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Bildnis eines sizilianischen Großgrundbesitzers mit Marionetten, 1972 Mischtechnik auf Leinwand auf Holz, 80 x 190 cm Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden Anlässlich des 75. Geburtstages von Werner Tübke präsentiert das Panorama Museum Bad Frankenhausen die Ausstellung „Werner Tübke – Faszination Mittelmeer“. Vom 8. Mai bis zum 19. September 2004 werden 45 Gemälde, 51 Aquarelle, 31 Zeichnungen und 15 Lithografien aus dem Schaffenszeitraum von 1971 bis 2002 gezeigt.

Die Konzeption der Ausstellung ist thematisch angelegt und bezogen auf Werner Tübkes künstlerische Inspiration durch den Süden, den Kulturraum der Mittelmeerländer (vor allem Italien), die Kunst wie den Menschen und die Landschaft von Venetien und der Toskana über die Ägäis bis nach Sizilien.

Werner Tübkes erste Italienreise datiert in das Jahr 1971. Der Mailänder Kunsthändler und Kunsthistoriker Emilio Bertonati organisierte die erste Wanderausstellung mit Werken des Leipziger Künstlers in Italien, die im Sommer 1971 in dessen Mailänder „Galleria del Levante“ zu sehen war und im Anschluss noch in Brescia, Rom, Modena und Florenz präsentiert wurde. Für Werner Tübke, der als Künstler aus der Fülle der großen abendländischen Bildtradition schöpft und eine starke Affinität vor allem zur italienischen Kunst hat, bedeutete die Möglichkeit der Italienreise und Begegnung mit seinen künstlerischen Wahlverwandten natürlich eine Bestätigung des eingeschlagenen schöpferischen Weges aber auch Inspiration für weitere großartige Kunstwerke. Das Ausstellungsdebüt wurde ein durchschlagender Erfolg und brachte ihm in der Folge auch den internationalen Durchbruch als Maler von hoher Eigenständigkeit, der einen neuen, ambivalent-metaphorischen Manierismus zu begründen schien. Spätere Reisen führten ihn nach Venedig, Florenz, Rom, Neapel, Ischia, Capri und Pompeji bis nach Sizilien. Noch zu DDR-Zeiten unternahm Tübke sieben Italienfahrten, seit den frühen neunziger Jahren zog es den Leipziger dann stets jedes Jahr, in der Regel gleich mehrere Wochen, in den mediterranen Kulturraum. 

Besonders die Italienreisen vom Beginn der siebziger bis Ende der achtziger Jahre inspirierten Tübke zu herausragenden Werken. So entstanden nach seiner zweiten Reise 1972, nicht weniger als zwölf Gemälde, darunter Hauptwerke wie das „Bildnis eines sizilianischen Großgrundbesitzers mit Marionetten“ (1972) oder auch das düster-dämonische Sinnbild „Tod in Venedig“ (1973). Der „Sizilianische Großgrundbesitzer“, ein höchst komplexes persönliches wie gesellschaftliches Charakterbild im Widerstreit von Eleganz und Dekadenz, war der Publikumsmagnet der VII. Dresdener Kunstausstellung und verhalf Werner Tübke auch endlich zur Anerkennung jenseits der Elbe.  Immer wieder zog es Werner Tübke nach Sizilien, in das Land der Magna Graecia. Hier entdeckte er die überwältigende Kraft der Zeugnisse griechischer Kultur. „Nachdem ich dies gesehen hatte“, so der Maler 1974, „relativiert sich für mich die italienische Renaissance. Es bleiben die wenigen Großen: Leonardo, Michelangelo, Raffael…“ Erst 1982 sollte er endlich Gelegenheit haben, das Mutterland der Klassik, Griechenland, zu besuchen. Ebenfalls in diesem Jahr gewährte man ihm eine Studienreise nach Spanien. Die Aufenthalte in Sizilien ließen nicht nur eine ganze Reihe wunderbar durchempfundener Bildnisse sizilianischer Hirten und Landarbeiter entstehen, ja 1975 sogar eine „Sizilianische Landschaft bei Palermo“ (ein seltener Fall bei dem „Figurenmaler“ Tübke), sondern noch 1974 ein weiteres Hauptwerk seiner hohen italienischen Phase, die „Erinnerung an Sizilien“, eine in ihrer Magie nicht mehr zu steigernde Allegorie von prekärer, ambivalenter Schönheit. Von 1978 bis 1980 konnte Werner Tübke noch dreimal nach Italien reisen. In dieser Zeit, die Arbeit am Panorama-Auftrag (1976 – 1987) nahm ihn schon voll in Anspruch, entdeckte er für sich die Identifikationsfigur des Harlekins. Eine ganze Serie von Harlekinaden, Selbstbildnisse mit diversen Hüten entstanden, aber auch zahlreiche „Happenings“, die der Künstler in geheimnisvoller Choreographie in die Ruinenwelt von Pompeji versetzte.  

Viele seiner Reiseeindrücke bannte Tübke in faszinierende, stimmungsvolle, poetische Landschaftsaquarelle und -zeichnungen, die in grandioser Meisterschaft historisch geprägte Natur und Wirklichkeit miteinander verbinden. Neben reinen Landschaften findet man auch Architekturstudien zu Kirchen, Klöstern und antiken Ruinen, die er während seiner Reisen aufsuchte, um so intensive Naturanschauung mit dem Studium realistischer Kunstperioden vergangener Jahrhunderte vereinen zu können. Häufig dienen die Aquarelle später als Kulissen seiner imaginierten malerischen Figurenstücke, deren „Personal“ auf der Bühne seines „Welttheaters“ agieren. 

Zur Ausstellung erscheint ein 204seitiges Katalogbuch mit 130 farbigen Abbildungen und Textbeiträgen von Flavio Arensi, Liane Kotsch, Eduard Beaucamp, Gerd Lindner, Marco Di Capua und Sebastian Preuss sowie Textdokumenten von Roberto Tassi, Eduard Beaucamp, Günter Meißner und Ursula Bode. Pressetext

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Werner Tübke - Faszination Mittelmeer
Ausstellung zum 75. Geburtstag des Leipziger Künstlers
130 Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle