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Dreizehn ständig oder zeitweise in Berlin lebende und arbeitende Künstler nähern sich Alfred Kerrs ironisch lapidarer Frage mit fotografischen Arbeiten im Spannungsfeld zwischen Mythos und Realität. Sie setzen sich mit dem Phänomen der Metropole auseinander, deren einziges Kontinuum die stete Transformation ist. Aus der Topografie der historisch überfrachteten, modernen Großstadt mit ihren komplexen sozialen, kulturellen und atmosphärischen Veränderungen filtern die Künstler Situationen, Menschen und Ansichten heraus, die ihr ganz subjektives Bild von Berlin zeichnen. Die unterschiedlichen Blickwinkel reflektieren die Konstruktion von Raum und die Wahrnehmung des urbanen Raumes. Dabei entsteht ein multiples Spektrum von aktuellen Sichtweisen auf die Stadt, das historische Positionen mit einbezieht und die Grundessenz der Berliner Identität beleuchtet und hinterfragt. Bei aller Verschiedenheit der gezeigten Arbeiten ist eine Art Verweigerungshaltung symptomatisch, eben nicht jenen Berlin Mythos touristischer Erwartungen zu bedienen, der das Faszinosum der Stadt ausmacht. Zu sehen sind deutsche Befindlichkeiten in Porträts von Menschen und Stimmungsbilder sozialer Realitäten. Unspektakuläres und Abseitiges, die alltägliche Banalität am Rande von Demonstrationen, die Oasen der Stille in den Parks inmitten des Großstadtlärms und topografische Luftaufnahmen dokumentieren die Spezifik dieses Ortes zwischen Weltstadt und Provinz.

Ähnlich dem Metier des schreibenden Chronisten, der vor über hundert Jahren schon Liebeserklärung, Großstadtfluidum und Kritik an der expandierenden Stadt in einem kunstvollen Panorama miteinander verband, vermag das Medium der Fotografie zu beobachten, zu dokumentieren und über das reine Abbild hinaus zu berühren. Die oft zitierte Wahrnehmung des Spaziergängers und Flaneurs wird im Medienzeitalter mit all seinen Manipulationen in Frage gestellt. Wo liegt Berlin? Im Schloss, im Reichstag, auf den Straßen und Baustellen, in den Gesichtern von Demonstranten oder den neu errichteten Megabauten? Wie damals Alfred Kerr halten die Künstler mit ihren fotografischen und konzeptuellen Herangehensweisen zielgerichtet Ausschau nach Facetten der großen Stadt, die trotz aller Spurensuche und Annäherungen immer ihr Geheimnis bewahren wird.

Im November und Dezember findet in der Galerie eine Lesereihe zum Thema Wo liegt Berlin? statt (mit Texten von Kurt Tucholsky, Rene Zucker, Alfred Kerr u.a.) Termine 8. November, 22. November und 6. Dezember um 20.00 Uhr

Zur Ausstellung erscheint die Ausstellungsbroschüre Wo liegt Berlin? im Umfang von 38 Seiten.

Pressetext

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Wo liegt Berlin?
Fotografische Annäherungen an eine Stadt

mit Mario Asef, Eva Bertram, Andreas Böhmig, Stefan Heyne, Petra Karadimas, Karl Ludwig Lange, Ryuji Miyamoto, Gabriele & Helmut Nothhelfer, Aura Rosenberg, Andreas Rost, Maria Sewcz, Ulrich Wüst