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Ausstellungseröffnung: Mittwoch, 22. Juli 2015, 19 Uhr

So unterschiedliche Gegenstände wie einen Schrank, ein Pillendöschen oder einen Wandschirm verbindet die Tatsache, dass sie einen Raum definieren. Sie bieten ein Davor oder ein Dahinter, ein Darauf oder ein Darunter und ihnen ist die Eigenschaft eingeschrieben, etwas zeigen oder verbergen zu können, je nachdem, welche Perspektive der Betrachter einnimmt.

Im Zentrum der Ausstellung Vom Verbergen steht die vielfältige Betrachtung der museumseigenen, heterogenen Sammlung im Hinblick auf das Phänomen des Verbergens. Das Museum Angewandte Kunst hat seine Depots für dreißig Fachleute aus Museen und Institutionen sowie aus der freien Kulturszene geöffnet, um anhand der von ihnen ausgewählten Gegenstände, die Möglichkeiten und Motive dieses Phänomens aufzuspüren. Sowohl durch die Objektwahl als auch durch die kuratorische Inszenierung kommentiert jede Einzelpräsentation den Doppelcharakter von Zeigen und Verbergen immer wieder neu. Ein Möbelstück kann beispielsweise als Körper betrachtet werden, den es freizulegen gilt, um seine Funktion bis in die letzte Sprungfeder hinein zu enthüllen. Andere Gegenstände bleiben verschlossen und verweisen durch filmische, auditive oder dingliche Interventionen auf deren möglichen Inhalt, der fiktiv und subjektiv oder kulturhistorisch vermittelt sein kann. Das Geheime oder Verdrängte, das Unerwünschte oder Wertvolle verbirgt sich möglicherweise hinter einem Wandschirm, in einem Koffer oder in einer kleinen Truhe. Eine Pillendose verweist durch eine filmische Projektion auf die Kulturgeschichte der weiblichen Hysterie und eine Schminkdose deutet auf den menschlichen Wunsch hin, mithilfe eines Gegenstandes selbst etwas zu kaschieren. Der Wechsel von Verbergen und Präsentieren, den Objekte durch Schubladen, Türen und Deckel dem Menschen ermöglichen, schafft wiederum Bühnen für weitere Gegenstände und Betrachtungen. Andere Objekte geben schließlich vor, nichts geheim zu halten wie ein Regal von Dieter Rams. Im Kontext der Ausstellung wird es deshalb zu einem ironischen Kommentar, besonders dann, wenn es hinter seiner Last aus Büchern selbst nahezu unsichtbar wird.

Vom Verbergen fragt nach den Geschichten, die in Objekten verborgen sind und wirft dabei mit bis zu 30 Einzelpräsentationen einen heterogenen und vielseitigen Blick auf die Sammlung des Museum Angewandte Kunst. Die Ausstellung beginnt einen Prozess des Entbergens und fragt anhand von einzelnen Positionen darüber hinaus, wie ein Museum und dessen Sammlung funktioniert.

Kurator/innen der Einzelpräsentationen
Volker Albus, Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe
Claudia Banz, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Katia Baudin, Museum Ludwig, Köln
Tulga Beyerle, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kunstgewerbemuseum
Evelyn Brockhoff, Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main
Oliver Elser, Deutsches Architekturmuseum Frankfurt am Main
Klaus Görner, MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main
Peter Gorschlüter, MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main
Sebastian Hackenschmidt, MAK Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien
Maren Christine Härtel, Historisches Museum Frankfurt
Martin Hegel, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main
Petra Hesse, Museum für Angewandte Kunst Köln
Klaus Klemp, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main
Julia Koch, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main
Carolin Köchling, freie Kuratorin, Berlin
Mahret Kupka, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main
Eva Linhart, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main
Rosita Nenno, DLM Deutsches Ledermuseum/Schuhmuseum Offenbach
Angelika Nollert, Die Neue Sammlung - Staatliches Museum für angewandte Kunst (The International Design Museum), München
Martina Pall, Schell Collection Graz, Museum für Schlösser, Schlüssel, Kästchen, Kassetten und Eisenkunstguss
Sabine Runde, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main
Robin Schuldenfrei, The Courtauld Institute of Art, London
Wolfgang Ullrich, freier Kulturwissenschaftler, Leipzig
Bettina Uppenkamp, Hochschule für Bildende Künste Dresden
Nicola von Albrecht, freie Kuratorin, Berlin
Stephan von der Schulenburg, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main
Friedrich von Borries, Hochschule für bildende Künste Hamburg
Matthias Wagner K, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main
Grit Weber, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main
Peter Zizka, freier Kurator und Gestalter, Berlin und Frankfurt am Main

Gesamtkonzeption: Julia Koch und Matthias Wagner K

Innerhalb der Laufzeit der Ausstellung Vom Verbergen wird ein hochwertiger Katalog erscheinen, mit Ausstellungsansichten und Beiträgen von unter anderem: Julia Koch, Matthias Wagner K, Wolfgang Ullrich und Sebastian Hackenschmidt.