Städel Museum, Frankfurt

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie | Dürerstr. 2
60596 Frankfurt

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Blickwechsel II konfrontiert A. R. Pencks Gemälde von 1966/71 mit einer steinzeitlichen Ritzzeichnung. Der ca. 5500 Jahre alte Sandstein weist eingravierte Darstellungen von mehreren Rindergespannen mit je einem Wagen auf. Er wurde im Inneren des Steinkammergrabes von Züschen gefunden, dem bedeutendsten Steinkammergrab (Megalithgrab) Hessens. Die Darstellungen zählen zu den frühesten Belegen für die Verwendung von Fuhrwagen in Europa.

Im assoziativen Sprung über die Jahrtausende hinweg begegnet uns ein ähnlich abstrahierender Zeichenstil in der Malerei A. R. Pencks. Die Strichmännchenmanier des aus der DDR ausgewiesenen Malers scheint an die archaischen Bildzeichen unserer steinzeitlichen Vorfahren anzuknüpfen. Penck praktiziert einen formal ähnlich reduzierten Zeichenstil, einen Realismus ohne Illusionismus. Er versichert sich einer universal verständlichen Bildsprache, mit der er existentielle Themen behandelt. Seine zur „Welthöhle“ gewandelte Weltkugel ist angefüllt mit Figuren, Pfeilen und weiteren Bildchiffren, dabei halb verdeckt von zwei Köpfen, die ihrerseits mit schwarzer Farbe teilweise übermalt und mit Briefmarken überklebt worden sind. Penck versucht, die Strukturen des menschlichen Miteinanders in eben jener Weise zu veranschaulichen, wie sich die Sandsteinstele auf eine der für die Menschheit wichtigsten Errungenschaften, das Rad und seine existentielle Bedeutung, konzentriert.

Die Begegnung der Weltbilder aus Steinzeit und Avantgarde provoziert Fragen nach den Ursprüngen und Grundlagen unserer (Bild-)Kultur. Ein buchstäblicher Blickwechsel findet statt: Der ritzverzierte Sandstein wird in Konfrontation mit der modernen Malerei ästhetisch wahrgenommen; das frühgeschichtliche Objekt verstärkt umgekehrt das Nachkriegsbild in seiner archaischen Anmutung.

Pressetext

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Blickwechsel II
Weltbilder - A. R. Penck und die Steinzeit
Ein Projekt der Kooperationspartner Staatliche Museen Kassel und Städelsches Kunstinstitut