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Die Zeichnungen und Aquarelle des 19. Jahrhunderts gehören zum Grundstock der Sammlung des 1848 gegründeten Kunstvereins Winterthur. Damals waren die Mitglieder verpflichtet, Werke auf Papier als Beitrag in Alben einzulegen, was die Sammlungstätigkeit des jungen Vereins anregte. Die ersten Ankäufe wurden zwar bereits 1851 getätigt, sie blieben jedoch bescheiden. Erst um 1910, unter dem Einfluss von Oskar Reinhart, erfuhr das Sammeln von Papierarbeiten eine erste Blüte und erhielt eine internationale Ausrichtung. Durch Ankäufe und allem voran Schenkungen gelangten Werke bedeutender Künstler wie Jean-Baptiste-Camille Corot, Constantin Guys, Alexandre Calame, Robert Zünd und Albert Anker in die Sammlung.

Die Ausstellung umfasst eine Auswahl von etwa 90 Blättern und zeigt die Vielfalt der künstlerischen Produktion im deutsch-, französisch- und englischsprachigen Raum, beginnend mit Spätwerken von Anton Graff, Johann Heinrich Füssli und Joseph Anton Koch. Sie stellen die Verbindung zur Bildsprache des 18. Jahrhunderts her, die viele Künstler des 19. Jahrhunderts fortgesetzt haben, so Heinrich Rieter, Emanuel Steiner, François Diday, Alexandre Calame, Johann Gottfried Steffan und Wilhelm August Corrodi. Chronologisch am Ende stehen in der Ausstellung Arbeiten von Albert Anker, Hans Thoma und Karl Stauffer-Bern. Die Werke der französischen Künstler der beginnenden Moderne sind ausgenommen, da sie bereits in der grossen Wanderausstellung der Graphischen Sammlung von 2000 – 2002 gezeigt wurden.

Die thematische Spannweite der selten gezeigten Blätter ist gross: Hand-, Kopf- und Figurenstudien, Bildnisse und Selbstporträts, Historienbilder, Karikaturen, Interieurs und hauptsächlich Landschaften. In der akademischen Malkunst des 18. Jahrhunderts noch einen niederen Rang einnehmend, gewann die Landschaft mit Edmund Burkes 1757 verfasster und europaweit verbreiteter Abhandlung über das Erhabene an Ansehen und wurde im 19. Jahrhundert zu einer wichtigen Gattung. Neben das Bild der Landschaft als friedliche Idylle wurde die Natur als gewaltige und unberechenbare Kraft gestellt. Die im Freien sachlich und genau angefertigten Skizzen und Studien dienten den Künstlern als Grundlage für die Komposition einer idealen Landschaft im Atelier. Um 1850 wich die heroisierende Landschaftsdarstellung zunehmend einer realistischen Wiedergabe der Natur. Jean-Baptiste-Camille Corot, Charles-François Daubigny u.a. betrieben im Wald von Fontainebleau Naturstudien, die sie teilweise direkt auf die Leinwand über- trugen. Sie schufen so die Form des «Paysage intime» – schlichte, einfache Landschaftsausschnitte, die wegbereitend für den Impressionismus wurden. Barthélemy Menn in Genf, aber auch Otto Frölicher und Adolf Stäbli in München setzten diesen Typus fort.

Der Fülle der Sujets entspricht die Breite in Stil, Ausführung und Technik: Kopf-, Hand-, Figuren- und Kompositionsstudien als akademische Übung oder in Vorbereitung auf ein Gemälde wurden oft mit spitzem Bleistift, malerisch breiter Kohle oder mit kräftiger Kreide zu Papier gebracht, während bildhafte Arbeiten auch mit Feder und mit Wasserfarben ausgeführt sind.

Pressetext

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Von Calame bis Anker
Zeichnungen und Aquarelle des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung

Arbeiten von Anton Graff, Johann Heinrich Füssli, Joseph Anton Koch, Heinrich Rieter, Emanuel Steiner, François Diday, Alexandre Calame, Johann Gottfried Steffan, Wilhelm August Corrodi, Albert Anker, Hans Thoma, Karl Stauffer-Bern, u.a.