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Spätestens seit altägyptischer Zeit hat der Mistkäfer oder Pillendreher im gesamten östlichen Mittelmeerraum hohe symbolische Bedeutung. Für seinen Namen >chepre< ist das dazugehörige Verb >cheper< zu nennen, das so viel wie: ... in einer bestimmten Form entstehen... meint. Zugrunde liegt die Beobachtung, daß aus der idealen Form der Kugel der Nachwuchs schlüpft und so aus ihr heraus die Selbsterneuerung stattfindet. Da mit dem Rollen der Dungkugel die Bewegung der Sonne assoziiert wurde, von der ja das Leben auf der Erde stammt, verlieh man dem Gott Chepri das Symbol der aufgehenden Sonne.

Nach den Phönikiern und Karthagern übernahmen auch Griechen und Etrusker dieses Symbol, und sogar die frühen Christen setzten es als Auferstehungssinnbild ein (aus der Verweslichkeit wiedererstanden). Das deutsche Wort Käfer heißt eigentlich Nager, denn es kommt von "chevar"' (ahd). Wissenschaftlich gesehen stellen Käfer mit rund 350.000 Arten nicht nur die artenreichste Insektenordnung, sondern die artenreichste Ordnung von Lebewesen überhaupt dar. In Mitteleuropa kennen wir ca. 8000 Arten, für Deutschland wurden in einem 1998 erschienenen Käferverzeichnis 6.479 Käferarten aufgezählt.

Spätestens seit der Erzählung "Die Verwandlung" von Franz Kafka (geschrieben 1912, gedruckt 1915) hat das Bild vom Käfer eine neue Qualität erhalten. Auch der Erzählband "Subtile Jagden" und andere Werke Ernst Jüngers haben dazu beigetragen, dass der Käfer literarisch im Bewusstsein der Menschen einen angemessenen Platz fand.

Im Jahre 1945 wurde der KdF-Wagen zum "Käfer' (Produktion bis zum Jahre 1978). Damit war dieser Fahrzeugtyp in Käferform nicht nur das meistgebauten Auto der Welt, sondern auch ein Phänomen im Individualtransport. Die Vorstellung des "new beetle" in den Vereinigten Staaten im Jahre 1998 hat geradezu eine Käferrenaissance (beetlemania) entstehen lassen. Mit dieser Ausstellung setzt der Kunstverein Bad Salzdetfurth e.V. nach "Europa, besteige den Stier!" / 1998 die Reihe seiner Jahresausstellungen fort (es folgen: Die Arche / 2000, der Vogel / 2001, der Fisch / 2002 und die Schlange / 2003).

Wir zeigen Werke von 70 Künstlerinnen und Künstlern mit internationalem Rang. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Beitrag zur Skarabäusthematik in Ägypten, einer Abhandlung zur Käferkunde und einer Würdigung der zeitgen. Käferdarstellungen.

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Vom Skarabäus zum new beetle. Jahresausstellung 1999

Künstler:
Otmar Alt, Anatol Herzfeld, Thomas Bayrle, Jürgen Brodwolf, H.R. Giger, Johannes Heisig, Werner Henkel, Dorothea Knoop, Jirí Kolár, Konrad Kujau, Yves Netzhammer, Hartmut Neumann, Rolf Nickel, Michael Schoenholtz, Helmut Schweizer, Klaus Staeck, Wolf Vostell, Andy Warhol, Jo Winter ...