die eher trashig anmutenden, materiell üppigen Arbeiten zu sehen sein wie zum Beispiel "Wäldchen/Martyrium (2003)": Im Inneren einer rechteckigen Box aus schwarzer Folie finden sich verschiedene Objekte: eine futuristisch anmutende Architektur aus Karton, felsartige Gebilde aus Kunststoff und mehrere kleine Leuchtmittel, musikalisch untermalt von dem Lied "Ganz in Weiß" von Roy Black. Wolfgang Kaiser verfremdet mit bescheidenen Eingriffen und Ironie die Eindeutigkeit bestehender Verhältnisse und Situationen indem er sie mit neuen Bedeutungen auflädt.

Pauline Kraneis (geb. 1970) hingegen extrahiert Ausschnitte aus bestehenden Räumen/Realitäten, um sie – jetzt frei von ihrem Kontext – einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Häufig sind Fotografien oder gefundene Abbildungen alltäglicher Orte der Ausgangspunkt für ihre Arbeit: Terminals, Verkehrswege, Straßennetze oder auch die Muster von Teppichen, Kacheln oder bestimmten architektonischen Gebilden. Kraneis nähert sich diesen Strukturen mittels der Zeichnung. Da liegt der Flughafen Tegel mitten im Bild und kein Weg scheint zu ihm hin zu führen ("terminal 2", 1999) und aus dem isolierten Muster eines orientalisch anmutenden Teppichs ("Teppich 2", 2001) wird ein Labyrinth aus Grundflächen, Wegen und Plätzen, das an einen Stadtplan erinnert. Ihre Sujets betrachtet die Künstlerin meist aus der Vogelperspektive, doch die vermeintliche Übersicht täuscht, denn das Arrangement der Linien verdichtet sich zu "Raumbildern" ganz eigener Art. Sich durch diese "Räume" zu bewegen geht einher mit einer ständigen Verschiebung der Perspektive. Viele Arbeiten von Pauline Kraneis erscheinen wie Inseln, isolierte Orte, die in sich geschlossen und doch offen sind, die fremd und zugleich vertraut wirken, wie etwa die Wandarbeit "Sofronia" (2004), die auch in der Ausstellung zu sehen sein wird. Hier erscheint die Struktur offener, das Muster ist gebrochen, weist größere Lücken und freie Stellen auf, Freiräume, die der Betrachter mit persönlichen Mustern füllen kann.

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Wolfgang Kaiser / Pauline Kraneis
Kuratoren: Bernhard Balkenhol, Barbara Heinrich