Gängeviertel Hamburg

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Auch fast 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid ist hierzulande über die südafrikanische Comic- Szene so gut wie nichts bekannt. Mit Karin de Villiers Meine Mutter war eine schöne Frau aus dem Jahr 2005 ist bisher lediglich ein südafrikanischer Comic auf Deutsch erschienen. Die Ausstellung We're not armed, don't shoot! – südafrikanische Comix jenseits der Apartheid erlaubt einen Blick in die komplexen gesellschaftlichen Verhältnisse des heutigen Südafrika.

In dem Land am Kap konnte sich erst nach dem Ende der Apartheid in den 90er Jahren eine kleine unabhängige Comic-Szene entwickeln, hauptsächlich um das Kapstädter Magazin Bitterkomix, dessen Künstler im Mittelpunkt der Ausstellung stehen. Der wahnhaften Ideologie der Reinheit als dem Herzstück der Apartheid setzen die Bitterkomix-Autoren und Zeichner Bilderschocks aus Vermischungen, Ungereimtheiten und Unsauberkeiten entgegen. Sexismus, Rassismus, Korruption und die anhaltende Ungleichheit, aber auch ganz persönliche Alltagsgeschichten sind die zentralen Themen der ausstellenden Künstler. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeiten liegt auf der Verknüpfung von Sprache und Poesie mit grafischer und visueller Kunst.

Anton Kannemeyer ist seit 1992 Mitherausgeber von Bitterkomix. In der Transitionsphase der südafrikanischen Gesellschaft hat er sich mit seinen drastisch-schockierenden Werken an das Vermächtnis des repressiven Apartheid-Systems gemacht und aufsehenerregende Tabubrüche begangen. Sein Alphabet der Demokratie zum Beispiel attackiert die südafrikanische Politik der Post- Apartheid-Ära jenseits der Hautfarben. Aufgrund der Kompromisslosigkeit seiner Arbeiten musste sich Kannemeyer seine Stellung gegen starke gesellschaftliche Widerstände erkämpfen. Inzwischen arbeitet er international erfolgreich als freier Künstler und wird durch Galeristen in Kapstadt und New York vertreten.

Mark Kannemeyer ging in den 80er Jahren als Meisterschüler an die Hochschule für Künste nach Berlin ins Exil, um dem Militärdienst in Südafrika zu entgehen. Er kehrte erst nach dem Ende der Apartheid nach Südafrika zurück und ist seitdem dort als Illustrator und Comiczeichner aktiv. Als Herausgeber des Comicmagazins Zombie und als Kunstdozent ist er eine wichtige Figur der südafrikanischen Comic- und Kulturszene und stellt national und international aus.

Karlien de Villiers ist Dozentin an der Universität Stellenbosch. Ihr Comic Meine Mutter war eine schöne Frau, der bisher als einziger südafrikanischer Comic in deutscher Sprache erschienen ist, erzählt den Zerfall einer weißen bürgerlichen Familie vor dem Hintergrund des sich auflösenden Apartheid-Regimes. Derzeit ist sie UNESCO-Aschberg-Stipendiatin.

Joe Daly gehört ebenfalls zum Umfeld von Bittercomix. Seine Comicarbeiten wurden unter anderem in den USA bei Fantagraphics veröffentlicht. 2012 erscheint von ihm als dritte südafrikanische Comicveröffentlichung in Deutschland der Band Doppeltes Glück mit der Roten Karalle beim Avant Verlag aus Berlin. Stilistisch bewegt er sich mit seine fantastischen Erzählungen zwischen amerikanischen Undergroundcomics der 80er und 90er Jahren und Mainstreamcomics.

Die Brüder Nathan und Andre Trantraal erzählen aus einer „farbigen“ Perspektive. Ihr viel beachteter Comic Coloureds beschreibt das Aufwachsen in einem Township. Stilistisch orientieren sie sich an japanischen Manga-Comics. Gezeigt werden außerdem Kooperationsarbeiten der Trantraal-Brüder mit Ronelda Kamfer. Kamfer schreibt in Afrikaans, das als Sprache der Weißen häufig mit dem Apartheidsregime verknüpft wird. Insbesondere die Spannung zwischen der harmlos wirkenden Ästhetik der Bilder und schonungslosen Gedichten macht diese Zusammenarbeit fruchtbar.

Sebastian Borckenhagen, ebenfalls aus Kapstadt, zeichnet Comics über „Menschen und Dinge“ und repräsentiert mit dieser unprätentiösen Herangehensweise die neue Generation südafrikanischer Comic-Künstler auch jenseits politisch aufgeladener Themen. Mit einfachen, fast naiven Bleistift- Zeichnungen oder grafisch geprägtem Schwarz-Weiß-Strich erzählt er mit hintergründigem Humor kurze Alltagsgeschichten und präsentiert philosophische Beobachtungen.

Daneben sind außerdem Gemeinschaftsarbeiten des Lyrikers Danie Marais und dem Animationsfilmer Diek Grobler zu sehen. Marais hat mehrere Jahre in Norddeutschland gelebt. Für das Publikum ergibt sich dadurch die Gelegenheit, sowohl den Blick nach Südafrika zu richten als auch die heimischen Gefilde durch einen Blick von außen zu sehen.

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We're not armed, don't shoot!
Südafrikanische Comix jenseits der Apartheid

Künstler: Anton Kannemeyer, Mark Kannemeyer, Karlien de Villiers, Joe Daly, Nathan und Andre Trantraal, Sebastian Borckenhagen, Ronelda Kamfer, Danie Mairas und Diek Grobler

Ort: Galerie Raum linksrechts