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Die Ausstellung When Love Turns to Poison nimmt als Ausgangspunkt und Anregung für ihren Titel eine Zeichnung des amerikanischen Künstlers Frank Gaard. Auf dieser Zeichnung sind eine Unterhose, Hände, die mit dem Finger zeigen, überzeichnete Porträts, die Aussprüche "When love turns to poison", "Dream" und auf dem Höschen der Name "Victorine Meurent" zu sehen. Diese Anordnung leitet uns zu dem Feld der Auseinandersetzung in der Ausstellung.

Victorine Louise Meurent (1844-1927) war das Lieblingsmodell von Édouard Manet, dem bedeutenden impressionistischen Maler (1832-1883). Sie posierte für die beiden skandalträchtigen Bilder "Déjeuner sur l‘herbe" (1863) und "Olympia" (1863).

Das "Picknick-Bild" war zusammen mit zwei weiteren Gemälden von Édouard Manet für den Salon abgelehnt worden, weil es im Gegensatz zu den Bildern anderer Maler Nacktheit nicht in einem mythologischen oder historischen Kontext darstellte, sondern in einem profanen und alltäglichen. Als ebenso skandalös wurde die "Olympia" betrachtet, als sie 1865 erstmals ausgestellt wurde: Der Titel verweist auf die "Edel-Prostituierten" und Victorine Meurent erscheint hier als triumphierende, kühle Schönheit inmitten von Luxus.

Parallel zu ihrer Tätigkeit als Aktmodell nahm Victorine Meurent selbst Zeichen- und Malunterricht. 1876 stellte sie erstmals im Salon aus und wurde Mitglied der Société des Artistes. Es sind leider keine Bilder von ihr erhalten. Der Kontakt zu Manet, der versprochen hatte, sie an den Verkäufen der Bilder, für die sie Modell gestanden hatte, zu beteiligen brach 1883 ab. Sie starb in Armut und vollkommener Vergessenheit.

Victorine Meurent und vor allem die "Olympia" bilden den Ausgangspunkt zahlreicher theoretischer, literarischer und künstlerischer Auseinandersetzungen. Immer wieder wurden beide Werke als wichtige Referenzpunkte in den Debatten um Kunst, Sexualität und bürgerliche Identität herangezogen. Die Ausstellung When Love Turns to Poison versucht die hier thematisierten Fragen ganz direkt – jenseits der theoretischen und akademischen Diskurse – aufzunehmen.

Es sind Fragen nach dem Verhältnis von Modell und Maler (z.B. Thomas Hauser), Fragen nach den Fantasmen und dem Rollenbild der Frau (z.B. Françoise Cactus), Fragen nach der künstlerischen Darstellung von sexuellen Wünschen und Fantasien (z.B. Stu Mead und Beth Love) und Fragen nach den psychologischen Abgründen verbotener, tabuisierter, angstbeladener, sexueller Praktiken (z.B. Mathias Seidel). Dass diese Fragen auch mit Humor aufgegriffen werden können, zeigen besonders die Arbeiten von Frank Gaard oder die Installation von Skip Hunter & Ella Verparajugs.

Die Psychoanalyse sagt, in der Liebe geht es nicht primär um die geliebte Person, sondern um das Selbst. Liebe und Begehren sind narzisstischer Natur. Sie sind aufs Engste mit unseren eigenen Ich-Idealen, Ängsten und Sehnsüchten verbunden und wirken auf diese zurück. Die in der Ausstellung gezeigten Werke haben die Bedeutung dieser umfassenden Dimension des Begehrens für das eigene künstlerische Arbeiten zum Gegenstand. In allen Arbeiten wird dieses Thema mit den Mitteln der Kunst auf die Kunst selbst zurückgeführt.

Hinweis: Wir möchten Sie auf das neue Buch von Françoise Cactus – „Neurosen zum Valentinstag“ – aufmerksam machen, das soeben im Rowohlt Verlag erschienen ist .„Voll von Glamour und blinkender Poesie. Ein neuer Ton, den Françoise Cactus da anstimmt.“ Die Zeit. Am 05. April liest Françoise Cactus in Berlin in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Rowohlt-Berlin, Hardcover, 128 S., 14,90 Euro

Weitere Informationen zu Buch und Lesungen an unserem Büchertisch in der Ausstellung und unter www.stereototal.de, www.rowohlt.de. Pressetext