press release only in german

Pressetext:

Die Ausstellung zeigt Installationen und Environments mit Wandmalerei und Wandtapeten, skulpturale Objekte, Photoarbeiten, Zeichnungen und weitere Arbeiten als künstlerische Referenz zum Thema Malerei, Interieur und Objekt. Bezugnehmend auf unterschiedliche Aspekte einer auch kulturhistorisch zu betrachtenden Wahrnehmung von Raum, Wohnraum und Mobiliar übersetzen die in der Ausstellung vorgestellten Künstler diese Aspekte in ihren Arbeiten in abstrakte, erzählerische und formalästhetisch eigenwillige Bildräume. Enrik Hüppeden realisiert eigens für die Ausstellung eine abstrakte Wandmalerei, die irritierend mit Op‐Art Effekten spielt und in deren räumlicher Umgebung sich ein Hochsitz des Hamburger Möbeldesigners Jan‐Erik Heym befindet. Zwischen benutzbarem Stuhl und eigenwilligem Objekt angesiedelt, suggeriert der Hochsitz mit seinen verschiedenen Aussichtsebenen unterschiedliche Wahrnehmungsmöglichkeiten auf seine gemalte Umgebung. Auch Christian Mayer gestaltet Wände, wobei sich der in Wien lebende Künstler mit seiner schwarz/weißen Landschaftstapete auf eine Panorama-Tapete aus dem 19.Jh. der berühmten Manufaktur Zuber bezieht. Als Referenz taucht diese in einer Photoserie ebenfalls auf und wird parallel zu der Wand­‐Tapetenarbeit zu sehen sein. Illusionistisch stellt sie eine Brasilien‐Landschaft vor. Innerhalb der Ausstellung wird hierzu eine Photoarbeit von Boris Becker aus dessen Serie der "Fakes" in unmittelbarer Nähe gezeigt. In ästhetisch wirkungsvoller Inszenierung wird in der großformatigen Photographie ein Frisierstuhl sichtbar, der in seiner ergonomisch ästhetischen Form an ein Design-­Objekt von Collani erinnert, jedoch von Drogenschmugglern als Transportmittel für Kokain verwendet wurde. Vom Zoll entdeckt und von Boris Becker in der Tradition ästhetisierender Objektphotographie vor gelbem Hintergrund photographiert, stellt sich sowohl die Realität des Objektes und dessen Photo graphie als auch die ehemals brasilianische Idylle mit Blick auf die gesellschaftliche Realität des Drogenhandels aus zeitgenössischer Reise-­Perspektive kritisch dar. Auch Thomas Rentmeister stellt in der Ausstellung ein Stuhlobjekt als objet trouvé vor, das im Bereich der Kunst poetisch und humorvoll zu einer Neubetrachtung des alltäglich Zufälligen einlädt. In den Stäben eines Peddigrohr Stuhls ist ein Damenstrumpf hängen geblieben und wird mit seinem Titel "Es bleibt immer etwas hängen" zu einer mehrdeutig lapidaren Metapher für Erinnerung. Ein Aspekt, der auch in dem für die Ausstellung entworfenen Environment von Tobias Gerber künstlerisch wahrnehmbar wird. Der in Köln lebende Künstler spielt mit Momenten der Gestaltung und Erinnerung und deren Inszenierungs-Altären im Häuslichen. Für die Ausstellung realisiert er eine Kamin-Verkleidung, über der weitere Arbeiten als künstlerisch beseelte und formal eigenwillige Sammlungs- und Erinnerungsstücke - ganz wie bei einem klassischen englischen Kaminmantelpiece, so auch der Titel der Arbeit angebracht erscheinen. Kombiniert mit skulpturalen Stuhl-Schaukeln, wird die Bewegung der Objekte im Raum zur Wahrnehmungswippe. Auch in den Arbeiten von Benjamin Houlihan wird stets die Wahrnehmung von Raumelementen und Raumeinheiten sowie die Erinnerung an diese zum Ausgangspunkt seiner abstrakt anmutenden und dabei eigentlich auf konkrete Raumdetails bezogenen Skulpturen. Hierbei spielt häufig die Übersetzung von immateriellen Zwischenräumen und die Übersetzung von ungewohnten Perspektiven auf Orte und Dinge einen wesentlichen formalen Ausgangspunkt für seine farblich brillanten, mit Lack überzogenen Skulpturen. In der Ausstellung sind darüber hinaus Zeichnungen des in Düsseldorf lebenden Künstlers zu sehen. Wahrnehmung ist eng an Psychologie geknüpft, was auch für die Wahrnehmung von Räumen und Innenräumen, deren Objekte und Ausstattung und den damit verbundenen Konnotationen für den Einzelnen gilt. Symbolisch wird dies in der Ausstellung auch in der Tapetenedition der britischen Künstlerin Julie Roberts deutlich. In einem Wiederholungsrapport zeigt sie vor hellblauem Hintergrund die malerische Übersetzung von "Sigmund Freud's Desk and Chair" aus dem Londoner Sigmund Freud Museum und stellt mit flüchtiger Leichtigkeit Referenzen an das sich über Objekte definierende Seelenleben des Seelenforschers vor."

only in german

Künstler:
Boris Becker, Tobias Gerber, Jan-Erik Heym, Benjamin Houlihan, Enrik Hüpeden, Christian Meyer, Thomas Rentmeister.

Kuratoren:
Barbara Hofmann-Johnson