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Genau wie das Konsumprodukt muss sich auch das Kunstprodukt – einmal ausgestellt – den Erwartungshaltungen seiner Betrachter stellen. Es muss im Markt bestehen können, sei es durch überzeugende Präsentation im Museum oder durch Verkauf in der Galerie. Der Erwartungsdruck, dem die Künstler ausgesetzt sind, steigt. Allein im Titel der Installation, /Waiting for some action/, ist dieser Umstand angesprochen. /Everybody sees me / But it's not that easy / Standing in the light field / Waiting for some action/, so beginnt der Song /Juicebox/ von der Band The Strokes. Die von Gaertner / Karn zitierten Zeilen sprechen vom Produktionsdruck, den die am Spektakel interessierte Gesellschaft aufbaut. Erneut wird heute im Kunstbetrieb die schon lange für obsolet erklärte Heilserwartung an die Kunst herangetragen. Die Installation im KUBUS ist formal durch ihre Baumarktmaterialien eine einzige Enttäuschung dieser Rezeptionshaltung. Wer hier auf /action/ wartet, kann lange warten. So denunzieren Gaertner und Karn den /White Cube/ als Spielfeld, auf dem die Positionierungskämpfe im Klassensystem Kunst ausgetragen werden. Der zweite Schriftzug der Installation, /Shining Hope,/ strapaziert noch einmal das Prinzip Hoffnung. Die Wortkombination, so unschuldig sie auch klingen mag, zitiert jedoch präzise eine Operation des US-Militärs im Kosovo 1999. Denn auch die Armee hat es gelernt, für ihre Aktionen marketingtaugliche Begriffe zu kreieren. So wird im Gewand des Euphemismus nicht mehr von der Kriegshandlung selbst, sondern von /hell strahlender Hoffnung/ gesprochen. Sprache schafft Bewusstsein und Begriffe sind kein unbelastetes Material. Im Gegenteil, sie sind umkämpftes Terrain, um dessen Kolonisierung Ideologien bisweilen hart aneinander geraten. Die graphische Gestaltung des Schriftzugs zeigt eine weitere Demarkationslinie, entlang derer diese Kämpfe ausgefochten werden. Wie Produktnamen, so ist auch ihre graphische Gestaltung geschützt. /Shining Hope/ besteht aus Buchstaben, die alle den Labeln global operierender Modekonzerne entnommen sind. Das P stammt vom Sportartikelhersteller Puma, das H aus dem Modehaus H & M, usw.

Der zentral auf eine geschlossene Jalousie aufgesprühte Begriff /Content/ lässt bis zuletzt auf noch unentdeckte Inhalte hoffen. Veweist der Begriff doch auf das große Event, die gleichnamige Ausstellung des niederländischen Stararchitekten Rem Koohlhaas. Doch auch die Öffnung der Jalousie würde nichts enthüllen. Die Kunst ist nach der Moderne ihrer Offenbarungsqualitäten beraubt, /Content/ bleibt nur noch als leere Worthülse, die Kunst als uneingelöstes Versprechen zurück.

Publikation Zur Ausstellung erscheint eine Publikation von Axel Gaertner und Heiko Karn, die im Café Ludwig und im Lenbachhaus erhältlich ist. 10 SECONDS im Rahmen von >MONTAGS BEI PETULA PARK< mit murena: murena tuner ( mit christine tanqueray) M+M: exit Mulholland Stephan Huber / Heinz Schütz: THEORIEPRAXISTHEORIE Empfangshalle: Alea iacta sunt Freie Klasse: Freie Klasse macht Schulden Swinger: Swinger Zampano Leinfelder: Haus 15 Sub 11: Auf Wiedersehen Neumeister: Die Gegenwart dauert deutlich kürzer als 10 Sekunden Haubitz + Zoche: Wischi-Waschi Department für öffentliche Erscheinungen: Abbau

Das Café und der KUBUS sind Bestandteil des Kunstprojektes Petuelpark / www.quivid.de

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WAITING FOR SOME AKTION
von Heiko Karn und Axel Gaertner
kuratiert von Matthias Mühling
im KUBUS Petuelpark, München, 19 Uhr

10 SECONDS
im Rahmen von >MONTAGS BEI PETULA PARK<
Alle bisher beteiligten Künstlergruppen gestalten 10 Sekunden des Abends.
mit murena , M+M München, Stephan Huber / Heinz Schütz, EMPFANGSHALLE  (Corbiniam Böhm & Michael Gruber), Freie Klasse  München, Swinger , Leinfelder , Sub 11 , Neumeister  Haubitz & Zoche, Department für öffentliche Erscheinungen 
Kurator: Stephan Huber
Ort: Café Ludwig (über dem KUBUS), Petuelpark, München, 20 Uhr