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Josef Hoffmann (1870–1956) und Adolf Loos (1870–1933) waren – in der Generation nach Otto Wagner – die wichtigsten Architekten und Designer Wiens um 1900. Für den modernen Konsumenten entwickelten sie zwei gegensätzliche Wege, Individualität und Selbstverwirklichung zu entfalten. Josef Hoffmann setzte auf einen revolutionären Weg, der Gebrauchsgegenstände und Architektur in immer neuen Designs als ästhetische Produkte anbot. Adolf Loos folgte einer evolutionären Strategie, die Gebrauchsgegenstände und Architektur nicht als Kunstprodukte sah, sondern als diskreten Hintergrund für individuelle Lebensweisen. Diese beiden konträren Denkweisen repräsentieren grundlegende Interpretationen der Aufgaben moderner ArchitektInnen und DesignerInnen ebenso wie unterschiedliche Bilder moderner Lebensweisen des emanzipierten Bürgers.

Die Ausstellung zeigt in fünf Abschnitten Vorbedingungen ab 1750, Hauptwerke und Folgen der Arbeit von Hoffmann und Loos. Die beiden ersten Kapitel dokumentieren die Reaktionen auf die Krise des Kunstgewerbes im Industriezeitalter sowie die Entwicklung einer genuin modernen Formensprache durch Otto Wagner. Das zentrale Kapitel ist den Jahren um 1900 gewidmet. In Originalzeichnungen, Gebrauchsgegenständen, Textilien, Möbeln und Modellen werden die beiden gegensätzlichen Interpretationen moderner Lebensweisen einander gegenübergestellt. Erstmals werden Rekonstruktionen zweier fast gleichzeitig entstandener Innenräume von Loos und Hoffmann gezeigt. Das Schlafzimmer aus Josef Hoffmanns Wohnung Salzer (1902) ordnet alle Objekte in einem strengen Quadrat-Ornamentsystem, während das Schlafzimmer aus Loos‘ eigener Wohnung (1903) Intimität durch die Sinnlichkeit von Textilien evoziert, die nicht vom Architekten gestaltet sind.

In zwei weiteren Abschnitten wird das Weiterleben von Josef Hoffmanns ästhetizistischem Weg der Moderne und Adolf Loos‘ evolutionär-emanzipatorischer Strategie bis heute beleuchtet. Neben dem späten Œuvre von Hoffmann und Loos sind unter anderem Werke von Oskar Strnad, Josef Frank, Margarete Schütte-Lihotzky, Singer & Dicker, Bernard Rudofsky, Hans Hollein, Hermann Czech, Lacaton & Vassal, Werner Neuwirth und Anna Heringer zu sehen.

Gastkurator Matthias Boeckl Kurator Christian Witt-Dörring, MAK-Kurator

Zur Ausstellung erscheint der Katalog Wege der Moderne. Josef Hoffmann, Adolf Loos und die Folgen , herausgegeben von Christoph Thun-Hohenstein, Matthias Boeckl und Christian Witt-Dörring, deutsch/englisch, ca. 300 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen, MAK Wien/Birkhäuser Verlag, Basel 2015.