only in german

Vom Horror der Kunst / steirischer herbst 2003
Ausstellung, Filmreihe, Tagung
Vom Horror der Kunst - steirischer herbst 2003

KünstlerInnen: André Butzer, Jeanne Faust, Andreas Hofer, Cameron Jamie, Jutta Koether, Steven Parrino, Markus Schinwald, Jean-Luc Verna u. a.
Kuratorin: Eva Maria Stadler
Koproduktion: steirischer herbst, Grazer Kunstverein

Mit dem Bezug auf Strategien des Horrorfilms aktivieren TheoretikerInnen, KünstlerInnen, MusikerInnen, Theaterleute ein spezifisches Medium, das nicht auf Grund seiner genrespezifischen oder ikonographischen Qualitäten von Interesse zu sein scheint, vielmehr rücken sie Motive in den Vordergrund, die das Gespenstische und Abgründige vielfach da orten, wo das Reale fassbar und kontrollierbar erscheint. Mit der Überschreitung und Ausdehnung von Grenzen, die in gängigen Ordnungen nicht zugelassen werden, geht es nicht darum Mechanismen von Ordnungen und Machtstrukturen offen zu legen und damit Wahrheiten zu behaupten, vielmehr werden Situationen und Wirkungen herbeigeführt, die unvorhersehbar, nicht kontrollierbar sind. Dies bedeutet aber nicht den Verlust von Kontrolle, sondern den Gewinn von Handlungsfähigkeit. Im Hier und Jetzt der Auseinandersetzung geht es darum, dem „Gespenstischen im Gesellschaftlichen ins Auge zu sehen“, wie es von Derrida gefordert wird. Während Moralpaniken und „Politiken der alltäglichen Angst“, die Brian Massumi als typisch für die spätkapitalistischen Subjektivierungsformen beschrieben hat, vor allem reflexhaft agieren – ob es gegen „Gewalt verherrlichende“ Bilder, für den Frieden oder um den großen Durchblick geht, wo die Kraft der Behauptung stets in der scheinbar unmittelbaren Evidenz des Aufdeckens von Interessen und Zusammenhängen liegt, besteht das Potenzial der klassischen Überschreitungsgenres, nämlich Melodram, Horror und Pornographie im transversalen Umgang mit verschiedenen Darstellungsebenen, normalen, imaginären und gespenstischen. Nicht die Verdrängungsarbeit, die eingewachsen ist in die Bildproduktion der Imagination, der grausig-großartigen Angst vor den Affekten, sondern das Flechtwerk an Beziehungen, Verdichtungen und Verneinungen fordert die permanente Krise, den permanenten Diskurs. Dabei stellt die Selbstreferenz, die in den Filmen eines Mike Figgis oder in den Arbeiten von Jeanne Faust oftmals mit der Reflexion des eigenen Mediums und der eigenen Produktionsbedingungen zu Tage tritt, eine wesentliche Strategie dar, um die jeweils eigene Involviertheit in gesellschaftliche Gewaltverhältnisse zu benennen.
(Auszug Pressetext)