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Eröffnung: Samstag, 17. Mai 2008, 19 Uhr

Pressetext:

Weil wir Körper sind und über einen Wahrnehmungsmechanismus verfügen, neige ich dazu anzunehmen, dass wir ein Konzept der Zeit in uns tragen. Einerseits konstruieren wir Zeit, vermute ich, indem wir Wahrnehmungen körperlich erfahren, andererseits geschieht dies mit Hilfe kognitiver Prozesse, die diese Wahrnehmungen herausbilden. (William Forsythe, Auszug aus dem Katalogtext.) William Forsythe zählt heute zu den bedeutendsten und innovativsten Choreographen des zeitgenössischen Tanzes. Schon als Direktor des Ballett Frankfurt und nun mit The Forsythe Company wagt er Grenzüberschreitungen seines Genres, die international große Anerkennung finden. Auf allen großen Bühnen der Welt setzte er neue Parameter für die darstellende Kunst. Forsythe trägt mit seinem Werk einen wesentlichen Teil zu einer Erweiterung der Wahrnehmung dieser Sparte bei. In seiner Präsentation zeigt er neue Installationen und Filme, die durch ihre Verortung in der Stiftung für den Besucher als choreographierte Räume erfahrbar werden. Zwischen Performance, Installation und Tanz stellt die Ausstellung eine vielschichtige Auseinandersetzung sowohl mit dem Raum, dem Körper als auch der choreographischen Praxis und ihren Inszenierungsstrategien dar.

Einige der Arbeiten in der Ursula Blicke Stiftung werden erstmals öffentlich und unabhängig vom Bühnenkontext präsentiert und bieten einen repräsentativen Einblick in das installative Repertoire William Forsythes. Als eigenständiger Teil seiner Choreographien und Inszenierungen entwickeln die hier gezeigten Installationen eine Formsprache, die den Betrachter in ein vielschichtiges Raum-Körper-Gefüge einbindet. Forsythes Interesse liegt dabei in der Erweiterung des Verständnisses und der Möglichkeiten von Choreographie. Die Inszenierung von The Defenders bezieht sich auf einen Satz des französischen Philosophen Blaise Pascal (1623–1662), der die Schwäche menschlicher Zerstreutheit als eine äußerst merkwürdige moralische Wendung beschreibt. Die Erwartungen der Zuschauer nach einer erfolgreichen Darstellung und das Durchkreuzen dieser Erwartungen sind bei The Defenders der maßgebliche Antrieb, der den Betrachter durch die choreographierte Installation führt.

Das Notationsprojekt You Made Me a Monster – eine weitere Arbeit, die in der Ausstellung zu sehen sein wird – ist ein Beispiel für Forsythes Interesse daran, wie wir den Dingen Bedeutung geben. Auch wenn das Werk durchaus dramatische Themen anspricht, liegt der eigentliche Fokus der Installation auf der räumlichen Übersetzung – einer Transferleistung, die ein Tänzer täglich anhand zahlloser Wahrnehmungen bewältigt, um im Endergebnis konkrete Markierungen im Medium der Zeit zu setzen. Am Eröffnungsabend wird die Arbeit in der Ursula Blickle Stiftung noch einmal neu vor Ort inszeniert. Zwei weitere Videoarbeiten, die in der Ausstellung Premiere haben werden, geben daran anknüpfend Einblick in Forsythes Umgangsweise mit der Formvielfalt des bewegten Bildes in Bezug auf Körper, Raum und Zeit; drei Parameter, die in allen Arbeiten der Ausstellung eine wesentliche Rolle spielen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Dialog zwischen Daniel Birnbaum und William Forsythe.

Der Katalog erscheint im jrp/ringier Verlag, Zürich.

Die Ausstellung wurde von William Forsythe in Zusammenarbeit mit Markus Weisbeck entwickelt.

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William Forsythe
Suspense
In Zusammenarbeit mit Markus Weisbeck