press release only in german

Eröffnung und Kuratorengespräch: 11. November, 18 Uhr

Die Stadt ist das Hauptfeld der Machtausübung. Überall in ihr werden Unterwerfungsmethoden (an Körpern, an der Sprache, an Orten) angewandt. Obwohl nichts per se politisch ist, nur weil Macht ausgeübt wird, kann doch alles bei passender Gelegenheit politisch werden. So ist in den letzten sieben Jahren das Isola-Viertel in Mailand – sowohl intern als auch in Bezug auf die Stadt – zum «politischen» Raum geworden. Es wurde zu einem Kräfte-, Spannungs-, Widerstands-, Wunsch- und Interessensfeld. Vielleicht aufgrund seiner Vergangenheit repräsentiert Isola nunmehr das Scheitern der modernen Stadtentwicklung. Spekulative Bauprojekte, Segmentierung durch die Polizei und Gentrifizierung zeugen davon. Seit dem Jahr 2000 ist das Isola-Viertel, ein einzelner Arbeiterbezirk im Zentrum Mailands, Gegenstand einer Gentrifizierungskampagne nach dem Plan der texanischen Entwicklerfirma Hines. Seit diesem Jahr ist eine aufgelassene Fabrik die Drehscheibe des Widerstands gegen diesen von der Gemeinde aufoktroyierten Plan. Die Fabrik ist ein Relikt der industriellen Vergangenheit Mailands und wird von mehreren Vereinigungen genutzt, die sich zur Gründung eines, Isola Art Center genannten, Kunst- und BürgerInnenzentrums zusammenschlossen. Durch der Hinterhältigkeit der Planer, die jeden Widerstand der BewohnerInnen Isolas als «Sackgasse» brandmarken, ist das Viertel auf seine neue multikulturelle Demografie, auf Geschichten langsamer Anpassung an die sich verändernden Wirklichkeiten und den gemeinsamen Willen, sich selbst zu organisieren, zurückgeworfen. Auf die Bezichtigung, mit dem ideologischen Einmut seiner BewohnerInnen zu prahlen, kann und muss Isola antworten, dass die Stadt zu Recht demokratisch «radikal» gebraucht wird. Sowohl Gruppen als auch Einzelne müssen auf der Notwendigkeit ihrer aktiven Kontrolle und auf die freie Wahl ihrer Lebensziele bestehen. In diesen Jahren entstand auch das Isola Art Center mit dem Ziel, die Aktivitäten und Kräfte des Viertels zu bündeln. Es fungiert als offene und themenoffene Plattform, an der die Fortschrittsbemühungen unterschiedlicher Leute zusammenfinden: von BürgerInnenkomitees, Freiwilligen, StadtplanerInnen, PhilosophInnen, KunstkritikerInnen, KuratorInnen und natürlich KünstlerInnen. Das Isola Art Center sieht sich als Zentrum für Kunst und Nachbarschaftsleben, als urbanes Tool. Als Gemeinschaftsservice im städtischen Maßstab werden aktiv Eigeninitiativen unterstützt. Das Isola Art Center glaubt – um mit Rancière zu sprechen –, dass «die Logik von Demonstrationen immer und unvermeidlich die Ästhetik von Kundgebungen umfasst». «We do it.» ist eine weitere Protestartikulation unserer Widerstandsgruppe, vermittelt durch eine Reihe von Dokumenten. Das Projekt soll zugleich den Stadtentwicklungsplan der Gemeinde (in seiner Entstehung) und den parallelen Plan der Widerstandsgruppe illustrieren.

Marco Scotini ist Kunstkritiker und unabhängiger Kurator. Er lebt in Mailand, ist Direktor der Visual Arts School und Direktor von M. A. in Visual Arts and Curatorial Studies an der Nuova Accademia di Bellle Arti (NABA). Er zählt zu den Gründungsmitgliedern des Isola Art Center. Scotini schreibt regelmäßig für «Flash Art» und ist auch Herausgeber von «No Order Magazine. Art in a post-fordist society». Seine Artikel und Interviews sind in «springerin», «Domus», «Moscow Art Magazin», «Brumaria» und in zahlreichen Ausstellungskatalogen erschienen. In jüngster Vergangenheit hat er das langfristige Projekt «Disobedience-Videoarchive» (2005– 2009) zusammengestellt. Scotini leitet auch das Gianni Colombo Archiv in Mailand, für das er u.a. in der Neuen Galerie Graz (2008) und für das Castello di Rivoli (Turin 2009) Ausstellungen konzipierte.

We do it. Die Isola Nachbarschaft in zwei unzulänglichen Beschreibungssystemen

Mit Adrian Paci, Andrea Sala, Bert Theis, Christoph Schäfer, Danilo Correale, Enzo Umbaca, Yang Jiechang, Maria Papadimitriou, Mariette Schiltz, Millepiani magazine, Museo aero solar (Tomas Saraceno), OUT (Office for Urban Transformation), Paola Di Bello, Stefano Boccalini, Undo.net, Wurmkos

Kuratiert von Marco Scotini Assistenzkurator Matteo Lucchetti

only in german

We do it.
Die Isola Nachbarschaft in zwei unzulänglichen Beschreibungssystemen
Kuratoren: Marco Scotini, Matteo Lucchetti

Künstler: Adrian Paci, Andrea Sala, Bert Theis, Christoph Schäfer, Danilo Correale, Enzo Umbaca, Yang Jiechang, Maria Papadimitriou, Mariette Schiltz, Millepiani magazine , Museo aero solar  (Tomas Saraceno), OUT  (Office for Urban Transformation), Paola Di Bello, Stefano Boccalini, Undo.net , Wurmkos