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03.09.2022 - 29.10.2022

William Tucker. Portraits and Masks

Die Buchmann Galerie freut sich, die zweiteilige Ausstellung Portraits and Masks von William Tucker anzukündigen.

Die Beschäftigung des Künstlers mit dem Sujet des Kopfes in der Skulptur, changierend zwischen Portrait und Maske, zwischen Büste und Form, steht im Mittelpunkt der fünften Einzelausstellung des Künstlers in der Galerie. Der erste Teil der Ausstellung ermöglicht einen Blick auf die historischen Bronzeskulpturen von William Tucker, während der zweite Teil den Fokus auf die jüngste Produktion des 1935 geborenen Bildhauers und Kunsttheoretikers legt.

Der Entwicklung von William Tuckers Bronzen seit den 1980er Jahren ging ein fundamentaler Bruch mit seiner konstruktivistischen und minimalistischen Praxis voraus, welche dem Künstler seit den frühen 1960er Jahren einen Platz unter den radikalen und avantgardistischen Künstlern sicherte. Nach einer intensiven Beschäftigung mit der Plastik der Moderne, flankiert durch theoretische Publikationen in diversen Kunstzeitschriften, begann Tucker Mitte der 1980er Jahre modellierte Arbeiten aus Gips zu schaffen, die zwischen Figur und reiner Form oszillieren und in sich den subtilen Moment des Übergangs von der amorphen Masse, aus der sie entstanden sind, zu "lesbaren" Figuren tragen.

Den Mittelpunkt des ersten Teils der Ausstellung bildet die Gruppe der Imaginary Portraits aus den Jahren 1997 und 1998. Diese Skulpturen markieren eine wichtige Veränderung in William Tuckers Praxis: indem er ein bedeutendes Fragment des Körpers, den Kopf, verwendet und es in ein fiktives Porträt verwandelt, kann Tucker die Spannung zwischen Abstraktion und Figuration noch weiter ausdehnen. Die Imaginären Porträts werden so zu "Charakteren". William Tucker erläutert dies in einem Gespräch mit Joy Sleeman: "Charakter kann aus einem Prozess hervorgehen, im Gegensatz zu 'Identität', die von vornherein feststeht." In diesen acht Skulpturen sah William Tucker die Möglichkeit, die potenzielle Macht der Bilder zu nutzen: die Konfrontation mit dem Verdrängten, der Figuration, welche die abstrakte Skulptur heimsuchte.

Der zweite Teil der Ausstellung, die in Anwesenheit des Künstlers am 30. September eröffnet, konzentriert sich auf die neueste Werkgruppe Tuckers, betitelt Masks. Masken sind seit Beginn der Menschheitsgeschichte mit rituellen und kulturellen sozialen Praktiken verbunden, und zeugen von unserer Begeisterung für die Möglichkeit einer (symbolischen) Transformation, die über Kulturen und Zeiten hinweg reicht. Den westlichen Kulturkreis bestimmend war die Maske vor allem durch ihre Verwendung im Theater der griechischen Antike. Der lateinische Name der dort getragenen Masken – Persona – prägt bis heute unseren Subjektbegriff. William Tuckers Skulpturen, die im Titel auch den Namen einer Person bergen (so heisst eine Arbeit z.B. Mask for Michael), sind in Bronze- oder Kunststoffguss ausgeführt und zeichnen sich durch eine zwischen Abstraktion und dem Bild einer Maske changierende Formgebung aus, wobei der "Charakter" hier nochmals fragmentiert erscheint.

William Tuckers Buch The Language of Sculpture mit seiner revolutionären Sicht auf die moderne Bildhauerei von Degas und Rodin bis Brancusi und Matisse wurde 1974 veröffentlicht und stieß auf große Resonanz, unter anderem bei Bildhauern wie Tony Cragg und Richard Deacon. 2016 wurde die chinesische Ausgabe von The Language of Sculpture publiziert.

In Kürze erscheint ein neuer Sammelband mit Tuckers Schriften, herausgegeben von Dieter Schwarz, dem ehemaligen Direktor des Kunstmuseums Winterthur.

Wichtige Arbeiten des Künstlers sind in zahlreichen internationalen Institutionellen und privaten Sammlungen vertreten, u.a. im Solomon R. Guggenheim Museum, New York, dem Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington, D.C., dem Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk, The Margulies Collection, Miami, The Metropolitan Museum of Art, New York, The Museum of Modern Art, New York, dem Rijksmuseum, Amsterdam und der Tate Gallery, London