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07.11.2022 - 27.01.2023
Eröffnung: 05.11.2022 11:00 Uhr

Wilhelm Mundt | ... und gestern war heute morgen

Kuratiert von Frizzi Krella

Mit der Ausstellung .“... und gestern war heute morgen“ zeigt die Guardini Galerie einen der innovativsten Bildhauer der Gegenwart, der die bildhauerischen Traditionen und Konventionen der Moderne reflektiert, weiterdenkt und erneuert.

Ende der 1980er-Jahre begann Wilhelm Mundt, aus Materialrückständen, alten Entwürfen und überschüssigen Dingen in seinem Atelier neue skulpturale Formen zu kreieren. Er überführt die Materialien in eine neue ästhetische Qualität. Dabei transformiert er sie in einem arbeitsintensiven künstlerischen Prozess in neue amorphe Skulpturen und nennt sie „Trashstones“.

Wilhelm Mundt verweist mit seinen Arbeiten auf die ausufernden Probleme und Müllberge der menschlichen Zivilisation. Von den Müllwüsten über die Plastikteppiche im Meer bis hin zu den Mikroplastikpartikel, die durch unsere Organismen wandern.

Der Künstler erinnert sich an die Entstehung seiner Werke: „Mit den Schaumstoffarbeiten, die ich Mitte der 1980er-Jahre anfertigte, produzierte ich eine unglaubliche Menge an überschüssigem Material und wusste nicht, wohin damit. Mein Atelier sah aus wie eine Müllhalde. Und dann dachte ich: Du hast hier ein echtes Problem, du musst eine Lösung finden. Bald wurde mir klar, dass etwas sehr Aufregendes passieren würde, denn meine Suche nach einer Lösung für das Abfallproblem führte zu etwas in meiner Arbeit, das nicht vorhersehbar war.“

Wilhelm Mundt schlug nach seinem Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie und einer ersten, eher minimalistischen Schaffensphase fortan einen neuen Weg ein. Seit über zwanzig Jahren formt der Bildhauer Wilhelm Mundt seine „Trashstones“, in die er alles, was in seinem Atelier momentan nicht mehr benötigt wird, einarbeitet: Abfälle, Materialreste, Entwürfe, persönliche Aufzeichnungen, Skizzen, Fotos. Er formt große Knäuel, komprimiert sie, umwickelt sie und kleidet sie in Polyesterharz ein. Dann schleift er sie in mehreren Schichten und baut sie aufwändig auf. Denn eigentlich gibt es keinen Müll, nur Dinge für die man zeitweise keine Verwendung hat. Die Transformation als ein uraltes künstlerisches Prinzip.

Aus dieser Serie der „Trashstones“ entwickelte er die „Klumpen“. Folgerichtig nannte er seine jüngste große Ausstellung in diesem Sommer in Tony Craggs Skulpturenpark Waldfrieden bei Wuppertal polemisch-ironisch „Unklumpen“. Dort präsentierte er neben den liegenden „Trashstones“ Hängeplastiken, u. a. einen nach unten hängenden Tannenbaum, der „mit einer Schicht aus Silikon, Latex und Mullbinden umwickelt ist. [...] Zentral ist auch hier die Idee, persönliche Gegenstände zu verpacken und zu konservieren. Auf diese Weise werden gleichsam auch die Erinnerungen und Emotionen, die für den Künstler mit den Objekten verbunden sind, mumifiziert.“ (Wilko Astermann)

In seiner Arbeit „Regal III“, das angefüllt ist mit kleineren „Trashstones“, nutzt Mundt über die künstlerischen und sozialen Aspekte seiner Arbeit hinaus auch malerisch zeichnerische Potentiale. Wir erkennen unter der durchsichtigen Oberfläche zarte Zeichnungen von Linien, Kreisen, Konstruktionen und sogar eine Spritze, denen eher ein erzählerischer Charakter innewohnt.

Die eingeschichteten Materialien schreiben parallel dazu eine Künstlerbiografie.

Die Ausstellung findet statt im Rahmen des Projektes „Brücken statt Brüche. Kultur und Nachhaltigkeit“, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Parallel zeigt Wilhelm Mundt in der Buchmann Galerie die „Ausstellung Arbeit ist das halbe Leben“ (4. November–23. Dezember 2022).

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Wilhelm Mundt wurde am 2. Juni 1959 in Grevenbroich geboren. Von 1979 bis 1986 studierte er an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Tony Cragg, Klaus Rinke und Irmin Kamp. 1986 erhielt er ein Arbeitsstipendium des Kunstfonds, Bonn. 1989 begann er seine Serie der „Trashstones“ mit dem „Stein Nr. 001“. Diese Arbeiten bestehen aus anorganischen Abfällen, die er mit Klebeband und Glasfaser zu Klumpen zusammenbindet. Im Jahr 2007 erhielt er den Jack Goldhill Award for Sculpture von der Royal Academy of Arts in London. Seit 2009 hat Wilhelm Mundt die Professur für Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste Dresden inne.

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PROGRAMM

Vernissage | 5. November 2022 | 11:00 Uhr
Begrüßung: Patricia Löwe, Geschäftsführerin der Guardini Stiftung Einführung: Frizzi Krella, Kunsthistorikerin und Kuratorin

Kuratorenführung | 27. Januar 2023 | 18:00 Uhr
Mit: Frizzi Krella, Kunsthistorikerin und Kuratorin

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GUARDINI GALERIE

Geöffnet: Montag bis Freitag 13:00 bis 18:00 Uhr

Guardini Galerie
Askanischer Platz 4
10963 Berlin
Tel.: 030 217 358-0
www.guardini.de

Der Eintritt ist frei. | Führungen auf Anfrage: presse@guardini.de

Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.